Das Schuljahr hat begonnen – doch im Landkreis kann nicht jede Klasse so freundlich begrüßt werden. Es fehlt an Lehrern. Foto: von Ditfurth/dpa

Das Schuljahr ist gestartet – und die Lehrerversorgung im Kreis Rottweil ist wie immer alarmierend: 45 Stellen sind unbesetzt. Mit Quereinsteigern und Pensionären wird unter anderem versucht, die Lücken zu füllen.

Kreis Rottweil - Die Region hat bei Lehrern dasselbe Problem wie bei Fachkräften in anderen Branchen: Der Mangel ist groß, junge Leute sind nur schwer für den ländlichen Raum zu begeistern.

Enorme Unterschiede

Das Regierungspräsidium in Freiburg stellt deshalb enorme Unterschiede fest: So sei es entlang der Oberrheinschiene in diesem Jahr gelungen, alle Stellen zu besetzen. Dagegen gebe es wegen des Bewerbermangels sowohl im Grundschulbereich als auch in der Sekundarstufe 1 im ländlichen Raum, unter anderem in den Kreisen Rottweil, Tuttlingen, und im Schwarzwald-Baar-Kreis, Engpässe. Und: Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Vertretungslehrkräften seien bereits absehbar. Interessierte werden aufgerufen, sich bis Ende September zu bewerben.

Groß ist der Mangel auch an den Grundschulen

Konkret heißt dieser Engpass für den Kreis Rottweil: 45 Stellen sind noch immer unbesetzt – davon allein 22 in der Sekundarstufe 1, also in Realschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen. Groß ist der Mangel außerdem mit zwölf unbesetzten Stellen an den Grundschulen, vier Lehrer fehlen im Bereich der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), vier bei Gymnasiallehrern für die Gemeinschaftsschulen und drei an den Berufssschulen.

Wir Fragen Susanne Cortinovis-Piel, die Amtsleiterin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen, nach ihrer Einschätzung zu aktuellen Lage. Sie sagt: "Die Einstellung von Lehrkräften ist in diesem Jahr aufgrund des sich zunehmend verschärfenden Bewerbermangels im ländlichen Raum besonders herausfordernd. Dennoch liegen wir sowohl bei der Anzahl der unbefristeten Neueinstellungen als auch bei der der ›Nichterfüller‹, über den Einstellungen des letzten Jahres."

Krankenstände kommen noch hinzu

Gleichzeitig bleibe die Versorgungssituation "eine angespannte", gerade wenn man die Einstellungssituation ins Verhältnis zu den Pensionierungen und Versetzungen setze. "Außerdem müssen wir mit vielfältigen Veränderungen rechnen, die derzeit nicht abschätzbar sind – zum Beispiel Krankenstand oder schwangere Lehrkräfte. Diese Ausfälle, von denen Schüler und Eltern ein Lied singen können, müssen also zusätzlich kompensiert werden.

Den größten Mangel sieht Cortinovis-Piel bei den Schulen der Sekundarstufe 1 und bei den SBBZ. "Es gibt zu wenige Bewerber aus der Sonderpädagogik, um alle ausgeschriebenen Stellen im Schulamtsbezirk zu besetzen. Die Arbeitsfähigkeit dort ist nur mit nichtausgebildeten und zeitlich befristeten Lehrkräften gewährleistet."

Quereinsteiger gesucht

Vereinzelt habe man selbst eine Woche vor dem Schulstart noch Personal gewinnen können. Wir die Schulamtsleiterin erklärt, müssen sich dazu die Interessenten online registrieren und können dann gezielt für einen Einsatz angefragt werden.

"In der Sonderpädagogik werden viele Personen, wie Ergo- oder Physiotherapeuten oder Erzieherinnen über den Quereinstieg eingestellt. In der Regel erhalten solche Kräfte einen Jahresvertrag für eine bestimmte Schule, wobei Verlängerungen über die Sommerferien hinweg möglich sind. Auch der stundenweise Einsatz von pensionierten Lehrkräften ist möglich und wird praktiziert."

Und in welchen Fächern ist der Lehrermangel am größten? "Mangelfächer sind weiterhin Physik, Chemie, Technik und Englisch", sagt sie.

Integration große Herausforderung

Eine große Herausforderung bleibe im neuen Schuljahr die Integration ukrainischer Flüchtlingskinder in den Schulbetrieb. In den Landkreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar gebe es noch freie Kapazitäten in den bestehenden Vorbereitungsklassen (VKL). "Zugleich reagieren wir mit unserer Planung flexibel auf die jeweilige Entwicklung und bilden entsprechend zusätzliche VKL-Klassen. Dafür suchen wir dringend pädagogisches Personal, wobei wir eine pädagogische Ausbildung, pädagogische Erfahrung und sehr gute Deutschkenntnisse voraussetzen, betont sie.

Das Regierungspräsidium betont, dass die Einstellung von Lehrkräften zwar wieder besonders herausfordernd gewesen sei. Dennoch seien bislang bereits 1357 Lehrerinnen und Lehrern an den öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Freiburg neu eingestellt worden. Dies entspreche in etwa der Zahl vom Vorjahr (1318). Davon entfielen 389 (413) auf den Grundschulbereich, 230 (355) auf die Sekundar 1-Schulen, 212 (129) auf die Gymnasien, 50 (61) gymnasiale Stellen auf die Gemeinschaftsschulen, 286 (213) auf die Beruflichen Schulen und 190 (147) auf den sonderpädagogischen Bereich.

Ingsesamt 187 Stellen konnten aufgrund des Mangels an Bewerberinnen und Bewerbern bisher nicht besetzt werden, bedauert das RP. Dennoch solle auch in diesen Schularten eine ordentliche Unterrichtsversorgung gewährleistet werden. Um das Defizit zu kompensieren, seien bereits 653 befristete Verträge mit pensionierten Lehrkräften und so genannten Nichterfüllern – also Bewerber mit nicht anerkannter Lehrbefähigung – abgeschlossen.

Im Kreis Rottweil jedenfalls dürften sich die unbesetzten Stellen seit Tag eins bemerkbar machen. Von den Widrigkeiten, die das Schuljahr noch bringen wird, ganz zu schweigen.

Hier gibt es weitere Informationen für Bewerber.