Seit diesem Schuljahr gibt es an der Gechinger Schlehengäu-Grundschule eine Schulsozialarbeit. Katrin Grote (links) ist gefragte Gesprächspartnerin bei den Kindern und entlastet darüber hinaus Schulleiterin Karin Rittig (rechts) und das ganze Lehrerkollegium. Foto: Jeanette Tröger /Picasa

Die Schlehengäuschule hat seit diesem Schuljahr eine Sozialarbeiterin.

Schulsozialarbeit sollte mittlerweile auch an jeder Grundschule Standard sein, findet Rektorin Karin Rittig. „Wir haben lange gedacht, es geht ohne, aber vor allem nach Corona ist der Bedarf immer mehr gewachsen.“ Seit diesem Schuljahr bietet Katrin Grote Schülern und auch Eltern Sprechstunden an und steht beratend bei Konflikten oder anderen Anliegen zur Seite.

 

„Wir sind keine Brennpunktschule, aber die ganzen gesellschaftlichen Veränderungen spüren wir natürlich auch“, sagt die Schulleiterin im gemeinsamen Gespräch mit Grote und unserer Redaktion, „die Konflikte zum Beispiel in den Pausen nehmen zu und die Zeit für Gespräche hat in den Pausen einfach nicht mehr gereicht“.

Eigenes Konzept erfunden

Rittig und ihr Kollegium sind quasi Autodidakten in Sachen Schulsozialarbeit: „Wir hatten selbst Ideen, was wir wollen und wo es Bedarf gibt und mussten unser eigenes Konzept erfinden“. Ergebnis sind offene Sprechstunden für Kinder am Donnerstagnachmittag ab 16 Uhr, zu denen die Kinder ohne Termin kommen können. Am Dienstagnachmittag von 16 bis 17.15 Uhr gibt es die offene Sprechstunde für Eltern.

Keine Unbekannte

Grote ist in der Schlehengäuschule keine Unbekannte, ihre älteste Tochter wurde dort 2001 eingeschult. „Von Anfang an hat sie als engagierte Mutter mitgearbeitet in verschiedenen Bereichen, in der Kreativwerkstatt, mit Angeboten in der Ganztagsbetreuung und in der Schulkindbegleitung im Unterricht“, erzählt Rittig. Grote hat ursprünglich Lebensmittelchemie studiert und ist dann bei ihren Kindern, drei Töchtern, zuhause geblieben.

Von Berlin ins Schlehengäu

Im Dezember 2001 zog die Familie aus der Metropole Berlin ins Dorf im Schlehengäu. “Es war damals eine Herausforderung, mich umzustellen aufs Landleben“, gesteht sie. Auch wenn Grote nicht explizit eine Ausbildung in Sozialarbeit hat, „war durch ihre vielfältigen Aufgaben und Erfahrungen seither im Schulleben oder auch mit Sprachunterricht in der Flüchtlingsarbeit klar, dass ihr das gute Impulse für ihre Aufgabe in der Schulsozialarbeit gibt“, betont Rittig. Derzeit absolviert Grote nebenbei ein Fernstudium Psychologie, das sie zeitlich ihrem Aufwand für die Schulsozialarbeit anpassen kann.

Wie wird das Angebot angenommen?

Wie nehmen die Kinder das Angebot an? „Sehr gut,“ findet Grote, „die Kinder sprechen mich auch so an, sie kommen nicht nur mit schulischen Geschichten, sondern auch mit privaten Themen“. Trauerkinder zum Beispiel, die noch ein externes Gespräch außerhalb des Familienverbunds brauchen oder Geschwisterkinder mit Ablöseproblemen. „Kinder wollen wahrgenommen werden, dieses Bedürfnis wird nicht immer befriedigt, sei es zuhause oder im Klassenverband. Auch das ist manchmal Thema ebenso wie Mobbing.“

Neues Yoga-Angebot – auch Jungs sind gerne dabei

Grote ist neben den Sprechstunden zeitweise auch in der Ganztagsbetreuung dabei und manchmal im Unterricht. Sie hat an der Schlehengäuschule ein Yoga-Angebot eingeführt, das nicht nur die Mädchen annehmen, „auch ein paar Jungs machen gerne mit.“ Als Versuchsballon gestartet ist das Schlafangebot im Rahmen der Ganztagsbetreuung, auch das ist mittlerweile fest integriert im Schulalltag. Es wurde eine Ruhezone mit Matratzen ausgestattet, wohin sich die Kinder bei Bedarf zurückziehen können.

Und wie ist es bei den Eltern? Der beiderseitige Bedarf an Gesprächen und Austausch ist auch da gewachsen, jedoch von den Lehrkräften alleine einfach nicht mehr zu leisten, wie Rittig berichtet. Eltern kommen von sich aus noch eher selten auf Grote zu, „vielleicht ist es eine Hürde, dass ich auch im Dorf wohne“. Deshalb ist ganz wichtig zu wissen ist, dass die Schulsozialarbeit der Verschwiegenheitspflicht untersteht, betont Grote.

Entlastung für das gesamte Kollegium

Schulleiterin Rittig stellt fest, dass die Arbeit von Grote das ganze Kollegium entlastet und auch vom Druck befreit, den anvertrauten Kindern bei den wachsenden vielfältigen Herausforderungen in der heutigen Zeit in den Unterrichtszeiten nicht mehr im nötigen Umfang Hilfestellung und Orientierung geben zu können. Im kommenden Schuljahr startet ein Projekt zu Lernproblemen, „denn häufig werden diese auch zu einem sozialen Problem, zum Beispiel wenn es wegen Hausaufgaben ständig Streit in der Familie gibt“, so Rittig.