Gernot Maier ist bereits seit 55 Jahren im Schützenverein Sulz Mitglied. Mit seinen 80 Jahren ist er der älteste noch aktive Schütze dort. Als Jugendleiter liegt es ihm besonders am Herzen, seine Leidenschaft weiterzugeben. Denn beim Sportschießen gehe es nicht nur um das Schießen selbst.
Ein 18-Jähriger läuft mit einem Futteral durch die Sulzer Straßen. Er ist auf dem Weg ins Schützenhaus, um seiner Leidenschaft nachzugehen – dem Sportschießen.
Plötzlich hält ihn die Polizei an und möchte wissen, was in der Tasche über seiner Schulter sei. „Ein Luftgewehr und eine Luftpistole“, antwortet der Jugendliche. Ob er diese Waffen führen dürfe, wollte der Polizist wissen. Wahrheitsgemäß antwortete dieser: „Nein.“ (Das Führen einer Waffe bedeutet, sie zugriffs- und schussbereit zu halten, weiß er.) Der Polizist leicht schockiert: „Ja, aber warum haben Sie dann Waffen dabei?“ „Na, weil ich sie zum Schützenhaus transportiere“, entgegnete Gernot Maier, damals 18 Jahre alt.
„Diese Geschichte werde ich nie vergessen“, erzählt Maier, heute 80 Jahre alt und wohnhaft in Vöhringen, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Seine Vereinsliebe beim Schützenverein Sulz, der dieses Jahr das 100-Jahre Jubiläum feiert, begann allerdings schon früher. Sein Vater nahm ihn damals zur Feier des 35-jährigem Bestehen des Vereins mit. „Das war natürlich aufregend“, erinnert sich Maier. An einem Schießstand entdeckte er das Sportschießen für sich und trat in den Verein ein.
Der älteste aktive Schütze
Mittlerweile ist er der älteste noch aktive Schütze und Jugendleiter im Verein. Während seiner Zeit im Verein hat sich allerdings einiges geändert. Während früher viele Jugendliche Freundschaften im Verein schlossen, gemeinsam mit den anderem Mitgliedern Zeit verbrachten, sieht es heute ganz anders aus. Nicht nur die strengeren Vorschriften – auch durch das heutige Denken rund um Waffen – haben dazu beigetragen, dass sich Schützenvereine veränderten.
Auch ein großes „Wenn“ steht immer vor der Jugend: „Wenn wir mal Jugendschützen haben, wenn wir Jugend erreichen, wenn....“, betont Maier im Gespräch mit unserer Redaktion immer wieder. Denn momentan gibt es kaum eine Schützenjugend, wie in vielen anderen Vereinen auch, weiß er.
Als leidenschaftlicher Schütze ist es ihm ein besonderes Anliegen, den Sport vor allem Jugendlichen wieder näherzubringen. Beim Sportschießen gehe es nicht darum, einfach mit Waffen zu hantieren und wild draufloszuschießen. Der erste Schritt sei immer, sich den Gefahren bewusst zu werden und mit den Sportgeräten richtig zu hantieren. Und dann geht es vor allem darum, die richtige Haltung zu finden, den Körper unter Kontrolle zu halten und sich zu konzentrieren.
Nicht viel anders als Yoga?
„Andere machen Yoga, um Selbstkontrolle zu trainieren und innere Ruhe zu finden“, meint Maier. „Ich gehe eben Schießen. Für mich ist das nicht viel anders.“ Im Schützenhaus komme allerdings dazu, dass der Schütze eine direkte Rückmeldung für eventuelle Fehler bekomme – nämlich durch das Ergebnis in der Zielscheibe.
„Wenn ich mich selbst – und damit auch die Waffe beziehungsweise mein Sportgerät – unter Kontrolle habe, erziele ich auch ein gutes Ergebnis.“ Wenn das nicht der Fall ist, bekomme er das direkt mit und könne es besser machen.
„Oftmals ist es doch so, dass man arbeitet und arbeitet, aber nicht wirklich vorankommt. In solchen Momenten bin ich dann oft ins Schützenhaus, um wieder runterzukommen“, erzählt der 80-Jährige. Beim Schützenverein ginge es eben nicht nur um Schießen. Bei der Sportart gehe es vor allem um das eigene Können, Konzentration und Selbstkontrolle.