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Gabriele Warminski-Leitheußer stellt Eckpunkte künftiger Bildungspolitik des Landes vor.

Stuttgart - 30 Schulen sollen im nächsten Schuljahr als Gemeinschaftsschulen starten. Das gab Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) am Montag bekannt. Zudem will sie die Unterrichtsversorgung verbessern und mehr Ganztagsschulen einrichten.

Das Interesse an den neuen Gemeinschaftsschulen sei groß, sagte Kultusministerin Leitheußer-Warminski bei der Pressekonferenz zum Auftakt des neuen Schuljahres in Stuttgart. Mittlerweile gebe es 150 bis 200 Anfragen aus dem ganzen Land. 30 Schulen sollen im nächsten Schuljahr 2012/13 an den Start gehen. Genehmigt würden nur Schulen mit einem guten pädagogischen Konzept, damit die Qualität stimme. "Wir wollen erreichen, dass die einzelnen Kinder und Jugendlichen so gut wie möglich gefördert werden und so lange wie möglich gemeinsam lernen können", sagte die Ministerin. So müssen Gemeinschaftsschulen Ganztagsschulen sein.

An den Gemeinschaftsschulen sollen der Hauptschulabschluss, die mittlere Reife und das Abitur möglich sein. Die Gemeinschaftsschule umfasst die Klassen fünf bis zehn, an größeren Schulen mit mindestens zwei Klassen je Jahrgang ist auch eine gymnasiale Oberstufe möglich. Im kommenden Jahr will die Landesregierung den Schulen, die Gemeinschaftsschulen werden, insgesamt 52 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung stellen. Außerdem soll die maximale Klassengröße bei 25 Schülern liegen, an den übrigen weiterführenden Schulen liegt die Obergrenze derzeit bei 30 Schülern.

Auch an den anderen Schularten setzt Warminski-Leitheußer auf mehr Ganztagsbetrieb. "Damit können sich die Familien künftig stärker darauf verlassen, dass die Kinder und Jugendlichen länger in den Schulen unterrichtet und betreut werden", so die Ministerin. Zunächst soll das Angebot an den Grundschulen verbessert werden. Bis zum Jahr 2020 soll jede Grundschule Ganztagsangebote machen. Vor Ort soll dann entschieden werden, ob diese freiwillig genutzt werden können oder verpflichtend sind. Für den Ausbau sind 220 zusätzliche Deputate pro Jahr vorgesehen.

Neunjährige Züge im Rahmen von Modellversuchen

Vom Schuljahr 2012/13 an können an Gymnasien auch wieder neunjährige Züge eingeführt werden - im Rahmen von Modellversuchen. Zugleich müssten aber auch die Bildungspläne für das achtjährige Gymnasium "weiterentwickelt" werden, sagte die Ministerin. "Es hat den Anschein, dass man den einen oder anderen Unterrichtsstoff den Kindern zu früh nahebringt und sie damit überfordert."

Bei der Werkrealschule entfällt die von der CDU-FDP-Koalition beschlossene Kooperation mit den Berufsfachschulen in der zehnten Klasse. Zudem können alle Schüler die zehnte Klasse besuchen. Die alte Regierung wollte dies von den Noten in der neunten Klasse abhängig machen.

Um die Unterrichtsversorgung zu verbessern, will Warminski-Leitheußer vier Jahre lang je 200 Krankenvertreter einstellen. Sie bezifferte die Kosten für die neuen Initiativen 2012 mit 150 Millionen Euro. Würden alle Projekte des Koalitionsvertrags umgesetzt, wären 366 Millionen Euro nötig. Das geht aus einem unveröffentlichten Papier des Ministeriums hervor.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begrüßte die "ersten Schritte zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung". Zugleich forderte sie eine "seriöse Finanzpolitik zur Finanzierung der weiteren bildungspolitischen Ziele". Grün-Rot schmücke sich mit fremden Federn, sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Georg Wacker. Kleinere Klassen und andere Erfolge seinen "Maßnahmen, die noch die CDU-geführte Landesregierung auf den Weg gebracht hatte". Mit ihren eigenen Vorstellungen bleibe die Ministerin "unverbindlich, unkonkret und widersprüchlich". Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timm Kern, warf der Ministerin vor, sie habe das neue Schuljahr schlecht vorbereitet. So gebe es vielerorts Klagen über Unterrichtsausfall.