Bei der Podiumsdiskussion der Sommerakademie in der Bad Wildbader Trink-halle sind auf dem Bild Thomas Kerstan (von links), Elsbeth Stern, Thomas Riecke-Baulecke, Theresa Schopper, Sabine Mundle und Gertrud Gandenberger zu sehen. Foto: Ziegelbauer

Bei der Sommerakademie von Schulleitern in Bad Wildbad ist es um die Herausforderungen im Bildungswesen durch die Corona-Krise gegangen.

Bad Wildbad - Schon zum zweiten Mal ist die Kurstadt seit Dienstag und noch bis Donnerstag der Tagungsort der Sommerakademie und damit der Treffpunkt für rund 100 Schulleiter aus Baden-Württemberg. Eingeladen dazu haben die Heraeus-Bildungsstiftung mit Sitz in Hanau und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL, Stuttgart) in seine Bad Wildbader Außenstelle zum Generalthema "Schulentwicklung weitergedacht – Innovation, Reflexion, Unterstützung". Sie wollen damit den Schulleitungen optimale Voraussetzungen für einen guten Start in das neue Schuljahr vermitteln.

Thomas Riecke-Baulecke, Präsident des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung eröffnete am Dienstagvormittag in der Trinkhalle die Sommerakademie. In seiner Ansprache bezeichnete er die Zeit der Corona-Pandemie im Schulwesen als die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Habe die Bewältigung der damit verbundenen Probleme doch das volle Engagement der Schulleitungen gefordert. "Die große Lehre der letzten Zeit ist: Wir als Kultusverwaltung müssen Ihnen noch mehr zutrauen", räumte er gegenüber den Teilnehmern der Sommerakademie ein. Er sah mit dem an den drei Tagen gebotenen Programm ein Signal dafür, den Fachkräften "auch Exzellenz" zu bieten.

Managerqualitäten notwendig

Nach Bad Wildbad gekommen war auch Beate Heraeus, Vorstandsvorsitzende der gleichnamigen Bildungsstiftung. Sie sah in ihrem Grußwort die Notwendigkeit, in die Ausbildung von Lehrkräften als spätere Schulleiter auch Managementkompetenzen einzubringen.

Mit ein Höhepunkt im Programm des zweieinhalbtägigen Akademieprogramms mit einem guten Dutzend an Referenten, darunter auch mit der aus der Schweiz angereisten Professorin Elsbeth Stern von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, war die Präsenz von Theresa Schopper, baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport. Sie sah im Angebot der Sommerakademie die Möglichkeit zu einem wichtigen Kommunikationsaustausch von Schulleitern. Gebe es doch bei diesen mit der Corona-Pandemie eine Zeit mit hohen Herausforderungen. Ziel müsse es sein, im Schulablauf wieder eine möglichst große Normalität zu praktizieren.

"Wir wissen, dass wir an Schulen ein Bildungsmonitoring brauchen", war von der Kultusministerin zu hören. Für das kommende Schuljahr würden die Schulleitungen mit zusätzlichen 160 Deputatstellen schwerpunktmäßig für Schulen mit einer Größe ab 20 Klassen gestärkt. Jetzt gelte es, durch die Corona-Pandemie ausgelöste Lernrückstände auszugleichen. Als Mindestanforderung bezeichnete die Kultusministerin die Vorgabe, das zu erreichen, was Kinder am Ende eines Schuljahres zu können und zu wissen haben.

Innovationen finanzieren

Teilnehmer der von der Europabeauftragten Gertrud Gandenberger (Landratsamt Tübingen) moderierten Podiumsdiskussion waren neben Ministerin Schopper der ZSL-Präsident Thomas Riecke-Baulecke, Professorin Elsbeth Stern aus Zürich, Thomas Kerstan, Journalist und Korrespondent der Zeit, Rektorin Sabine Mundle von der Grundschule Sommerhofen in Sindelfingen, und Oberstudiendirektor Michael Burgenmeister vom Theodor-Heuss-Gymnasium Esslingen. Angesprochen wurden dabei die zusätzlichen Herausforderungen im Unterricht mit Schülern aus der Ukraine und erstrebenswerte Kooperationen von Schulen mit externen Kooperationspartnern wie etwa mit Musikschulen, mit Vereinen und mit Organisationen. Des Weiteren ging es um unterschiedliche Strukturen der Bildungspläne in den einzelnen Bundesländern und um die Kooperation mit Schulträgern bei der Finanzierung von Innovationen und Weiterentwicklungen von Bildungsangeboten, wobei die Ministerin dabei speziell in Baden-Württemberg eine gute Zusammenarbeit mit den Schulträgern sah.

Offensive gefordert

Angesprochen in der Podiumsdiskussion wurde auch die Übergangspraxis in weiterführende Schulen und vom Abitur zum Universitätsstudium. Was die Versorgung der Schulen mit Lehrern anbetreffe, nannte die Kultusministerin die Zahl mit 97 Prozent des Bedarfs. Womit man sagen könne, dass die Schulen wohl besser versorgt seien als so manche Unternehmen mit notwendigen Mitarbeitern. Weiterhin gelte die Devise "Wir brauchen eine Lehreroffensive". Das war die Schlussfolgerung von Sabine Mundle aus der Tatsache, dass derzeit nicht alle Studienplätze für Lehrer belegt seien. Daran knüpfte Michael Burgenmeister an mit dem Wunsch und der Bitte an die Kultusministerin Lehrerstellen für ein neues Schuljahr, wie schon in früheren Jahren erfolgreich praktiziert, wieder zeitig im vorangehenden Schuljahr auszuschreiben und diese nicht erst wenige Wochen oder Monate vor dem Beginn des neuen Schuljahres zu vergeben.