uki ist ein Schulhund in Ausbildung. Wenn das Mädchen vorliest, scheint sie aufmerksam zuzuhören. Foto: Rousek

Yuki ist ein Schulhund an der Sprachheilschule in Stammheim. Sie ist noch in der Ausbildung, um genau zu sein. Für die Kinder und ihre Besitzerin, Korina Brookmann, ist sie jetzt schon ein echter Zugewinn.

Sie ist winzig klein, hat braune Knopfaugen, blondes Fell und wickelt im Handumdrehen alle um ihre Pfote: Yuki, der neue Schulhund an der Sprachheilschule in Stammheim. Doch die sechs Monate alte Maltipoo-Hündin (Mischling aus Malteser und Pudel) kann noch viel mehr, als nur süß auszusehen: Im Unterricht ist sie für viele Kinder eine echte Hilfe.

 

Ihre Besitzerin Korina Brookmann ist mächtig stolz, als sie unsere Redaktion zum Fototermin trifft. Yuki, sechs Monate alt, ist aus der Hundeschule geflogen, könnte man sagen. Doch während andere Hundebesitzer angesichts dieser Nachricht zu Recht verzweifeln würden, verrät Brookmann: „Unsere Hundetrainerin wollte uns nicht mehr sehen“ – Yuki habe schlicht keinen Bedarf mehr. Die Hündin kennt die Grundkommandos, folgt ihrer Besitzerin brav überallhin und vor allem: Sie ist die Ruhe selbst. Letzteres ist eines der wichtigsten Voraussetzungen für einen angehenden Schulhund.

Vorgänger verstorben

Brookmann weiß genau, worauf sie sich bei dieser Schulhund-Sache eingelassen hat. Yuki ist nämlich nicht ihr erstes Haustier, mit dem sie in ihrem Beruf als Lehrerin zusammenarbeitet. Auch Emy, Yukis Vorgängerin, war an der Sprachheilschule im Unterricht dabei, acht Jahre lang. Wenn Brookmann über sie spricht, bekommt sie feuchte Augen. Immer noch schmerzt der Verlust ihrer geliebten Hündin, die Mitte März in Folge eines Bandscheibenvorfalls gestorben war.

Auch für die Schüler der Sprachheilschule war das ein herber Verlust. Damit die Kinder besser damit umgehen können, gibt es im Klassenzimmer eine Gedenkecke mit Bildern und kleinen Briefen der Kinder an Emy.

Doch so sehr sie auch vermisst wird – nach einigen Wochen kam die Frage in der Schule auf, wie es nun weitergeht mit der Schulhundearbeit, erzählt Brookmann. Und dann kam Yuki.

Ende des Schuljahres hat Brookmann den Welpe das erste Mal testweise in den Unterricht mitgenommen, um zu sehen, wie er reagiert. „Es war, als wäre sie schon immer mit dabei gewesen“, schwärmt die Lehrerin. Für Brookmann das Zeichen: Sie kann Yuki zum Schulhund ausbilden lassen. Seit 2019 sind nämlich nur noch ausgebildete Hunde zugelassen. Brookmann befürwortet das – den Hunden und den Kindern zuliebe. Beide Seiten müssen die Situationen im Unterricht gut händeln können. Und das ist bei Weitem nicht für jeden Hund etwas. „Wenn es dem Hund nicht gefällt, tut man sich keinen Gefallen“, ist sie überzeugt.

Gefühle zeigen

Die Ausbildung dauert ein Jahr. Hund und Besitzer lernen beispielsweise, wie man das Tier im Unterricht gezielt einsetzen kann, welche Hygienevorschriften man einhalten muss, wie man Stresssignale des Hundes erkennt und vieles mehr, beschreibt Brookmann.

Aber was macht so ein Schulhund eigentlich? Da gibt es ganz verschiedene Ansätze, sagt Brookmann. Beispielsweise die Lesetherapie. Dabei muss der Schulhund – in diesem Fall Yuki – gar nicht viel machen, außer da sein. Das Kind liest dem Hund vor. Er urteilt nicht oder lacht, wenn es einen Fehler macht. Dadurch bekommen die Kinder Selbstbewusstsein. Auch in der Mutismus-Therapie kommen sie zum Einsatz. Kinder, die Mutismus haben, sprechen kaum oder gar nicht und haben Schwierigkeiten, gegenüber fremden Menschen Gefühle zu zeigen. Brookmann berichtet gerade in diesem Bereich von erstaunlichen Erlebnissen: ein mutistisches Kind hat zunächst mit dem Hund geflüstert, später laut gesprochen und schließlich sogar mit anderen Menschen geredet. „Hunde sind ein Türöffner für die pädagogische und therapeutische Arbeit.“

Kinder motivieren

Auch im normalen Unterrichtsalltag hat ein Schulhund seinen Platz. Beispielsweise dürfen die Kinder ihm, wenn sie eine Aufgabe erledigt haben, ein Leckerli geben. Oder sie sollen etwas über den Schulhund schreiben. „Die Kinder sind dann viel motivierter“, weiß Brookmann. Und sie lernen natürlich auch ganz nebenbei vieles über Hunde. Dass man nicht so laut sein darf in deren Gegenwart, weil sie empfindliche Ohren haben. Oder dass man sie nicht einfach streicheln darf, ohne den Besitzer zu fragen und den Hund vorher an der Hand schnuppern zu lassen.

Yuki soll in der Zukunft nicht nur in Brookmanns Klasse „zum Einsatz kommen“, sondern auch in anderen. Brookmann erfährt in der Sprachheilschule viel Offenheit für das Thema Schulhund, auch durch die neue Leiterin Bärbel Kadatz. Es wird sogar derzeit noch ein zweiter Schulhund ausgebildet. Der ist aber eine Nummer größer als die kleine Yuki.