Zur Einstimmung auf die Gartenschau Freudenstadt Baiersbronn eröffnete bereits vorab die Riesen-Rutsche am Walderlebnis Bärenschlössle. Unsere Autorin Michelle Holderied wagt den Test.
Die Eröffnung der Gartenschau rückt immer näher. Doch bevor es endlich am Freitag, 23. Mai, soweit ist, fand kürzlich eine weitere Gartenschau-Vorpremiere statt. Schon seit Monaten ist der Bau der Riesen-Rutsche am Walderlebnis Bärenschlössle abgeschlossen, nun wurde sie bei strahlendem Sonnenschein am Familientag eröffnet. Viele Kinder stürmten mit ihren Eltern zum Waldpark, um die neue Röhrenrutsche zu testen. Diese Gelegenheit ließ auch ich mir nicht entgehen, schließlich rutschen nicht nur Kinder gerne.
Die Röhrenrutschen-Anlage der Gartenschau besteht aus zwei Rutschen
Angekommen am Gelände des Walderlebnisareals erstreckt sich eine grüne Kulturlandschaft. Ein Stück weiter hinten sieht man sie schon: die Riesen-Rutsche. Genau genommen sind es sogar zwei Röhrenrutschen, welche sich wie riesige silberne Schlangen über den Hang winden. Die obere startet am sogenannten „Vogelnest“. Sie ist 32 Meter lang und überwindet insgesamt zwölf Meter Höhenunterschied. Der untere Teil der Rutsche beginnt im „Stangenwald“ und ist 37 Meter lang: Hier überwindet man bei einer Fahrt einen Höhenunterschied von 14 Metern.
Oben angekommen rennen Scharen von Kindern aufgeregt in Richtung der Rutschen und ziehen ihre Eltern hinter sich her. Ich stelle mich mit einer Kollegin zusammen, die mich zur Einweihung der Rutsche begleitet hat, in die Schlange. Tatsächlich stelle ich erleichtert fest, dass wir nicht die einzigen Erwachsenen sind, welche aufgeregt zwischen den Kindern in der Reihe stehen. Vor der Rutsche ist eine Tafel mit sämtlichen Warnhinweisen aufgestellt: „Benutzung bei Regen verboten“, „Abstand halten“, „Keine Gegenstände mitführen“. Ich blicke etwas verlegen auf meinen Rucksack und das Handy in meiner Hand.
Immer wieder dröhnen laute Schreie aus der Rutsche hervor. Der Umstand, dass diese weder euphorisch noch enthusiastisch, sondern eher erschrocken klingen, verängstigt mich dann doch ein wenig. Den unsicheren Blicken meiner Begleiterin zufolge geht es ihr ähnlich. Wir beschließen also, unsere erste Rutschfahrt gemeinsam zu bestreiten. Vor der Rutsche ist eine kleine „Ampel“ aufgebaut. Plötzlich schaltet sie von Rot auf Grün: Das ist dann wohl unser Zeichen zum Start. „Wird schon schief gehen“, murmle ich vor mich hin.
Beim hinsetzten spüre ich das kühle Blech unter meinen Fingern. Dann strampeln wir uns ein paar Zentimeter weiter nach vorne, um uns selbst den letzten Anstoß zu geben. Zu meiner Überraschung beschleunigen wir mehr als ich erst angenommen hatte. Die kleinen runden Fenster an der Decke der Rutsche sorgen immer wieder für ein kurzes Lichtspiel in der Röhre. Ich spüre wie das Adrenalin durch meinen Körper schießt. Leider ist der Spaß nur von kurzer Dauer, weil die Fahrt nach etwa fünf Sekunden vorbei ist. Unten angekommen frage ich meine Begleiterin mit weit aufgerissenen Augen und vollem Enthusiasmus: „ Noch mal?“. Ihr Kopfschütteln gibt mir zu verstehen, dass ich die zweite Rutsche nun wohl alleine testen muss.
Auf dem Weg zur zweiten Rutsche nehme ich mir kurz Zeit das Panorama auf mich wirken zu lassen. Es sieht sehr friedlich aus: Ein grünes Gelände, nur Bäume und in der Ferne einige Häuser. Auf der großen Wiese vor dem Bärenschlössle picknickt eine Gruppe und einige Schmetterlinge flattern herum. Ich nehme einen tiefen Atemzug, es riecht nach Rindenmulch.
Ich werfe einen Blick nach unten, meine Begleitung winkt mir aufmuntert zu. Ich setzte mich in die Rutsche und robbe ein Stück nach vorn. An einer Stelle in der Rutsche kann man schwarze Streifen erkennen, wahrscheinlich Verfärbungen durch die Sohle der Schuhe durch die hohe Geschwindigkeit. Die Rutsche kommt mir tatsächlich noch schneller vor als die Erste.
Der warme Gegenwind pfeift mir durchs Gesicht und zieht mir kurz vor Schluss meine Kappe vom Kopf. Noch etwas wackelig, fast wie benommen, steige ich aus der Rutsche. „Der Warnhinweis, die Rutsche nicht bei Nässe zu benutzen, ist definitiv sinnvoll“, denke ich mir. Mein Tipp: Am besten auch nur mit einer langen Hose rutschen. Unten angekommen höre ich im vorbei gehend eine Mutter mahnend zu ihrem Kind sagen: „Nein, jetzt wird nicht mehr gerutscht, das reicht jetzt“. Ich muss schmunzeln, es hat wohl nicht nur mir gefallen.