Die Gemeinde Wellendingen hat schon viele Großprojekte angepackt und gestemmt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich ein weiteres in diese illustre Reihe von Bürger- bis Feuerwehrhaus einreiht, einreihen muss: die Neuwies-Schule.
Wellendingen - Dass das Schulgebäude aus der Mitte der 1960er-Jahre in die Jahre gekommen ist, wissen alle Entscheidungsträger und Interessierten an der Kommunalpolitik seit langer Zeit. Doch es gab in den vergangenen 20 Jahren etliche Vorhaben mit einer höheren Wichtigkeit oder Dringlichkeit. Und sogar eine sehr häufig finanziell auf Rosen gebettete Gemeinde wie Wellendingen kann zwar mit drei oder vier Bällen jonglieren, aber nicht mit fünf.
Um zu erfahren, welche Überraschungen im Schulgebäude stecken – vor allem das Wissen um Verbesserungen energetischer Natur war immer wieder Thema, das nicht in Vergessenheit geriet –, hat der Gemeinderat im April 2021 das Büro Hitzler Ingenieure (Stuttgart) beauftragt, eine Gebäudekonzeption zu erstellen. Sitzungen mit dem Kinder- und Jugendausschuss, Vertretern der Schule und der Ganztagesbetreuung sowie Gespräche mit der Verwaltung folgten.
Mitte der 1960er-Jahre
Nun ist die Zeit reif, dem Ratsgremium das Ergebnis zu präsentieren. Diese Aufgabe übernimmt Ingenieur Tim Steffen. Mitgebracht hat er eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Grundschule, außerdem Unterlagen, die Bestandsaufnahme, Vorstellung des Raumprogramms und eines Grobkonzepts beinhalten und – die Krönung – eine Kostenschätzung. Aufgeteilt in Kosten einer Generalsanierung und eines Neubaus.
Beim Raumprogramm fällt selbstverständlich auf, dass sich die Anforderungen an den Schulalltag seit den 1960er-Jahren gewaltig geändert haben. Nicht nur Mensa und Ganztagesbetreuung können hier als Stichworte dienen. Auch die Pädagogik hat sich gewandelt. Damit einher gehen deutlich mehr Räume als noch zu Zeiten der Gemeinderäte, die quasi mit dem Schulgebäude erwachsen wurden.
Als jene und jüngere Ratskollegen mit den Kostenschätzungen vertraut gemacht werden, ist die Grundlage gelegt für Wortbeiträge.
Kurz zusammengefasst: Eine Generalsanierung bewegt sich je nach Umfang und Möglichkeiten zwischen 6,98 Millionen und 11,257 Millionen Euro. (Spezielle Wünsche wären noch einmal kostenintensiver.) Darin enthalten ist jeweils eine Million Euro für die dann erforderliche Containerlösung über zwei Jahre. Container, in denen die Schüler unterrichtet werden, während das Gebäude bis auf die Grundmauern bloß gelegt und anschließend wieder aufgebaut wird.
Stichworte sind: Entkernung bis nahezu Rohbauzustand, Schadstoffsanierung, Umstrukturierung der Grundrisse, gegebenenfalls Anbau, Modernisierung der Technik (Lüftung, EDV, Verkabelung) und kompletter Ausbau (Boden, Akustik, Wandbeläge, Ausstattung).
Bis 12,071 Millionen Euro
Ein Neubau – Raumprogramm: 2038 Quadratmeter – wiederum liefert folgende Zahlen: von 7,837 Millionen bis 12,071 Millionen Euro. Hier lauten die Stichworte: Erstellung des Neubaus, Umzug aus dem Bestand in den Neubau und Abbruch des Bestands. Standort des neuen Gebäudes könnte das Pausenhofareal sein, wie Bürgermeister Thomas Albrecht auf Nachfrage mitteilt.
Ein gewichtige Rolle bei diesem Vorhaben spielen selbstverständlich die Fördermöglichkeiten. Eine Unbekannte in gewisser Weise. Vor allem mit Blick auf das Jahr der Umsetzung des Projekts, das in den Sternen steht, und den Möglichkeiten, die der Bund dann bieten kann oder will.
Der nächste Schritt
Im Haushalt 2023 sollte auf jeden Fall der Betrag von etwa 650 000 Euro vermerkt werden. Dieser würde den vorbereitenden Arbeiten für einen Architektenwettbewerb dienen, der in Händen des Ingenieurbüros aus Stuttgart liegen würde. Denn nach etlichen Gemeinderatswortbeiträgen kristallisiert sich eine Tendenz Richtung Neubau heraus. Wichtig: An diesem Abend wird nichts beschlossen. Er dient der Information und einer künftigen Entscheidungsfindung. Denn den legendären Goldesel aus dem Märchen hat selbst die Gemeinde Wellendingen nicht im Stall stehen. Und selbst wenn, in diesen Zeiten wäre das Futter mit Blick auf zaghafte Gewerbesteuereinnahmen beinahe trockenes Stroh.
Eine Generationenaufgabe
Immerhin: Der Bürgermeister betont, dass ein neues Schulgebäude eine Generationenaufgabe wäre, dass sich also bei der Finanzierung durchaus die künftige Generation angesprochen fühlen darf und muss.
Es gibt im Ratsrund Stimmen, die darauf aufmerksam machen, dass es derzeit und künftig andere Pflichtaufgaben gebe. So ist da von tickenden Zeitbomben im Untergrund – sprich: Kanal – die Rede. Da wird aber auch betont, dass es sinnvoll sei, eine fertige Planung in der Schublade zu haben, um diese zur rechten Zeit (Fördertöpfe) herauszuziehen und um loszulegen.
Nebenbei: Bei einem anderen Schulbau-Projekt von "Hitzler" habe die Causa "plötzlich gestoppte KfW-Förderung" ein 11,2-Millionen-Euro-Loch bei einem 80-Millionen-Euro-Projekt geführt, so Steffen. Generell seien jedoch 33 Prozent der Flächen förderfähig, erfährt der Gemeinderat auf Nachfrage.
Aufkommende Fragen zu einer möglichen Veränderung der Schullandschaft können Anwesende nicht beantworten. Angenommen wird sehr wohl, dass das Diktum "Kurze Beine, kurze Wege" nicht so schnell verschwinden wird – Zwergschulen in kleinen Ortschaften vielleicht ausgenommen.
Doch Wellendingen mit derzeit stabilen Schülerzahlen (durchgängig zweizügig) und einer bemerkenswerten Infrastruktur (vor allem das umfassende Angebot im Kinderbildungszentrum, welches seinesgleichen suche) sind Pfunde, die Gewicht haben.
Klassenziel bestanden
Wer außerdem im Gremium eine sehr gute Schulnote wertschätzt, wird sich über die Beurteilung von Ratsmitglied Gabriele Leins doppelt freuen. Die Pädagogin lobt die Aufgeschlossenheit vieler ihrer Kollegen und zeigt sich sehr angetan. "Wir können mit einem Schulhausneubau einen weiteren Meilenstein setzen."