Die Schützen schießen mit Vorderlader-Pistolen: Gehör- und Augenschutz ist in dieser Disziplin Pflicht. Foto: Steinmetz

Beim Jubiläumsschießen des Schützenvereins Sulz kamen auch besondere Vorderlader-Pistolen zum Einsatz.

Das Jubiläumsschießen in verschiedenen Disziplinen beim Schützenverein Sulz ist abgeschlossen. Insgesamt waren es rund 50 Teilnehmer, womit die Veranstalter zufrieden waren. Am letzten Tag waren Vorderlader-Pistolenschützen aus Waldmössingen im Schießstand.

 

Der Ladevorgang dieser Sportwaffen ist wie ein Ritual. Das portionsweise abgewogene Schwarzpulver kommt vorne in den Lauf, oben drauf das Schusspflaster. Bevor die Rundkugel reingedrückt wird, wird noch kurz gehämmert. Ganz zuletzt, erst am Schießstand, wird das Zündhütchen aufgelegt.

In der Landesliga vertreten

„Es ist eine Percussionszündung“, erklärt Michael De Chiara vom Sulzer Schützenverein die Funktion ein Vorderladers. Damit werden auch Wettbewerbe ausgetragen, nicht nur beim Jubiläumsschießen. Die Sulzer wie auch die Waldmössinger Vereinsschützen stellen jeweils eine Mannschaft in der Landesliga. Vorderladerschießen sei zwar keine Nische im Schießsport, doch es werde nur selten darüber berichtet, bedauert De Chiara.

Gehör- und Augenschutz sind in dieser Disziplin „ein absolutes Muss“. Es knallt ganz ordentlich, es raucht nach dem Schuss aus dem Lauf. Die Rundkugeln könnten selbst gegossen werden. Um Schwarzpulver zu kaufen, brauche man aber eine Schulung und müsse eine Prüfung ablegen. Dafür gebe es gesetzliche Bestimmungen.

Original-Waffen fast unbezahlbar

Die Original-Waffen sind um die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut werden. „Sie sind fast nicht mehr bezahlbar“, weiß Thomas Decker vom Schützenverein Waldmössingen. Die Schützen benutzen daher Nachbauten, doch auch diese sind inzwischen immer schwieriger zu erhalten. Deckers Sportgerät ist 20 Jahre alt.

Was ist der Reiz beim Vorderladerschießen? „Es ist nicht einfach, die Herausforderung ist da“, meint er. Vor allem wird anders geladen. Damit beginnt bereits die Konzentrationsphase. Jeder Griff sitzt, das ist gewissermaßen automatisiert, der Schütze lässt sich schon in dieser Phase von nichts mehr ablenken.

Präzise Waffen

Aus 25 Metern Distanz wird dann am Stand auf die Scheibe gezielt, 13 Mal, nach jedem Schuss wird wieder in aller Ruhe nach gleicher Prozedur geladen. Ganz anders als beim Fallplattenscheiben, das der Sulzer Schützenverein vorher ausgerichtet hatte, kommt es hier nicht auf die Zeit an. Die zehn besten Treffer werden fürs Jubiläumsschießen gewertet.

Die historischen Waffen sind sehr zielgenau. De Chiara zeigt die im Schützenhaus ausgehängte Ergebnisliste: Der beste Vorderladerschütze erzielte 95 von 100 möglichen Treffern. Die Siegerehrung ist am 14. Oktober im Rahmen des Festakts zum 100-jährigen Bestehen des Sulzer Schützenvereins im Backsteinbau.