Flagranter Widerspruch: Der Radwegweiser führt eindeutig über die Textilbetonbrücke... Foto: Schweizer

Dilemma in Lautlingen: Der offizielle Radweg von Balingen nach Albstadt führt über den Schulhof, was eigentlich nicht zulässig ist, denn Schulhöfe haben den Rechtsstatus von Spielplätzen. Der Ortschaftsrat ist ratlos.

Albstadt-Lautlingen - Seit Jahr und Tag verläuft der Radweg über die Textilbetonbrücke und den Hof der Ignaz-Demeter-Schule; ein Wegweiser auf dem Kirchenvorplatz lotst Radfahrer, die in Richtung Badkap, Albstadt und Sigmaringen unterwegs sind, über die Textilbetonbrücke auf die Nordseite der Bundesstraße und direkten Wegs zum Schulhof. Der ist allerdings von Rechts wegen ein Spielplatz – was ebenfalls durch Hinweisschilder kenntlich gemacht wird. Er dient den Grundschülern als Pausenhof, und diese Funktion verträgt sich nur bedingt mit der eines Radwegs.

Schüler sind mehrfach gefährdet worden

Mehrfach, berichtete Ortsvorsteher Heiko Peter Melle in der jüngsten Ortschaftsratssitzung, seien Schüler gefährdet worden, und es sei eher mit einer Zu- als Abnahme der Gefahren zur rechnen, besonders, weil immer mehr E-Biker unterwegs seien.

Nun hat die Schulleitung die Konsequenz gezogen und den Antrag gestellt, den Radweg aufzuheben oder seine Nutzung zumindest zeitlich einzugrenzen. Worauf, so Melle, "ein Aufschrei durch die Bevölkerung ging" – tatsächlich waren die Zuschauerränge in der Sitzung gut besetzt, und das Interesse galt erkennbar dem Tagesordnungspunkt Radweg.

Wie Melle weiter berichtete, haben seine Nachforschungen ergeben, dass die Lautlinger mit diesem Problem nicht allein dastehen; es scheint in Deutschland verschiedentlich aufgetreten zu sein, auch in größeren Städten.

Weitere Fälle helfen den Lautlingern nicht

Aber das hilft den Lautlingern auch nicht aus der Zwickmühle. Vor kurzem hat ein Ortstermin mit der Schulleitung und Vertretern des Ordnungsamts stattgefunden; laut Melle waren es "spannende anderthalb Stunden": Angesichts des Tempos, mit dem manche E-Bikes den Schulhof querten, habe man nur noch staunen können, und auch Radfahrer, die ihre Hunde an fünf Meter langen Leinen führten, hätten Eindruck gemacht. Was zu tun sei? Schranken oder Absperrgitter errichten? Oder ein Schild "Radfahrer absteigen" aufstellen, das ohnehin nur empfehlenden, keinen verbindlichen Charakter haben könnte. Kontrollieren? All das würde eine Klärung der widersprüchlichen Situation voraussetzen. Den Schulhof kann man nicht verlegen – und eine alternative Streckenführung ist schwer zu finden. Zwar, so der Ortsvorsteher, habe ihm ein Bürger eine Alternative in Aussicht gestellt, doch habe er von ihm seither nichts mehr gehört.

"Den Schulhof sperren? – Inakzeptabel!"

In der Debatte im Ortschaftsrat gingen die Meinungen auseinander. Frank Otterbach hält die Sperrung des Schulhofs für die schlechteste Lösung und für inakzeptabel – ihm sei von Unfällen oder Vorkommnissen nichts bekannt. Holger Mayer dagegen erklärte, ihm sei unerklärlich, wie ein Radweg über einen Spielplatz und den Hof einer Grundschule führen könne, zumal das Radwegenetz im Zollernalbkreis ansonsten vorbildlich sei.

Am Ende kam man lediglich in einem Punkt überein: dass niemand eine Lösung habe. Bis diese eines Tages kommt, wird der Schulhof wohl weiter als Radweg dienen.