Nagolds Zellerschule ist in die Jahre gekommen. Bei der Stadt plant man mittlerweile mit einem Teilabriss und Neubau. Foto: Fritsch

Im Zuge der Sanierung der Zellerschule müssen wohl Teile des Gebäudes abgerissen werden. Dies verkündete Oberbürgermeister Jürgen Großmann während der Vorstellung der Schulberichte im Kultur-, Umwelt- und Sozialausschuss.

Nagold - "Wir haben hoffentlich die Talsohle erreicht und die Zahlen werden wieder ansteigen", meinte Birgit Maier, Leiterin des Amtes für Bildung und Betreuung, mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen in Nagold. Maier stellte dem Kultur-, Umwelt- und Sozialausschuss den Schulbericht für das Schuljahr 2020/21 vor. In diesem Zeitraum besuchten 2854 Schüler die Schulen in Nagold. Das ist eine leichte Steigung gegenüber dem vorangegangen Schuljahr, in welchem 2830 Schüler gezählt wurden. Jedoch: "Im Schuljahr 2021/22 werden wir voraussichtlich wieder einen Rückgang haben", so Maier. Laut der vorgelegten Prognose wird die Schülerzahl in Nagold dann nur noch bei 2829 liegen.

Seit Jahren sinken die Schülerzahlen in Nagold. So gab es im Schuljahr 2004/05 noch 1079 Schüler mehr als heute, nämlich 3933. Laut Prognose sollen aber die Zahlen wieder moderat steigen auf 2977 Schüler im Schuljahr 2026/27.

Doch ob es wirklich so kommt, kann niemand mit Sicherheit sagen. "Das ist alles Statistik, das sind reine Zahlen", meinte Maier und warnte: "Wenn wir nicht gegensteuern, können uns Schulen der Nachbargemeinden Schüler wegziehen."

"Wir müssen uns der Konkurrenz stellen"

Noch dramatischere Worte wählte Ulrich Schubert, Rektor der Zellerschule: "Wir stehen teilweise mit dem Rücken zur Wand." Im vergangenen Schuljahr wurden an seiner Schule nur 26 Schüler für die fünfte Klasse angemeldet.

Sollten die Zahlen weiterhin sinken, könnte das Ministerium den Standort Zellerschule aufheben, fürchtet Schubert. Auf Nachfrage unserer Zeitung versichert Maier aber, dass dies eher unwahrscheinlich sei, angesichts der prognostizierten Zunahme der Schülerzahlen.

Doch damit diese auch tatsächlich wieder steigen, muss die Stadt tätig werden. "Wir müssen uns der Konkurrenz aus anderen Gemeinden stellen und dafür sind auch die entsprechenden technischen Voraussetzungen notwendig. Gerade die Zellerschule ist in Teilen sehr sehr veraltet."

Dies geht auch aus den Unterlagen zur Sitzung hervor. So ist im Schulbericht über die Zellerschule zu lesen: "Dringender Sanierungsbedarf! Schulträger kommt seinen Verpflichtungen in der Folge der Einrichtung einer GMS nicht nach." So fehle beispielsweise ein zweiter naturwissenschaftlicher Fachraum. "Vorgeschriebene Profilfächer der GMS können im Schuljahr 2020/21 wegen fehlender weiterer Fachräume nicht bzw. nur eingeschränkt erteilt werden." Auch die Sportstättensituation sei unbefriedigend.

So gewaltig wie die Probleme sind aber auch die Pläne der Stadt, diese zu beheben. Denn nach aktuellem Stand der Planung, sollen im Zuge der Sanierung Teile der Zellerschule abgerissen werden. "Der Westflügel könnte stehen bleiben, der Südflügel und der Ostflügel müssen fallen", erklärte Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Für diese Lösung hatte sich der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Klausursitzung im Oktober 2020 entschieden. Zuvor hatte eine erste Prüfung durch ein Ingenieurbüro ergeben, dass eine reine Sanierung der Gebäude unwirtschaftlich wäre.

Geruchsbelästigung in der Küche

Noch wird es aber dauern, bis die ersten Bagger rollen. "Baustart ist, wenn es sehr gut läuft, 2022, wenn es gut läuft, 2023", schätzt Bürgermeister Hagen Breitling. Derzeit prüft das Regierungspräsidium den von der Stadt gestellten Förderantrag. Anschließend muss der Gemeinderat über die Ausschreibungen von Planung und Bau entscheiden. Endgültig entschieden ist also noch nichts: "Es gibt noch keinen Baubeschluss, das kann alles noch gekippt werden", so Breitling.

Derweil macht auch die Modernisierung der übrigen Nagolder Schulen Fortschritte. Gerade in Zeiten der Pandemie ist dabei die Digitalisierung das zentrale Thema. "Im vergangenen Jahr haben wir alle Schulen mit modernem W-Lan ausgestattet", berichtet Maier. Einzig bei der Zellerschule sei man da noch nicht ganz fertig. "Auch die DSL-Anschlüsse haben wir auf ein Maximum angepasst."

Einziges Problem: Mancherorts sei dennoch die Leistung des örtlichen DSL-Anschlusses begrenzt. Das betreffe vor allem die Schulen in der Innenstadt. "Alle anderen haben jetzt eigentlich einen guten Internetanschluss", meinte Maier, die sich angesichts dieser Kuriosität ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Doch auch dieses Problem soll behoben werden: "Das Ziel ist daher die Breitbandanbindung", so Maier.

Allerdings habe die Stadt kaum Möglichkeiten, den Breitbandausbau voranzutreiben, gab Großmann zu bedenken. "Das machen die Unternehmen. Wir ziehen keine Kabel."

Doch trotz alldem gab es auch kritische Stimmen im Gremium. So monierte Rose Hauenstein (Grüne), dass die Sicherheitsmängel in der Wiestalschule noch immer nicht behoben seien.

Und tatsächlich offenbart der Schulbericht der Emminger Schule erschreckende Zustände: "Aktuell ist noch die Geruchsbelästigung in der Küche im UG durch Mängel am Abwasserkanal der darüberliegenden WCs. Es besteht nach der Sicherheitsbegehung im Dez. 17 weiterhin Handlungsbedarf in Sachen Brandschutz und Sicherheit. So fehlen etwa ein zweiter Fluchtweg oder Rauchmelder."

Hauenstein mahnte: "Manches muss man zeitig beheben." Dem entgegnete Großmann: "In der Stadt Nagold haben wir mit den Schulen ein riesiges Gebäude-Management. Da sind sie nie ganz fertig. Wir tun, was wir können."

Aktuelle Schülerzahlen in Nagold

OHG Nagold: 1088

CHR Nagold: 631

Zellerschule: 406

Lembergschule: 212

Wiestalschule (Emm): 117

Wiestalschule (Kernen): 81

GS Iselshausen: 101

GS Hochdorf: 72

GS Vollmaringen: 65

Burgschule: 65

Grundschulförderklasse Kernen: 17