Die Linke fordert die Abschaffung der Hausaufgaben. Das ist eine sinnvolle Idee. Vorher müssen sich in den Schulen aber ein paar Dinge ändern, kommentiert Tobias Peter.
Schafft Hausaufgaben ab! Das, was die Linken da fordern, klingt beim ersten Hören wie eine Initiative besonders fauler und dreister Schüler, die gern mehr Zeit zum Computerspielen oder Fernsehen hätten. Wer sich mit der Sache ein wenig beschäftigt, kann aber aus guten Gründen zum Ergebnis kommen: Die Idee ist sinnvoll. Das gilt aber nur, wenn die richtigen Voraussetzungen für die Abschaffung der Hausaufgaben gegeben sind.
Vererbte Bildungschancen
Hausaufgaben können tatsächlich, wie die Linken argumentieren, die soziale Spaltung noch einmal vertiefen. Die einen haben Eltern, die helfen können, und ein eigenes Zimmer zum Lernen, die anderen nicht. Wer schlechte Bildungschancen hatte, vererbt diese in Deutschland noch immer mehr oder weniger an seine Kinder einfach weiter. Jede Pisa-Studie belegt das aufs Neue. Das ist ein bildungspolitischer Skandal – nicht nur, weil es unfair ist. In Zeiten des demografischen Wandels kann es sich das Land schon rein wirtschaftlich nicht mehr leisten, auch nur ein Kind unzureichend zu fördern.
Das bedeutet: Deutschland braucht ein Bildungssystem, in dem die Schulen in der Lage sind, alle Kinder möglichst umfassend zu fördern. Dazu gehören selbstverständlich auch Phasen des selbstständigen Arbeitens, die aber in der Schule – wo es immer einen Ansprechpartner gibt – und nicht zu Hause stattfinden sollten. Dafür braucht es mehr Geld und Personal, was in Zeiten des Fachkräftemangels nicht einfach ist. Zugleich gilt: Lehrer müssen besser untereinander zusammenarbeiten und digitale Lernmittel klug einsetzen. Wenn das alles geschieht, dann kann es besser gelingen, dass Lehrkräfte die Kinder und Jugendlichen auch individuell besser fördern können. In einem solchen gut aufgestellten Bildungssystem sind Hausaufgaben dann schlicht überflüssig.