Die Lage ist angespannt. Die Schulen in Oberndorf suchen händeringend nach Lehrkräften. Noch können die Auswirkungen des Lehrermangels auf den Unterricht im Zaum gehalten werden. Doch weitere Ausfälle kann man wohl nur schwer verkraften.
Oberndorf - Bewerber sind äußerst rar. Zwölf Stellen wurden im Laufe des vergangenen Jahres ausgeschrieben, berichtet Michael Schwarz, Rektor des Schulverbunds in Oberndorf. Es gab lediglich eine einzige Bewerbung.
Es handelte sich um eine Referendarin, die bereits an der Schule war. "Von außerhalb kommen schlichtweg keine Bewerber", so Schwarz. Junge Lehrer seien nur schwer für den ländlichen Raum zu begeistern, nennt er als einen wesentlichen Grund.
Problem hat sich verschärft
In den vergangenen Jahren habe sich das Problem zunehmend verschärft. Nach und nach werden immer mehr Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Doch nur wenige Nachwuchskräfte rücken dafür nach. Der bereits bestehende Mangel schreckt sogar noch zusätzlich ab: Die Chancen auf eine Versetzung stehen schlecht, eine langfristige Anstellung wäre die Folge. Lehrkräfte, die womöglich bereit wären, zwei bis drei Jahre in Oberndorf zu bleiben und hier ihre Lehrerlaufbahn zu starten, suchen ihr Glück lieber woanders.
Lücken stopfen
Derzeit werden 829 Schüler am Schulverbund unterrichtet. Zu Beginn des vergangenen Schuljahres waren es noch 807. Die Anzahl der Lehrer ist von 70 auf 69 gesunken. Um die Lücken zu stopfen, kommen sogenannte "Nichterfüller" zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Lehrkräfte, die nicht die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen, um "offiziell" Lehrer zu sein. Daher der Name. Es handelt sich beispielsweise um Lehrer, die nach dem Studium kein Referendariat abgeschlossen haben, oder Personen, die im Ausland auf Lehramt studiert haben. In Sport und Musik werden Hochschulabsolventen eingesetzt, die ihr Fach nicht auf Lehramt studiert haben, nennt Schwarz weitere Beispiele. "Die gelten nicht als Lehrkraft, machen aber dennoch hervorragenden Unterricht."
"Nichterfüller" erhalten nur befristete Verträge, da die Stellen auf lange Sicht dauerhaft mit Lehrkräften besetzt werden sollen. Doch die Chancen dafür stehen aufgrund des Personalmangels schlecht. Schwarz konnte sich dafür einsetzen, dass die "Nichterfüller" bereits vor den Ferien einen weiteren Vertrag erhalten haben und so nicht in unbezahlte Ferien entlassen wurden. "Das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung", so Schwarz.
Stunden müssen gestrichen werden
Der Lehrermangel hat auch Auswirkungen auf den Unterricht. Doch man hat eine flexible Lösung gefunden, um die Auswirkungen im Zaum zu halten. Klassenlehrer bekommen pro Woche eine Stunde weniger mit ihrer Klasse. Da sie mehrere Fächer unterrichten, können sie entscheiden, welches Fach kürzer treten kann. So verteilt sich der Verlust der einen Stunde auf mehrere Fächer, die Themen auf dem Lehrplan können in angemessenem Umfang unterrichtet werden.
Auch am Gymnasium fehlt es an Personal
Auch beim Gymnasium am Rosenberg ist man personell dünn besetzt. Man sei schon seit Jahren nicht mehr mit so wenig Personal in das neue Schuljahr gestartet, sagt Rektor Dirk Weigold. Drei Lehrerabgänge musste man über die Sommerferien verkraften. Nachbesetzt wurden allerdings nur eineinhalb Stellen – eine Lehrkraft teilt man sich mit dem Albeck-Gymnasium in Sulz. Die Schülerzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich geblieben: Derzeit werden 371 Schüler unterrichtet, 35 Lehrkräfte sind im Einsatz. "Wir sind knapp auf Kante genäht, die Spielräume sind maximal ausgenutzt", so Weigold. Man sei personell an der Grenze, weitere Ausfälle könne man nur schwer verkraften. Junge Bewerber gibt es bei Ausschreibungen nur wenige, "der Markt ist leer gefegt", sagt er.
Trotzdem positives Fazit
Auch Am Gymnasium mussten Unterrichtsstunden gestrichen werden. In den fünften und achten Klassen fällt jeweils eine Stunde pro Woche in einem Nebenfach aus. Das AG-Angebot wurde deutlich verringert. Die fehlenden Kapazitäten sorgen zudem dafür, dass es kaum möglich ist, ukrainische Kinder im Unterricht angemessen zu betreuen.
Trotz aller Schwierigkeiten ziehen beide Rektoren ein positives Fazit zur ersten Schulwoche. Es ist der erste "normale" Schulstart seit 2019. "Die Kinder kommen mit Freude in die Schule. Die Lehrer natürlich auch", sagt Michael Schwarz. Auch Dirk Weigold spricht von einem reibungslosen Start unter den gegebenen Umständen.