Wie hat Christian Wilhelm Jamm, der Stifter von Lahrs grüner Oase, auf Kuba gelebt? 25 Schüler des Scheffelgymnasiums haben ein halbes Jahr unter anderem nach einer Antwort auf diese Frage gesucht. Das Ergebnis ist eine Ausstellung im Stadtmuseum.
Die Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Museums haben die Schüler der Klasse 9d im vergangenen halben Jahr auf die Beine gestellt. Auf Bannern werden kurze Aussagen zu den Lebensbedingungen auf Kuba in der Mitte des 19. Jahrhunderts präsentiert. Die Vita Jamms und Infos zum Leben in der Mitte des 19. Jahrhunderts gehören ebenfalls dazu. Was Kuba betrifft, geht es hier vor allem um die Zuckerproduktion, die Herstellung von Stoffen und die damit verbundene Sklavenarbeit.
Es ist hinreichend bekannt, dass der in Lahr geborene Kaufmann Jamm, der zum Stifter des Stadtparks, der heutigen Mediathek und der Christuskirche werden sollte und über Lyon nach Kuba kam, als Händler von Stoffen vermögend wurde. Er hat in seinem Haushalt in Havanna Sklaven gehabt. Da er selbst als Stoffhändler auf Kuba zu seinem Vermögen kam, ist er auch zweifellos an der Ungerechtigkeit der Sklavenarbeit beteiligt. Die Frage ist, wie diese Ungerechtigkeit heute bewertet wird.
Ausstellung bezieht Gegenwart ein
Ein Teil der Schulklasse stellte die Ausstellung detailliert vor. Die Vergangenheit – das Leben Jamms auf der Karibikinsel, damals noch spanische Kolonie – sei vielschichtig gewesen. Zu dieser Vielschichtigkeit gehört eine weitere Frage: Was wussten die Lahrer Einwohner davon, als Jamm mittels Testament Gönner der Stadt wurde?
Gelungen ist, dass ein Teil der Ausstellung die Gegenwart einbezieht. Die Macher haben Aussagen zur Bekleidungsindustrie in Bangladesch erstellt und diese Banner als sichtbaren Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart integriert. Verständlich ist daher die Aussage der Schüler, dass die Arbeit intensiv gewesen sei.
Bürgermeister Schöneboom spricht von „Stundenpiraterie“
„Die Klasse hat Klasse“: So lobte Erster Bürgermeister Guido Schöneboom die Ausstellung. Die Arbeit – ein halbes Jahr in Archiven und Quellenstudium samt der gesamten Organisation der Schau – sei beeindruckend. Gerade die dunklen Seiten, die es aus heutiger Sicht in Jamms Biografie gibt, bezeichnete Schöneboom als „unsichtbare Ungerechtigkeiten“. Ein Verdienst der Klasse ist, dass diese hier sichtbar geworden sind. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass Schöneboom verriet, dass die Macher im Scheffelgymnasium „Stundenpiraterie“ betrieben hätten. So bezeichnete er die Tatsache, dass die Klasse anderen Lehrern im Unterricht Stunden abgeknapst hätte – neben einem erheblichen Einsatz in der Freizeit und in den Fastnachtsferien.
Den Begriff der „Stundenpiraterie“ griff Antje Bohnsack, Direktorin des Scheffelgymnasiums, auf. Eigentlich dürfte sie das als Direktorin nicht tolerieren. Da es aber keinerlei Beschwerden gab, lobte sie das Engagement: „Das geht weit über den Notenrahmen hinaus.“ Die Direktorin erinnerte sich an den Tag, als Stadtarchivar Thorsten Mietzner und Klassenlehrerin Gudrun Pischinger, die die Schüler in Geschichte unterrichtet, zu ihr gekommen waren mit den Worten: „Wir haben da eine Idee.“
Geburtstag Stadtpark
Die Eröffnung der Ausstellung zu Jamm und Kuba im Stadtmuseum gehört zu den Feierlichkeiten, mit denen der 150. Geburtstag des Stadtparks begangen wird. Die Ausstellung ist im zweiten OG des Museums zu den Öffnungszeiten – mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr – bis Mitte Mai – zu sehen. Es gibt dazu ein Rahmenprogramm. Unter anderem stellt Michael Zeuske am 29. April von 18 Uhr an „Havanna um 1850“ vor. Am Samstag, 15. März, präsentiert Walter Caroli von 11 Uhr an in der Villa Jamm sein neues Buch über den Stadtpark.