Luftbild von 1968 – die Fläche ist noch frei. Foto: Landesarchiv/StAL/EL68IX-18237

Das Luftbild in schwarz-weiß ist von 1968. Es zeigt die Schütte. Jetzt ist hier der Campingplatz – Horbs größter Gastgeber. Mit insgesamt 320 Plätzen, Horbs einzigem Freibad, Mobile-Homes, Schlaffässern und einer kultigen Campinggaststätte.

Horb - Reinhold Kuch lacht: "Das passt ja genau mit dem Luftbild. 1968 ist mein Schwiegervater Heino Baumler mit seinem Freund Walter Kreidler ausgeritten. Dabei kamen beide auf die Idee, hier einen Campingplatz zu bauen!"

Heino Baumler – damals Personalchef bei Ledermann. Wohnte im Terrassenhaus in Ihlingen, hatte sein Pferd bei dem ehemaligen Schüttebauern untergestellt. Und Baumler packte es an: Walter Kreidler verpachtete ihm das Land, er brachte das Kapital ein. Kuchs Schwiegervater hatte vorher geerbt.

Um die Jahrtausendwende dann die Trendwende

Reinhold Kuch erinnert sich: "Erst wurde der obere Platz gebaut. Der Eingang war damals oberhalb der Gaststätte. Dort war die Rezeption. In der 70er-Jahren gab es wenig Campingplätze in Deutschland – und die Nachfrage war doppelt so hoch wie das Angebot, obwohl das Campen schon damals sehr beliebt war. Und weil es in Horb einen der wenigen Plätze gab, ist der Platz sehr schnell gewachsen. Ende der 1970er-Jahre kam als zweiter Schritt das Freibad dazu!"

Um die Jahrtausendwende dann die Trendwende. Kuch: "Um das Jahr 2000 herum wurde es schwieriger – die Dauercamper ließen nach, auch die Wohnwagen kamen nach und nach außer Mode. Dafür begann es mit den Wohnmobilen."

Kuch war damals bei Homag beschäftigt. Zuletzt in den Investor Relations, weil der Börsengang anstand. Er erinnert sich: "Ich kam zum Campingplatz wie die Jungfrau zum Kinde. Damals haben wir meinen Schwiegervater auf Mallorca besucht, als er mich gefragt hat, ob ich den Platz übernehmen will. Für mich war dabei der Kick, selbstständig zu sein. Da ging es nicht um den Verdienst. Vor allem, weil ich wusste, dass der Campingplatz modernisiert werden muss! Viele Homag-Kollegen haben damals gesagt: ›Du kommst bald wieder und bettelst um einen Job.‹ Doch ich habe es keine Sekunde lang bereut!"

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Inzwischen gibt es 220 Plätze für Dauercamper

Auch, weil Reinhold Kuch großer Tierfreund ist. Sieht man nicht nur an den Galloway-Rindern, die er züchtet. Sondern auch daran, das man sogar sein Pferd mit als Gast auf den Campingplatz mitbringen kann. Drei Monate im Jahr 2002 hat Schwiegervater Heino Baumler Reinhold Kuch eingearbeitet – dann ging es los.

Die erste clevere Idee des neuen Campingplatz-Pächters: Selbst bauen und die Plätze herrichten. Kuch: "Ich habe damals Baumaschinen gekauft. Es gab nur einen Pritschenwagen. Dann konnte ich Scherle als gelernten Tiefbauer als Mitarbeiter gewinnen. Und dann haben wir die Plätze nach und nach neu angelegt. Strom und Wasser an jeden Stellplatz gebracht. Natürlich musste ich mich erstmal in die Bauarbeiten einarbeiten. Das war spannend. Die technische Umsetzung war das Thema von Scherle!"

Der nächste Meilenstein vor zehn Jahren: Kuch konnte das bisher gepachtete Gelände kaufen. Und weiterentwickeln. Inzwischen hat der Platz 220 Plätze für Dauercamper, 30 Stellplätze nur für Wohnmobile. 70 Touristenplätze für Wohnwagen, 20 Zeltplätze. Und die Wiese für Zeltlager. Dazu die Ladestation für E-Mobile, die Sanitäranlagen auf dem neuesten Stand. 2015 kam die Christuskapelle dazu. Reinhold Kuch: "Mein alter Chef Schuler war auch bei der Einweihung dabei!"

2017 startet Frank Pratscher hier seinen Adventure-Park mit Outdoor-Action wie Bogenschießen. Und mit der neuen Pächterin Inge Reich ist jetzt auch die Campingplatz-Gaststätte wieder am Start – ein tolles Ausflugsziel.