Sie haben den Verein Naturschule Schwarzwald-Baar gegründet, um eine Schule einzurichten, die das Konzept des Waldkindergartens fortsetzt und ein Lernen in und von der Natur ermöglicht (von links): Ronny Kreidemeier, die Vorsitzende Nina Wesely, Jana Sandler, Andreas Banescu-Winderhalder, Georg Graesslin, die zweite Vorsitzende Petra Wahl, Anima Wahl und Miriam Brugger. Foto: Naturschule/Brugger

Eine Gruppe von Eltern und pädagogischen Fachkräften hat den Verein Naturschule Schwarzwald-Baar gegründet. Sie erläutern ihr Konzept und erzählen von ihren Visionen.

Ein selbstbestimmtes Lernen in und von der Natur, mitten im Wald, der die Kinder anregt, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen, und einen geschützten Raum gibt, in dem sie sich wohlfühlen und frei entwickeln können: Das ist die Vision von Eltern, pädagogischen Fachkräften und Interessierten, die den Verein Naturschule Schwarzwald-Baar gegründet haben.

 

Aufbauend auf dem seit mehr als 20 Jahren existierenden Villinger Waldkindergarten und den positiven Erfahrungen möchten sie, dass der Nachwuchs diese intensive Verbindung zur Natur auch in der Schulzeit erleben kann. Ein Jahr an Vorbereitung liegt hinter den Initiatoren, nun haben sie mit der Vereinsgründung einen wichtigen Schritt in Richtung Umsetzung unternommen, erklärt die Vorsitzende Nina Wesely.

Jetzt gehe es auf die Suche nach einem geeigneten Domizil, ob ein Tiny House, ein Hof oder ein leerstehendes Gebäude, auf jeden Fall eingebettet in die Natur und möglichst in der Nähe des Waldkindergartens. Sei es doch das Ziel, dass der Nachwuchs jederzeit Zugang zum Wald und zu einer inspirierenden, natürlichen Lernumgebung hat. Andererseits müssten Kriterien wie Brandschutz oder die Nähe zu einer Bushaltestelle erfüllt sein.

Neben der Wahl eines Standorts gelte es auch, Konzepte für die Schule und die Finanzierung zu erstellen, erläutert die zweite Vorsitzende Petra Wahl. Geplant sei, dass sich Arbeitsgruppen dieser Themen annehmen. Hohe Anforderungen seien beim Schulkonzept zu erfüllen, das als Grundlage für die Genehmigung beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg einzureichen sei.

Reger Austausch mit Schulen

Da könne der Villinger Verein auf Unterstützung bauen, betont Nina Wesely. Es gebe bereits zahlreiche andere Naturschulen, die zeigen, wohin der Weg gehen kann. Ein reger Austausch bestehe beispielsweise mit der Freien Schule Brigach. Angestrebt sei, das Papier bis Ende 2025 fertigzustellen und dem RP vorzulegen, nennt Petra Wahl die nächsten Aufgaben. Dann heiße es, auf die Genehmigung zu warten.

Sie wisse von einer Freiburger Schule, die erst nach zwei Jahren grünes Licht bekam, sagt Nina Wesely. Es könne aber auch ganz schnell gehen. So sei es schwierig, sich auf einen festen Starttermin festzulegen, „wir würden uns freuen, wenn es 2027 klappt“. Ihr Traum sei es, mit 15 bis 20 Kindern in jahrgangsübergreifenden Klassen anzufangen, in denen sie in ihrem eigenen Tempo lernen können. Eine Vorschule einzurichten sei sinnvoll, später vielleicht auch eine Sekundarstufe.

Bewegung an der frischen Luft

Eigenverantwortung, individuelle Förderung, ein Lernen ohne Noten mit Lehrern, die den Jungen und Mädchen als Partner zur Seite stehen und ihnen auf Augenhöhe begegnen, oder ausreichend Bewegung an der frischen Luft sind einige der Prinzipien, die eine solche Naturschule ausmachen. „Natürlich halten wir uns an den Bildungsplan wie alle anderen Grundschulen auch“, unterstreicht Nina Wesely.

Die konkrete Umsetzung liege allerdings an den künftigen Lehrkräften. Diese zu finden, bereite vermutlich keine Probleme, wie sich bei anderen freien Schulen zeige. Viele Lehrer seien von alternativen Unterrichtskonzepten überzeugt, wüssten ein anderes Arbeitsumfeld als an Regelschulen zu schätzen und seien durchaus zu Kompromissen bei der Bezahlung bereit.

Solide Finanzierung gefragt

Eine solide Finanzierung auf die Beine zu stellen, ist eine weitere Herausforderung. Drei Jahre müsse die Schule zunächst selbst für alle Kosten aufkommen, danach könne sie Zuschüsse erhalten – auch rückwirkend, schildert Petra Wahl die Regelungen. Der Initiative sei es ein Anliegen, dass der Schulbesuch bezahlbar ist. „Es soll keine private Eliteschule sein“, stellt sie fest, zur Diskussion stehe zudem ein solidarisches Beitragssystem. Und durch die einfache Infrastruktur sei der Betrieb sicher ähnlich kostengünstig wie beim Waldkindergarten.

Dieser bestehe inzwischen aus zwei Gruppen mit rund 40 Jungen und Mädchen. Da sehe die Initiative durchaus den Bedarf, dieses Modell nun auf die Schule auszuweiten. Überzeugt sind die Gründungsmitglieder, mit dem Projekt einen Trend aufzugreifen. Das Interesse an der Natur wachse zusehends, immer mehr Menschen seien an naturpädagogischen Ansätzen und Weiterbildungen interessiert, stellt Petra Wahl fest.

Sinnlicher und direkter Zugang

Es sei toll, wenn Eltern die Wahl zwischen der Regel- und der Naturschule hätten, es gehe nicht um besser oder schlechter, vielmehr um die Frage, welches Angebot dem Charakter des Kindes entspreche, erklärt Nina Wesely. Der tägliche Aufenthalt im Freien mache etwas mit dem Nachwuchs, der selbst ungemütliche Tage als schön empfinde. Und diese Erlebnisse wolle sie den Kindern auch in der Schulzeit ermöglichen, in der Natur sei vieles sinnlicher und direkter zu begreifen als im Klassenzimmer.

Kontakt

Der Verein
Rund 15 Eltern und pädagogische Fachkräfte haben den neuen Verein Naturschule Schwarzwald-Baar gegründet, sieben Männer und Frauen gehören dem Vorstandsteam an. Weitere Mitstreiter sind willkommen, die sich in die Entwicklung des Konzepts einbringen möchten, ob Mütter und Väter, Lehrkräfte oder interessierte Menschen aus der Region. Für weitere Informationen steht die Gruppe unter E-Mail kontakt@naturschule-schwarzwald-baar.de zur Verfügung.