Auch zum neuen Schuljahr bleibt der Lehrermangel im Kreis Freudenstadt ein Problem Foto: Caroline Seidel-Dißmannel/dpa

Für rund 9000 Schüler im Kreis Freudenstadt begann am Montag das neue Schuljahr. Doch wie ist die Lage an den Schulen? Wo fehlen Lehrer? In welchen Fächern gibt es Bedarf?

Für rund 9000 Schüler an 47 öffentlichen Schulen im Kreis Freudenstadt startete am Montag das neue Schuljahr. Trotz 43 neu eingestellten Lehrern und fünf Direkteinsteiger konnten nicht alle Stellen besetzt werden.

 

An zwei Grundschulen im Landkreis sei derzeit die Schulleiterstelle vakant, teilt Karl Henne, Schulamtsdirektor des staatlichen Schulamts Rastatt, auf Anfrage unserer Redaktion mit. Zudem seien noch sieben Lehrstellen ausgeschrieben und zu besetzen.

Dabei sei der Bedarf an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren am größten. An den allgemeinbildenden Schulen gebe es in den Fächern Chemie, Physik, Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES) und Sport einen Mangel, ergänzt Henne.

Lehrerversorgung im ländlichen Raum verbessert

Doch wie nehmen das die Schulen selbst wahr? „Im Vergleich zu den letzten Jahren hat sich die Lehrerversorgung im ländlichen Raum insgesamt verbessert“, erklärt Götz Peter, Geschäftsführender Schulleiter für Horb, Empfingen und Eutingen.

Volker Offenhäuser, Rektor des Martin-Gerbert-Gymnasiums in Horb sagt: „Wir sind in diesem Schuljahr gut versorgt, so dass die Unterrichtsbereiche problemlos abgedeckt werden können.“

„Wir merken, dass das Gymnasium durch die Einführung von G9 aktuell weniger Lehrkräfte benötigt und da kommen Bewerber jetzt doch gerne mal aufs Land“, bestätigt Marco Finkbeiner, Schulleiter des Richard-von-Weizsäcker Gymnasiums in Baiersbronn.

Laut ihm unterstützten sich die Schulen bei Lehrermangel auch „mit großem organisatorischen Aufwand“ gegenseitig. Im evangelischer Religion hätten sie jedoch einen großen Mangel, da die Landeskirche die Pfarrstellen reduziert hat.

Vorteilhafte Lage in Baiersbronn

Karin van Kemenade, Leiterin der Johannes-Gaiser-Realschule, führt die ausreichende Lehrerversorgung im Fall ihrer Schule auf den Standort Baiersbronn zurück. Sie hätten Glück, mit der Lage nahe dem Kniebis, da hier auch Lehrer aus dem Badischen bereit seien, eine Stelle anzutreten. Nur im Fach Englisch würden Lehrer fehlen.

Auch die Schulen in Dornstetten seien ohne größere Lücken ins neue Schuljahr gestartet. Die örtliche Realschule konnte in diesem Jahr gleich fünf neue Lehrkräfte begrüßen.

Standort Freudenstadt für Lehrkräfte unattraktiv

Doch der Lehrermangel bleibt ein Problem. „Im beruflichen Schulzentrum haben wir den Vorteil, dass wir drei Schulen uns sehr gut mit Abordnungen in Mangelfächern helfen können“, erklärt Antonio Jakob, Leiter der Eduard-Spranger-Schule. Das Fach evangelische Religion sei derzeit jedoch an keiner der drei Schulen entsprechend vertreten.

„Den Lehrermangel spüren wir in der ländlichen Region deutlich“, erklärt Sybille Roth, Leiterin der Kepler-Werkrealschule. Hier mache sich dieser besonders in den Fächern Musik, Religion und dem Sport der Mädchen bemerkbar. „Es gibt seit Jahren zu wenig Bewerber, die eine unbefristete Stelle im Landkreis Freudenstadt annehmen“, erklärt Henne. Die Lehrerversorgung an der Falkenrealschule in Freudenstadt sei laut Schulleiter Matthias Zeller jedoch sehr gut.

Unterschiede in der Entwicklung der Schülerzahlen

Die Entwicklung der Schülerzahlen unterscheidet sich je nach Ort und Schulart stark. In Horb und Freudenstadt scheinen die Zahlen stabil. „Was mich mit Unverständnis erfüllt, ist die Tatsache, dass nahezu 45 Prozent der Viertklässler des Horber Sprengels an weiterführenden Schulen außerhalb Horbs angemeldet werden“, meint jedoch Peter.

Die Schulen in Baiersbronn und Dornstetten erleben indessen neue Entwicklungen. Die Johannes-Gaiser-Realschule sei laut Kemenade „so groß wie nie“. Auch am Gymnasium in Dornstetten und der Falkenrealschule in Freudenstadt sind die Schülerzahlen gestiegen.

Das Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium in Baiersbronn verzeichnet hingegen weniger Anmeldungen. Schulleiter Finkbeiner führt das auf die Startprobleme bei Kompass 4 und Unsicherheiten durch die Einführung von G9 zurück.

Beim Horber MGG scheinen die Zahlen stabil. Offenhäuser: „Auch in Klasse 5 sind es durchschnittliche Werte bei der Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Da in unserer Umgebung viele G9-Gymnasien waren, wird es eine Weile dauern, bis der „Geschwisterbonus“  (auch die jüngeren besuchen das G9-Gymnasium älterer Geschwister) abgeebbt ist.“