Bis jetzt gibt es noch an allen Schulen im Land Präsenzunterricht. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Keine Schule im Land musste zum Schulstart nach den Weihnachtsferien coronabedingt schließen, nirgendwo wurden ganze Klassen heimgeschickt. Doch an manchen Schulen werden schon die Tests knapp.

Stuttgart - Präsenzbetrieb ist nach den Weihnachtsferien der große Wunsch fast aller am Schulleben Beteiligter. Ob er in Erfüllung geht, steht in den Sternen. Matthias Schneider, der Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Land ist skeptisch. „Es ist absehbar, dass der Schulbetrieb nicht so laufen wird, wie erhofft“, sagte er unserer Zeitung. Zu schnell greift die Omikron-Variante um sich, zu viele setzt sie vorübergehend außer Gefecht.

Tägliche Tests für alle

Doch hat der Unterricht am Montag wieder begonnen. Jeder, der keine Auffrischungsimpfung hat, wird in der ersten Woche täglich getestet, sofern es sich um Antigen-Schnelltests handelt. Schulen, die PCR-Tests machen, sollen mindestens einen weiteren Schnelltest anbieten. Bis zu den Faschingsferien gilt dann: drei Schnelltests oder zwei PCR-Tests pro Woche für Schüler, die nicht geboostert sind.

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Bei den Kitas sind drei Schnelltests oder zwei PCR-Tests pro Woche vorgesehen. Ob die Tests an den Einrichtungen oder zu Hause gemacht werden, schreibt der Kitaträger vor, es ist nicht den Eltern überlassen.

Dass Kinder getestet werden, auch wenn ihre Impfung weniger als drei Monate zurückliegt, erklärt eine Sprecherin des Staatsministeriums damit, dass Schulen ein besonders sensibler Bereich seien. Schüler und Lehrer seien über einen langen Zeitraum zusammen. Die Tests für alle sollen demnach dazu beitragen, den Präsenzunterricht möglichst sicherzustellen.

Corona-Verdacht an 620 Schulen

In einer ersten Zwischenbilanz vermeldet das Kultusministerium für den ersten Schultag nach den Ferien zunächst eine gute Nachricht: Keine Schule ist vollständig geschlossen, auch keine ganzen Klassen, Lerngruppen oder Kursstufen mussten aus dem Präsenzbetrieb herausgenommen werden. 620 der rund 4500 Schulen in Baden-Württemberg haben bis Montag 12 Uhr gemeldet, dass sie von Corona oder einem Corona-Verdacht betroffen seien. Allerdings seien lediglich einzelne Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrkräfte infiziert oder in Quarantäne, teilt ein Sprecher von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) mit.

Nach Angaben des Kultusministeriums sind derzeit 1288 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne, das sind 0,09 Prozent alle Schüler in Baden-Württemberg. 1015 Schülerinnen und Schüler galten am Montag als positiv getestet, das sind umgerechnet 0,07 Prozent aller baden-württembergischen Schüler.

Komplizierte Zählweise

Von den rund 130 000 Lehrkräften im Land wurden nach entsprechenden Meldungen der Schulen 154 Lehrerinnen und Lehrer positiv getestet, in Quarantäne sind demnach 97 Lehrerinnen und Lehrer.

Die Zählung ist laut Kultusministerium etwas kompliziert. Schüler mit einem positiven Schnelltest müssen in Quarantäne und einen PCR-Test machen. Ist der PCR-Test positiv, werde der Schüler aus der Gruppe der Schüler in Quarantäne entfernt und zu den positiv Getesteten gezählt, erläutert ein Sprecher des Kultusministeriums.

Gewerkschaft verlangt mobile Impfangebote an Schulzentren

Auf der Grundlage von schlaglichtartigen Beobachtungen einzelner Schulen zieht die GEW ein gemischtes Fazit des ersten Schultages nach den Weihnachtsferien. „Die Rückmeldungen aus den Schulen zeigen, dass es gut war, heute mit dem Unterricht in den Klassenzimmern zu starten“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein auf Anfrage. Gleichzeitig bleibe für die Landesregierung und die Städte und Gemeinden als Schulträger viel zu tun, „damit dieses Schuljahr gut fortgesetzt werden kann“.

Stein verlangt beispielsweise von der Landesregierung, bis März genügend Tests und FFP2-Masken für Schüler und Lehrer zur Verfügung zu stellen. Auch seien weitere mobile Impfangebote in den Schulzentren notwendig.

GEW mit Testmanagement zufrieden

Den ersten schlaglichtartigen Erfahrungen zufolge kommt die GEW zu dem Schluss, dass der Wunsch, die Schulen offen zu halten, nach wie vor überwiege. Die Tests hätten gut geklappt. Allerdings hätten einzelne Schulen mitgeteilt, ihre Tests würden nur bis zu diesem Mittwoch reichen.

Als problematisch werde angesehen, dass es häufig neue Tests gebe, die sich in der Anwendung von den anderen unterscheiden würden. Das müsse den Schülerinnen und Schülern aufwendig erklärt werden.

Dauerproblem Lehrermangel

Das Grundsatzproblem bleibt laut GEW, dass die Unterrichtsversorgung schon seit dem Beginn des Schuljahrs schlecht sei. „Jeder Ausfall führt zu Einschränkungen“, bedauert Matthias Schneider. Individuelle Förderung sei an den Schulen in Baden-Württemberg derzeit kaum möglich.