Ein Kameramann filmt am Ufer des Teufelsees im hessischen Wetteraukreis, in dem die Leiche der 14-jährigen Ayleen gefunden wurde. (Archivbild) Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Staatsanwaltschaft Gießen hat Anklage wegen Mordes gegen einen 30 Jahre alten Mann erhoben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die 14-Jährige Ayleen entführt hat, um sie zu vergewaltigen.

Fünf Monate nach dem Fund der Leiche der 14-jährigen Ayleen aus Baden-Württemberg hat die Staatsanwaltschaft im hessischen Gießen Anklage gegen einen 30-Jährigen erhoben. Dem aus Hessen stammenden Mann werde vorgeworfen, die Schülerin ermordet zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war.

Der Verdächtige hatte bei einer Vernehmung gestanden, die Schülerin umgebracht zu haben. Den Ermittlungen zufolge hatte er die aus Baden-Württemberg stammende Schülerin am Nachmittag des 21. Juli 2022 mit einem Auto in Südbaden abgeholt und in ein Waldgebiet bei Langgöns im Landkreis Gießen gebracht. Dort soll er das Mädchen um kurz vor Mitternacht auf einem Feldweg getötet haben.

Tatverdächtiger legte Geständnis ab

Die Ermittler werfen dem 30-Jährigen aus dem mittelhessischen Waldsolms neben Mord unter anderem auch versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge und Entziehung Minderjähriger vor. Die Leiche von Ayleen war Ende Juli 2022 im Teufelsee bei Echzell in Hessen gefunden worden, dorthin hatte der Tatverdächtige die Ermittler nach seinem Geständnis geführt. Er habe den Ermittlern auch den Ablageort weiterer Kleidungsstücke der getöteten Schülerin gezeigt. Der Fall hatte großes Entsetzen ausgelöst.

Den Ermittlungen zufolge hatte der 30-Jährige die Schülerin am Nachmittag des 21. Juli 2022 mit einem Auto in Südbaden abgeholt und in ein Waldgebiet bei Langgöns im Landkreis Gießen gebracht. Dort soll er das Mädchen um kurz vor Mitternacht auf einem Feldweg getötet haben.

Opfer und Tatverdächtiger lernten sich via „Snapchat“ kennen

Im Zuge der Ermittlungen gegen den Mann waren 122 Zeugen vernommen und mehr als 30.000 Chats ausgewertet worden. Aufgrund der digitalforensischen Untersuchungen des Handys des Tatverdächtigen konnte festgestellt werden, dass sich Ayleen und der Angeschuldigte offenbar Ende April 2022 via „Snapchat“ kennengelernt und danach eine Vielzahl von Nachrichten miteinander ausgetauscht hatten.

Der 30-Jährige war schon als Jugendlicher wegen einer Sexualstraftat verurteilt worden. Er verbrachte deshalb zehn Jahre in einem psychiatrischen Krankenhaus. Bis Anfang 2022 war der Mann in einem Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter.

Erst nach dem Tod von Ayleen wurde bekannt, dass drei Mädchen im ersten Halbjahr 2022 Anzeige gegen den Mann erstattet hatten. Zwei Mädchen im Alter von 14 Jahren warfen ihm Nötigung und sexuelle Belästigung vor. Ende April soll er versucht haben, ein 17 Jahre altes Mädchen unter anderem durch Textnachrichten zu einer Beziehung zu nötigen. Nach der Anzeige in diesem Fall hatte es nach Polizeiangaben unter anderem eine Gefährderansprache gegeben.

Nach der Haft droht dem Mann auch Sicherungsverwahrung

Das Landgericht Gießen muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden, ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest. Bei einer Verurteilung geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch um eine mögliche Sicherungsverwahrung für den 30-Jährigen im Anschluss an die Haftstrafe.

Ein Sprecher des Landgerichts Gießen sagte, die Anklage sei eingegangen und werde nun in einem sogenannten Zwischenverfahren geprüft. Ob am Ende das Hauptverfahren - also ein Prozess - gegen den Angeklagten eröffnet wird, stehe noch nicht fest. Die Prüfung durch die zuständige Schwurgerichtskammer wird dem Sprecher zufolge voraussichtlich mehrere Monate dauern.

Das Landgericht Gießen hatte in der Vergangenheit schon öfter große und von einer breiten Öffentlichkeit verfolgte Mordprozesse verhandelt. Im November 2018 etwa verurteilte es den Mörder der achtjährigen Johanna rechtskräftig zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Aktuell hat es die Schwurgerichtskammer mit einem mutmaßlich 2016 in Mittelhessen begangenen Mord an einem Mann zu tun, dessen Leiche bis heute nicht gefunden wurde. Der Indizienprozess gegen zwei Angeklagte läuft bereits seit April 2021.