Rietheim, Tannheim und Weilersbach kämpfen für ihre Grundschule. Foto: Eich

Auf Vorschlag eines Ortschaftsrates der CDU haben Vorstand und Fraktion der CDU VS eingeladen, um die im Entwurf des Schulentwicklungsplanes vorgeschlagenen Schließungen von Grundschulen parteiintern zu diskutieren.

Villingen-Schwenningen - Der Einladung nach Marbach sind die Ortsvorsteher und Ortsvorsteherinnen von Rietheim, Tannheim und Weilersbach mit den über die CDU-Listen gewählten Ortschaftsräten gefolgt. Der Wichtigkeit dieses Themas geschuldet, habe sich auch Oberbürgermeister Jürgen Roth mehrere Stunden dafür Zeit genommen, teilt die CDU mit.

Argumente vorgetragen

Vorsitzender Thomas Herr habe den Ortsvorstehern ausreichend Gelegenheit gegeben, den anwesenden Fraktions- und Vorstandsmitgliedern ihre Argumente gegen eine Schließung der jeweiligen Grundschulen vorzutragen. Neben den Klagen über einige falsche Darstellungen in dem Entwurf, die aber inzwischen richtig gestellt seien, und der Empörung, dass die betroffenen Schulen und Ortschaften erst später als die anderen diese Planung zu sehen bekommen hätten, sind die vorgebrachten Gründe aller drei Teilorte im Wesentlichen die gleichen: Die Grundschulen werden als unverzichtbarer Bestandteil der kleinen Orte gesehen.

Sozialer Faktor

Ortsvorsteherin Anja Keller aus Tannheim erklärte: "Schule in der Ortschaft ist ein großer sozialer Faktor". Über und für die Schule engagierten sich Eltern in der Gemeinde, die Vereine arbeiten mit den Grundschulen zusammen und requirieren ihren Nachwuchs daraus. Der Unterricht jeweils jahrgangsübergreifend, Klasse 1 mit 2, und Klasse 3 mit 4, laufe nicht nur problemlos, sondern werde von den Eltern ausdrücklich gewünscht. Bei neu hinzuziehenden Familien sei, so Ortsvorsteherin Silke Lorke aus Weilersbach, oft die wichtigste Frage: "Gibt es einen Kindergarten, gibt es eine Schule?" Eine Zusatzbetreuung außerhalb der Unterrichtszeit wird, wenn in der Gemeinde gewünscht, von ehrenamtlichen Fördervereinen gestemmt. Und schließlich bestehe man auf die Eingemeindungsverträge, die den Ortschaften eine eigene Entwicklung zusage, woraus sie ein Recht auf eine eigene Grundschule ableiten.

OB Roth: Bislang erst ein Entwurf

Oberbürgermeister Jürgen Roth stellte dar, dass der Auftrag für einen Schulentwicklungsplan bereits 2017 der Verwaltung vom Gemeinderat gegeben wurde. Wie er schon mehrfach gesagt hatte, sei der Plan ein Entwurf, keine Beschlussvorlage. Deshalb werde demnächst der unstrittige Teil des Planes, die beiden großen Stadtbezirke betreffend, im Gemeinderat zur Abstimmung gestellt werden. Für die kleinen Stadtteile müsse man die Diskussionen noch führen, wozu auch diese Versammlung einen wichtigen Beitrag leiste. Nicht die Kosteneinsparungen an den Schulgebäuden noch die am Personal seien für den Vorschlag der Standortzusammenlegungen ausschlaggebend, sondern vor allem das im Bund beschlossene Recht auf Ganztagsschulen. Wenn auch gesagt werde, dass sei in den Ortschaften "derzeit kein Problem", weil entweder nicht verlangt oder vom Ehrenamt geleistet, so sehe er sich in der Verantwortung, eine Strategie zu haben, wenn das Recht ab 2026 gilt.

Hirt: noch keine Fraktionsmeinung

Katharina Hirt betonte für die CDU-Fraktion, dass man sich noch nicht intensiv mit der Thematik befasst habe, also es auch noch keine Fraktionsmeinung gebe. Sie als diejenige an diesem Abend, die sicher die größte Erfahrung im Schulwesen habe, sehe zwei Gründe, warum man Sorge um den Bestand der kleinen Schulen haben müsse: Das seien die Lehrerversorgung und das Recht auf Ganztagsschule. Hier widersprach sie Ortsvorsteher Bernd Bucher aus Rietheim, der gemeint hatte, "wenn das Umfeld stimmt, findet man auch Lehrer". Die Lehrerversorgung sei schon jetzt sehr knapp, werde sich aber noch verschlimmern, da derzeit zu wenig Lehrer ausgebildet werden, und von den wenigen dann die meisten nicht aufs Land gehen wollen. Wenn auch die Ausgestaltung der Ganztagsschule noch nicht im Einzelnen bekannt sei, so sei doch klar, dass Ganztagsschule mehr als Beaufsichtigung oder Betreuung in der unterrichtsfreien Zeit sei, und das sei sicher nicht von Ehrenamtlichen zu leisten.

Idee von Diana Kern-Epple

Einen Vorschlag für das weitere Vorgehen machte die Gastgeberin und Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple aus Marbach: Man solle ortsübergreifend überlegen, ob man nicht in den einzelnen Orten Schwerpunkte setzen könne, zum Beispiel hier eine Ganztagsschule, da einen Schwerpunkt in der Betreuung von ukrainischen Schülern, oder was man sich auch sonst noch für die weitere Entwicklung der Schulen vorstellen könne.

Betreuung am Nachmittag angemessen?

Von Seiten der sonstigen Diskussionsteilnehmer wurde gesagt, so heißt es im CDU-Bericht weiter, dass es nicht nur die Teilorte mit Schulschließungen treffe, wie es mancherorts dargestellt werde, man denke an die Karlschule und Hirschbergschule in Schwenningen und an die Erbsenlachenschule in Villingen. Ein Vater, der zwar auch dem Erhalt der Grundschulen im Ort das Wort redete, merkte selbstkritisch an, dass er manchmal schon überlege, ob die Betreuung seiner Kinder am Nachmittag angemessen sei, wenn nur eine Handvoll Kinder das Angebot annehmen würden. Die Ideallösung, mit der alle Seiten zufrieden sein konnten, wurde auch in diesem Gespräch nicht gefunden, aber alle nahmen sicher Denkanregungen mit, die hilfreich für eine Lösungsfindung sein können.