Der damalige Ministerpräsident und spätere Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger (links) hat 1965 persönlich den von ihm gestifteten Wanderpokal nach Onstmettingen gebracht – Oberschützenmeister Otto Drescher freute es. Foto: Schweizer

Der Schützenverein Onstmettingen wird 175 Jahre alt. Gefeiert wird das Jubiläum in zwei Bausteinen. Auftakt ist eine öffentliche Tanzveranstaltung am Samstag, 2. Juli.

Albstadt-Onstmettingen - Die Gründer des Schützenvereins Onstmettingen würden sich heute freuen, könnten sie sehen, auf welch fruchtbaren Boden ihre Idee im Jahr 1847 gefallen ist. Damalige Übungsstätte war das "Schießlöchle" auf dem Bühl. Der Verein besaß ein Feuersteingewehr mit Marmoreinlage und Stecher. Geschossen wurde, so geht aus den Annalen hervor, auf 80 Schritt mit einer runden, sehr großen Bleikugel. Um 1860 holte sich ein Onstmettinger Schütze in der Landeshauptstadt einen ersten Preis mit einer seidenen Fahne. 1907 rief Oberschützenmeister Gottfried Herre einen neuen Verein ins Leben. Als Schützenmeister stand ihm Abraham Haasis zur Seite. 1908/1909 wurde das neue Schützenhaus in "Agden" eingeweiht. Diese Anlage, auch als 175-Meter Stand genutzt, war 50 Jahre lang Heimat des Vereins, bis 1959 der Schießbetrieb wegen Sicherheitsmängeln eingestellt werden musste. Anlass war die Aussage des Feldschützes Stinski, dem am Sonntagvormittag angeblich "eine Kugel um den Kopf geschwirrt war".

 

Der spätere Bundeskanzler stiftet und bringt den Preis persönlich

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Besatzung durch die Alliierten brachten die Auflösung des Schützenvereins und die Beschlagnahme seines Eigentums samt Schützenhaus. Ab 1952 war wieder Schießsport erlaubt, und am 27. April gründeten 21 Mitglieder den Verein wieder. Sie schafften ein Luftgewehr an und übten im Nebenzimmer des Gasthofes Adler. 1953 war ein weiteres gutes Jahr, denn am 30. Juni wurde das beschlagnahmte Vereinsvermögen freigegeben und August Boss führte das Schützenhaus ins Ereinseigentum über. Der Schuldschein erlosch und der Schießbetrieb in "Agden" wurde wieder aufgenommen. Dennoch hielten die Schützen Ausschau nach einem Gelände für eine neue Schießanlage nach modernsten Gesichtspunkten. Fündig wurden sie in "Zaislen", wo sie 1963 die neuerstellte Kleinkaliber-Anlage in Betrieb nahmen – Startschuss für das seither jährliche Onstmettinger Pokalschießen war. Der damalige Ministerpräsident Kurt-Georg Kiesinger stiftete den Wanderpreis, den er 1965 persönlich an die damaligen Seriensieger, die Kameradschaft Concordia, überreichte.

Zwei weitere Bauabschnitte folgen

Die neue Luftgewehrhalle ging nach Abschluss des zweiten Bauabschnittes 1969 in Betrieb. Sein 125. Jubiläum feierte der Schützenverein als großes Fest 1972 auf dem Hohberg und weihte 1975 in "Zaislen" den Pistolenstand ein. Doch das schwere Erdbeben 1978 traf die Schützen hart, und erst 2000 weihten sie ihren großen Neubau, in dem 20 000 Stunden Eigenleistung steckten, ein. So stehen bis heute 15 Luftdruckhallen und zwei Raumschießanlagen für derzeit zehn Mannschaften sowie ein großer Saal für bis 150 Personen für Veranstaltungen zur Verfügung.

1979 nahm der Verein sportliche und kameradschaftliche Beziehungen zu den Schützen aus Chambéry auf, was auch Anlass für die Vereinigung der sechs Albstädter Schützenvereine zu den Sportschützen Albstadt war. 1986 begann die Freundschaftsbeziehung zu den Feldschützen Hütten in der Schweiz.

Seit 1907 führten sieben Vorsitzende den Jubiläumsverein: 1907 bis 1926 Gottfried Herre, 1926 bis 1940 Jakob Herre, bis 1954 August Boss, bis 1971 Otto Drescher, bis 1981 Heinz Büchel, 1982 bis 1989 Roland Stopper, bis 2005 Hans Kopp und seither Uwe Krohn. "Die vergangenen 175 Jahre haben den Schützenverein Onstmettingen geprägt und gestärkt. Das soll uns Verpflichtung durch Kameradschaft, Erfolgswillen, Einsatzbereitschaft und Disziplin für die Zukunft sein", betont Uwe Krohn.

Mehrere Meistertitel auf allen Ebenen

Stolz ist der Verein auf deutsche Meister, Weltmeister und Olympiateilnehmer, es gab unzählige Platzierungen bei Landes-, Bezirks- und Kreismeisterschaften und Auszeichnungen bei den Albstädter Sportlerehrungen. Das Bemühen um und mit der Jugend hat der Württembergischen Schützenverband 18 Jahre lang ununterbrochen mit dem Anerkennungspreis für gute Jugendarbeit ausgezeichnet. Dann kam Corona. Die Pandemie beeinträchtigte die Jugendarbeit stark, ebenso den Vereinsbetrieb. Meisterschaften fielen ebenso aus wie viele Veranstaltungen im Schützenhaus, was sich für den 220 Mitglieder zählenden Verein finanziell besonders negativ auswirkte.

Nun aber wird gefeiert: Am Samstag, 2. Juli, lädt der Schützenverein Onstmettingen ab 20 Uhr zur Oldie-Nacht mit der Band "Trio Infernale" in der Festhalle ein. Einlass ist ab 19 Uhr. Der Jubiläumsfestakt steigt am 30. September – natürlich im Schützenhaus.