Mehr Schüler aus Empfingen und Horber Ortsteilen besuchen die Schulen in Haigerloch. Eltern klagen über die volle Linie 319. Das sagen die Verantwortlichen.
Seit dem Start ins neue Schuljahr herrscht auf der Buslinie 319 zwischen Empfingen und dem Schulzentrum Haigerloch akuter Platzmangel.
Besonders Kinder aus Empfingen sowie aus Horber Stadtteilen wie Nordstetten, Dettensee und Mühringen sind betroffen. Die Linie ist überfüllt – und das nicht nur an einzelnen Tagen.
So ist die Situation im Bus Eine Mutter schildert eindrücklich die Situation ihres Sohnes, der seit diesem Jahr die fünfte Klasse in Haigerloch besucht: „Mein Sohn ist frischer Fünftklässler. Er fühlt sich total bedrängt, wenn er zwischen größeren Schülern im Bus eingequetscht ist. Da kann er sich manchmal kaum festhalten. Außerdem bekommt er regelrecht Panik.“
Beim Elternabend hätten auch andere Eltern diese Problematik geschildert.
Landratsamt hatte von der Problematik keine Kenntnis Von diesem „Ansturm“ ist das Landratsamt Zollernalbkreis überrascht. Bis zu unserer Anfrage wusste die Verwaltung nichts von diesem Problem: „Dass die Busse auf der Linie 319 von Empfingen zum Schulzentrum Haigerloch derart überfüllt sein sollen, war dem Landratsamt bislang nicht bekannt. Ebenso war nicht bekannt, dass die Schülerzahlen in Haigerloch aus Richtung Empfingen sich zum neuen Schuljahr um über 30 Prozent erhöht haben.“
Offiziell sei bisher lediglich eine Beschwerde eingegangen. Seitens des Verkehrsunternehmens sei zudem kein grundsätzliches Kapazitätsproblem bestätigt worden. Man sei davon ausgegangen, dass es sich um ein vorübergehendes Problem zum Schuljahresbeginn handle – verursacht durch gleiche Anfangs- und Endzeiten aller Klassen. Normalerweise entzerre sich das mit dem regulären Stundenplanverlauf.
Mutter widerspricht dem Landratsamt
Dem widerspricht die Mutter des betroffenen Kindes. „Auch in der dritten Schulwoche gibt es keine Verbesserung. Da muss ich dem Landratsamt widersprechen“, sagt sie, als wir sie mit dessen Stellungnahme konfrontieren.
So soll jetzt gehandelt werden Das Landratsamt kündigt aber trotzdem konkrete Maßnahmen an: „Die Situation wird nun vor Ort begutachtet und es finden aktuell mit der Stadt Haigerloch als Schulträger, den betroffenen Schulen und dem Verkehrsunternehmen Abstimmungen statt, inwiefern welche Maßnahmen erforderlich und schnell umsetzbar sind.“
Diskutiert werden eine bessere Verteilung der Schüler sowie der Einsatz zusätzlicher Verstärkerbusse. Beide Optionen seien allerdings mit Herausforderungen verbunden, insbesondere wegen der fehlenden Flexibilität bei Stundenplänen und der knappen Zahl verfügbarer Fahrzeuge zu den Stoßzeiten.
Truffner will sich für eine Verbesserung einsetzen Ferdinand Truffner, Bürgermeister von Empfingen, hat ebenfalls von den Engpässen erfahren – durch Hinweise bei einer Wahlkampfveranstaltung in Wiesenstetten. Er sagt: „Mir wurde erst jetzt bekannt, dass es in den vergangenen Wochen zu erheblichen Engpässen bei der Buslinie 219 gekommen ist. Diese Situation ist für die betroffenen Kinder und Familien nicht zumutbar, deshalb setze ich mich gemeinsam mit den zuständigen Stellen für schnelle Verbesserungen ein.“
Truffner fordert, Schülerzahlen in den Blick zu nehmen
Truffner fordert, dass bei der Verkehrsplanung die wachsende Schülerzahl künftig stärker berücksichtigt wird.
Immer mehr Schüler zeigen den Horber Schulen den Rücken Die sich veränderten Schülerflüsse hatte auch schon Götz Peter, geschäftsführender Rektor der Schulen in Horb, Empfingen und Eutingen, in einem Interview bemerkt.„Was mich mit Unverständnis erfüllt, ist die Tatsache, dass nahezu 45 Prozent der Viertklässler des Horber Sprengels an weiterführenden Schulen außerhalb Horbs angemeldet werden.“
Warum sich viele Familien für Schulen außerhalb des Horber Sprengels entscheiden, bleibt Thema für sich. Klar ist: Die überfüllten Busse sind für viele Eltern und ihre Kinder ein dringliches Problem, das zeitnah gelöst werden muss.
So viel Platz ist in der Linie 319
Kapazität
Laut Landratsamt Zollernalbkreis verfügen die eingesetzten Standard-Solobusse auf der Linie 319 über eine Kapazität von 78 bis 97 Sitz- und Stehplätzen. Auf dem Papier scheint das ausreichend – doch in der Realität sieht es oft anders aus.
Ranzen
Ein entscheidender Punkt: Die Schüler bringen Schulranzen, Sporttaschen oder Instrumente mit, wodurch sich die nutzbare Fläche verringert. Besonders im Stehbereich ist damit schnell Schluss, auch wenn laut Fahrzeugpapieren noch Plätze frei wären. Das Landratsamt Zollernalbkreis betont allerdings: „Dass eine maximale Auslastung im Schülerverkehr nicht möglich ist, wird bei unseren Verkehrsplanungen berücksichtigt.“
Melden
Werde ein Kapazitätsproblem festgestellt, wolle man gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen in der Regel zügig reagieren, sagt das Landratsamt. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Probleme gemeldet werden – entweder über die Schulen, direkt bei den Schulträgern oder beim Landkreis selbst. Das bedeutet also: Eltern werden gebeten, sich zu melden.