Nach sechs Jahren als Schuldekan für den evangelischen Kirchenbezirk Villingen verlässt Stephan Ahrnke die Stadt und wechselt in seine Heimatstadt Freiburg.
Stephan Ahrnke wird in Freiburg nicht nur die Schulen betreuen, sondern für die Landeskirche auch weiterhin die Begleitung der Studierenden übernehmen.
Dass er einmal in die Fußstapfen seiner Eltern – eine Pfarrerin und ein Pfarrer – treten würde, das schloss der heute 54-Jährige als Schulabgänger noch aus.
Nach dem Abitur 1991 in Freiburg und dem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz begann er stattdessen mit dem Studium der Rechtswissenschaften.
Um auch das Kirchenrecht nachhaltig verstehen zu können, besuchte er in Tübingen zusätzlich Theologievorlesungen und bemerkte, wie sehr ihn diese berufliche Richtung fesselte. Er brach das Jurastudium ab und wechselte.
Lehrauftrag in Barbados
Es folgten ein Masterstudiengang und die Promotion im Alten Testament/Qumranwissenschaften an der University of Durham, UK. Die Qumranwissenschaften beschäftigen sich mit Schriftrollen, die, in Tongefäßen aufbewahrt, ab 1947 in Höhlen am Toten Meer in Israel gefunden wurden, darunter auch sehr alte Abschriften von Büchern des Alten Testaments. Stephan Ahrnke erhielt danach einen Lehrauftrag für das Alte Testament in Barbados, wo er für die Anglikanische Kirche der Karibik drei Jahre lang bis 2006 Pfarrerinnen und Pfarrer ausbildete.
Theorie und Praxis
Zurück in Deutschland stand er vor der Wahl, ein Pfarramt zu übernehmen oder in den Schuldienst zu gehen. Er entschied sich für Letzteres, da „mich der didaktische Aspekt fasziniert“, und war an diversen Schulen als Religionslehrer tätig. Ab 2019 hatte er die Möglichkeit, seine schulische Praxis noch einmal theoretisch einzuordnen. Er lehrte und forschte im Bereich der Religionspädagogik an der Heidelberg School of Education.
Während dieser Zeit schrieb er zusammen mit Christoph Wiesinger das wissenschaftliche Buch „Erzählen“, in dem es um die Rolle des Erzählens im Religionsunterricht, den Gottesdiensten, aber auch – sein berufliches Erstinteresse ließ grüßen – aus juristischer Sicht vor Gericht geht. Es folgten Publikationen in Fachzeitschriften, unter anderem über Ideen, wie man heutzutage Schülern einen Zugang zu den „Wundergeschichten“ in der Bibel im Schulunterricht eröffnen könnte.
2019 wurde er von der evangelischen Landeskirche als Schuldekan für den Kirchenbezirk Villingen angefragt, und er übernahm die Verantwortung für rund 90 Schulen. Die Aufgaben sind vielfältig: Einsatz als Religionslehrer, den Stephan Ahrnke an den St. Ursula-Schulen erledigte, außerdem die Versorgung der Schulen mit evangelischen Religionslehrkräften, Schul- und Unterrichtsbesuche, Fortbildungen, Prüfungen, die religionspädagogische Arbeit an Kindertagesstätten und auch die Mitwirkung bei der Leitung des Kirchenbezirks.
Allgemeiner Trend spürbar
Den allgemeinen Trend der Abkehr von Kirche bemerkt Stephan Ahrnke freilich auch in der Schule. Die Gruppen im evangelischen Religionsunterricht werden teilweise kleiner. Das frustriere ihn nicht, versichert er, „es motiviert mich eher“. Denn ein großer Prozentsatz von ungetauften Kindern nimmt am Unterricht teil und stellt „die spannendsten Fragen“.
Die älteren Schülerinnen und Schüler zeigen Interesse am Verhältnis von Kirche und Staat und geben ihre Vorstellungen preis, wie Kirche für Heranwachsende sein soll. Wertvolle Erkenntnisse, die er in den aktuell schwierigen Zeiten gerne an die Kirchenleitung weitergebe, sagte Ahrnke. Für Jüngere gehe es darum, Kirche emotional erleben zu können und gemeinsam an der Frage zu arbeiten: Trägt sie mich?
Trotz der gesellschaftlichen Grundstimmung spürt der Theologe eine Anerkennung des Wertes der Kirchen und ihren verschiedenen Organisationen, die sich mit Haupt- und Ehrenamtlichen in den Dienst an Schwächeren stellen. Wertgeschätzt werde auch der gelegentliche „Ausstieg aus dem Alltag“, den ein Gottesdienst gewähren kann.
Mit Frau und Sohn wohnt Stephan Ahrnke seit zwei Jahren bereits wieder in Freiburg, nachdem sich die Familie vorübergehend in Villingen angesiedelt hatte. Er pendelt, da seine Frau beruflich schon in die Breisgaumetropole wechselte, und wird nach den Sommerferien da als Schuldekan wirken.
Dankbar für Zeit in Villingen
Für die Zeit in Villingen, die vielen Begegnung in den Schulen und den Gemeinden, ist Stephan Ahrnke dankbar. „Gemeinsam an der Gesellschaft zu bauen, Kirche und Religion in dieser sichtbar werden zu lassen, ist einfach eine lohnende Aufgabe, weil sie vielen Menschen hilft.“