Das neue Startchancen-Programm des Bundes soll besonders den Lernerfolg von sprachlich benachteiligten Kindern verbessern. In Trossingen ist eine Bildungseinrichtung dabei.
„Das ist ein großer Wurf, viele Kinder haben einen Nutzen davon“, sagte die Rektorin der Rosenschule, Kathrin Gass, vor dem Gemeinderat.
Das Programm habe das Ziel, die Zahl der Schüler, welche die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik an der Grundschule nicht erreichen, zu halbieren.
Ausgewählt wurden die in das Bundesprogramm aufgenommenen Schulen anhand soziokultureller Daten – eine Rolle spielte beispielsweise der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, Kaufkraft der Bevölkerung oder Anteil der Haushalte mit mehr als 100 Büchern. In Villingen-Schwenningen wurden vier, in Tuttlingen zwei, in Rottweil dagegen keine einzige Schule ausgewählt.
Ganztag freiwillig
Die Trossinger Rosenschule, eine reine Grundschule mit freiwilligem Ganztagsangebot, wird nun in den nächsten zehn Jahren über das Startchancen-Programm gefördert. Seit 2018 ist die Rosenschule Ganztagsschule für alle Trossinger und Schuraer Grundschüler, die einen Ganztagesplatz benötigen. Kinder aus Durchhausen und Gunningen können als Ganztagsschüler aufgenommen werden.
Wie die Rektorin berichtete, wird die Rosenschule im Moment von 307 Kindern besucht, davon sind 170 im Ganztagsbereich angemeldet. 57 Prozent der Schüler haben nach den Angaben ihrer Eltern einen Migrationshintergrund. Der tatsächliche Anteil liegt aber, wie Rektorin Kathrin Gass vermutet, höher. Bei der Schulaufnahme werden die Eltern gefragt, ob zu Hause Deutsch als Muttersprache gesprochen wird – so kommt diese Zahl zustande. Von den Schülern mit Migrationshintergrund sind 37 Prozent Deutsche und 63 Prozent haben eine andere Staatsangehörigkeit, davon kommen 60 Prozent aus dem EU-Mitgliedsland Rumänien, zwölf Prozent aus Syrien und sieben Prozent aus der Ukraine.
60 Prozent stammen aus Rumänien
38 Kinder erhalten in Vorbereitungsklassen (VKL) eine intensive Sprachförderung und werden auf den Wechsel in eine reguläre Klasse vorbereitet. Unter ihnen sind auch 13 Kinder, die komplett keine Deutschkenntnisse haben. „Wir haben aber auch viele Kinder, die schlechte Deutschkenntnisse haben, die nicht in den Vorbereitungsklassen sind“, so die Rektorin. Mit dem zusätzlichen Geld des Bundes, kofinanziert vom Land, kann die Schule zusätzlich in die Lese- und Sprachförderung sowie die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler - unabhängig vom Elternhaus, - investieren.
Weitere Ziele des Programms sind neben den Kompetenzen in Deutsch und Mathematik die Persönlichkeitsbildung, also die Förderung sozialemotionaler und überfachlicher Kompetenzen sowie die Ermöglichung demokratischer Teilhabe, führte die Rektorin aus. Zudem kann auch die Weiterbildung der Pädagogen finanziert werden. Mit den zusätzlichen Mitteln werden multiprofessionelle Teams im Unterricht gefördert.
Multiprofessionelle Teams
Die Rosenschulrektorin: „Pädagogische Assistenten können zusätzlich im Unterricht eingesetzt werden“, etwa zur individuellen Förderung einzelner Schüler. Eventuell sollen an der Schule die Stundenanteile für die Schulsozialarbeit erhöht werden. Bereits seit eineinhalb Jahren arbeitet die Rosenschule mit pädagogischen Assistenten, die zusammen mit den Lehrerinnen und Lehrern den Unterricht bestreiten. Nicht nur in die pädagogische- und Bildungsarbeit wird investiert, auch für die „Hardware“ gibt es Geld, also beispielsweise für modernere Lernräume im Schulhaus. Oder es werden zusätzliche Unterrichtsräume für den differenzierten Unterricht geschaffen.
Auch für digitale Ausstattung, Qualifizierung von Lesepaten, Sozialtraining, Lernbegleitung und Elternarbeit kann Geld fließen. Die Summen, um die es geht, sind nicht einmal so klein. In den nächsten zehn Jahren sind das 34 150 Euro pro Schuljahr für die pädagogische Arbeit und 80 729 Euro für multiprofessionelle Teams „Damit kann man viel machen“, freute sich die Rektorin, umgerechnet sind das eineinhalb zusätzliche Personalstellen.
Zutrauen und Zuspruch
Wie Kathrin Gass darstellte, bräuchten die Grundschüler für ihren Bildungserfolg verlässliche Beziehungen, engagierte didaktisch und erzieherisch fähige Lehrkräfte, Sicherheit, Regelklarheit, Sprachvermittlung und nicht zuletzt „keine Beschämungen, sondern Wertschätzung durch Lob, Zutrauen und Zuspruch“. Für Gebäudeinvestitionen kann die Stadt als Schulträger 1,08 Millionen Euro abrufen. Allerdings muss die Stadt einen 30-prozentigen Eigenanteil tragen. Die Rosenschule soll, wie geplant ist, gegen Ende des Jahrzehnts in die benachbarte Löhrschule umziehen, die zuvor noch saniert werden muss. In dem Rosenschulgebäude soll dann ein Kindergarten mit sechs Gruppen etabliert werden. Für die Löhrschule muss zuvor aber ein Ersatzbau errichtet werden.