Das Schulzentrum in Horb: Gibt es eine Gewalt-Problematik? Die Rektoren bestreiten das. Foto: Hopp

Kam es zu einem "Gewaltvorfall" im Schulzentrum? Ein Leser berichtet unserer Zeitung von massiven Vorkommnissen. Rektoren und Polizei bestätigen Ermittlungen. Ein Faktencheck!

Horb - Was trug sich am Horber Schulzentrum am Freitag, 7. Oktober, zu? Ein Leser informierte eine Woche später unsere Redaktion. Der Vorwurf: "Zugetragene Informationen sprechen davon, dass es sich bei den Tätern um eine Gruppe (angeblich 10 bis 20) ausländischer Kinder der Schule handelte, die ein anderes Kind aus belanglosen Gründen über einen längeren Zeitraum ›malträtiert‹ haben."

Angeblich Ort des Geschehens: die Realschule. Das Opfer liege im Krankenhaus. Die Schilderung geht weiter: "Weiterhin heißt es, dass die Polizei zwar über den Vorfall informiert wurde, diese aber wohl sehr lange brauchte, um von der Stadtmitte an die Schule zu fahren.Weiterhin heißt es, dass aufsichtsführende Lehrer wohl nicht und/ oder zu spät eingegriffen hätten." Was ist dran an diesen Vorwürfen? Wir haben mit Rektoren und der Polizei gesprochen.

Hat es einen "Gewaltvorfall" gegeben?

Ja, hat es. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage Ermittlungen. "Da es sich um Jugendliche handelt, können wir aber zu Details keine Auskunft geben." Konkreter werden die Schulrektoren. Denn laut Götz Peter, Rektor der Gemeinschaftsschule, war er mit seiner Kollegin Heidrun Linka, Rektorin an der Realschule, selbst vor Ort.

Was ist tatsächlich geschehen?

Noch gibt es Unklarheiten. Doch Rektor Peter schildert das Geschehen detailliert. Zunächst betonen er und auch Kollegin Linka, dass sich die "Streitereien" außerhalb des Schulgeländes und außerhalb der Schulzeit zugetragen haben. Los gegangen sei es mit Traubenbildungen im Busbereich an der Hohenberghalle. Die dortige Aufsicht habe das auch wahrgenommen, so Linka. "Da zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur noch wir Rektoren vor Ort waren, sind wir selbst sofort vor Ort gewesen", erklärt Peter. Auslöser sollen laut Peter Beleidigungen über Social Media gewesen sein. Involviert seien Schüler von Realschule, Gemeinschaftsschule und Rossbergschule gewesen sein. "Das spätere Opfer soll andere beleidigt haben. Dann wurde mit Vergeltung gedroht." Die Situation entwickelte eine "Eigendynamik". Doch zunächst sei es nur um verbale Auseinandersetzungen gegangen. "Ich habe die Schüler immer wieder versucht, nach Hause zu schicken. Doch ich konnte sie ja nicht zwingen." Zum Täter und dem Opfer seien immer wieder Unbeteiligte dazugestoßen, "die einfach nur dabei sein wollte"

Wann und wie eskalierte die Situation?

Götz Peter rief die Polizei zum Zeitpunkt, als es "noch keine körperliche Auseinandersetzung" war. "Die Traube hat sich immer wieder bewegt. Von der Hohenberghalle ins Neubaugebiet. Eine einzelne Gruppe muss sich abgesondert haben. Das Opfer sei dann wohl abseits des Bereichs Hohenberghalle/Bushaltestelle im Wohngebiet attackiert worden. "Die Polizei ist rechtzeitig eingetroffen und konnte die Situation deeskalieren." Anwohner hätten den Vorfall beobachtet, so Peter.

Was ist mit dem Opfer?

Laut Gerüchteküche soll es noch immer im Krankenhaus liegen. Doch das ist laut Heidrun Linka falsch: "Der Schüler war am darauffolgenden Montag wieder in der Schule." Auch zum Notarzteinsatz sei es nicht gekommen sein. "Die Eltern des Schülers haben ihn sicherlich ärztlich untersuchen lassen", so Rektor Peter.

Kam die Polizei zu spät?

Die Polizei bestreitet das. "Wir wurden mit der Information "verbale Streitigkeiten" gerufen. Das hat auf der Skala nicht die allerhöchste Dringlichkeit. Wir wurden um 12.59 Uhr angerufen. In der Zeit von 13.05 bis 13.07 Uhr waren wir bereits da", erklärt ein Polizeisprecher. Rektor Peter bestätigt: "Es waren höchstens zehn Minuten. Und zu dem Zeitpunkt ging es nicht um eine tätliche Auseinandersetzung."

Haben Aufsichtspersonen nicht oder nur zögerlich eingegriffen?

Die Rektoren bestreiten das und verweisen nochmals, dass es sich nicht um eine Auseinandersetzung auf dem Schulgelände gehandelt habe und bereits Schulschluss gewesen sei. "Wir haben uns trotzdem darum gekümmert." Allerdings habe sich das Geschehen dann verlagert und sei dann nicht mehr im Sicht- und Aufsichtsbereich der Lehrer gewesen.

Hat es sich bei den »Tätern« ausschließlich um Schüler mit Migrationshintergrund gehandelt? Gibt es multi-kulturelle Konflikte an der Schule?

Sowohl Linka als auch Peter bestreiten das vehement. "Unsere Schulen und Schüler sind sehr tolerant. Konflikte dieser Art spielen keine Rolle. Wir sind auch Schulen mit dem Schwerpunkt ›Schule ohne Rassismus‹", sagt Peter, der auch Geschäftsführender Schulleiter der Horber Schulen mit Empfingen und Eutingen ist. "Das Thema Migration ist auch nicht anders als an anderen Schulen", sagt Linka.

Gibt es eine Gewaltproblematik im Schulzentrum?

Peter antwortet: "Nein das gibt es nicht. Im Gegenteil: Wir versuchen mit Präventionsprogrammen viel entgegenzuwirken. Aber klar ist: Wo 1000 Schüler aufeinandertreffen, da bleibt es nicht aus, dass es zu Konflikten kommt." Eine Zunahme gebe es aber nicht, betonen Linka und Peter unisono.

Wie geht es nun weiter?

Die Polizei ermittelt. Und auch die Schulen arbeiten den Vorfall auf. "Stellt es sich heraus, dass es sich bei den Tätern um Schüler meiner Schule handelt, werde ich dementsprechend Maßnahmen ergreifen", erklärt Linka. "Wir suchen auch mit allen Klassen das Gespräch", so Peter. Auch die beiden Schulsozialarbeiterinnen im Schulzentrum seien in die Aufarbeitung involviert. Das "große Problem" (Peter) Social Media und Beleidigungen werde intensiv besprochen.