Grundschüler beschäftigen sich in Kippenheim nicht nur mit Mathe und Deutsch, sondern lernen auch, wie sie angemessen miteinander umgehen. Schulsozialarbeiterin Ann Ida Müller hilft ihnen dabei. Foto: Symbolfoto: Kusch

Ann Ida Müller ist seit fünf Jahren als Schulsozialarbeiterin in Kippenheim und Schmieheim aktiv. Im Gemeinderat blickte sie auf bisher Erreichtes zurück und erläuterte unter anderem, was es mit der sogenannten "Giraffenstunde" auf sich hat.

Kippenheim - "Wir würden gerne einmal hören, wie es läuft und wie es aussieht", erklärte Bürgermeister Matthias Gutbrod und leitete im Gemeinderat damit zum Vortrag von Schulsozialarbeiterin Ann Ida Müller über. Nach fünf Jahren Tätigkeit in Kippenheimer und Schmieheimer Schulen sei ein Rückblick angebracht.

"Die Werkrealschule hat mich anfangs mehr gefordert", begann Müller ihren Bericht. Dort habe sie immer wieder Konflikte lösen müssen und sei als "Feuerwehr" im Einsatz gewesen. Sie habe mit Schulverweigerern zu tun gehabt und auch Cybermobbing, also Diskriminierung von Mitschülern in den sozialen Medien, sei ein Thema gewesen. Als Projekte habe sie sich um das soziale Lernen und die Suchtprävention gekümmert. Der Schwerpunkt lag auf den Klassen fünf bis sieben. Müller arbeite jedoch nicht nur mit Schülern. Auch die Arbeit mit den Eltern, die Beratung bei der Erziehung und auch die Beratung von Lehrern sei Teil ihres Jobs.

Die Grundschulen seien zunächst etwas im Hintergrund geblieben, inzwischen habe sie dort jedoch ein festes Konzept verankern können. Das vorrangige Ziel: "Wertschätzendes und Verantwortungsbewusstes Arbeiten ab der ersten Klasse", so Müller. "Das Programm war erst freiwillig und manche Lehrer wollten es nicht. Dann wurde es aber verbindlich eingeführt", berichtet die Schulsozialarbeiterin.

Kinder lernen Gefühle zu benennen

Das Konzept in den Grundschulen besteht aus vier Stufen: In der ersten Klasse lernen die Kinder anhand der Figur "Lubo aus dem All" spielerisch, wie man sich an Regeln hält. In der zweiten Klasse lernen die Kinder in der "Giraffenstunde" "den Weg von der Wolfssprache zur Giraffensprache". Dabei stehe die Wolfssprache für misstrauisches, ängstliches, angriffslustiges, aggressives Verhalten, während die Giraffe gelassen, unterstützend, freundlich und vertrauend sei. "In jedem von uns steckt beides", sagt Müller. Je nachdem, wie es uns geht, werde das eine oder das andere aktiviert. Die Kinder lernen in Gesprächssituationen und Rollenspielen, ihre Gefühle klar zu benennen. "Es ist ganz interessant, wenn man vor Augen geführt bekommt, dass man als Wolf spricht", warf Gutbrod ein. Durch seine Kinder hätte er die "Giraffenstunde" bereits kennengelernt.

Für die dritten Klassen bietet Müller eine Ausbildung als Streitschlichter an. "Für die Ausbildung kann man sich bewerben. Die Lehrer und ich wählen gemeinsam aus, wer den Job gut machen kann", erklärte Müller. Die Ausbildung bestehe aus vier Modulen in der Freizeit am Nachmittag. "Die Kinder lernen, dass Konfliktpartner keine Gegner sind. Sie entwickeln Strategien für Wiedergutmachung", beschrieb Müller die Inhalte der Ausbildung.

Für die Kinder sei die Ausbildung eine "große Ehre". Schließlich müssten sie eine Prüfung bestehen und erhalten im Anschluss eine Urkunde. Derzeit gebe es zehn Streitschlichter, die auch in der vierten Klasse noch aktiv bleiben, um Konflikte zu lösen. Die Begleitung der Streitschlichter, die bei der Ausbildung neuer Streitschlichter mit ins Boot genommen werden, ist der vierte Teil des Konzepts. "Ich finde, dass es fruchtet", sagte Müller abschließend.

Wichtig sei, den angemessenen Umgang miteinander immer wieder zu trainieren. Durch Wiederholung schleife er sich ein. Bürgermeister Gutbrod fand lobende Worte für die Sozialarbeiterin: "Die Unterstützung wird sehr gerne gesehen, das berichten mir auch Lehrer. Auch ich nehme das so wahr, dass es gut ankommt", bedankte er sich.

Auch in Mahlberg aktiv

Ann Ida Müller arbeitet seit 2017 als Schulsozialarbeiterin. Sie ist nicht nur in Kippenheim und Schmieheim, sondern auch in Mahlberg und Orschweier aktiv. Insgesamt 14,5 Stunden in der Woche sind für die Arbeit in den Schulen der Gemeinde vorgesehen.