Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) hat am Donnerstag in Stuttgart Nils Schmid im Wahlkampf unterstützt. Foto: dapd

Schröder (SPD) hält nach Katastrophe in Japan Rückkehr zum rot-grünen Atomkonsens für richtig.

Stuttgart - Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hält nach der nuklearen Katastrophe in Japan die Rückkehr zum rot-grünen Atomkonsens für das Gebot der Stunde. Die Verlängerung der Laufzeiten für die Reaktoren durch die schwarz-gelbe Bundesregierung sei ein schwerer Fehler gewesen, sagte Schröder am Donnerstag bei einer SPD-Wahlveranstaltung in Stuttgart. „Es hat überhaupt keinen Grund gegeben, den Atomkonsens zu verändern.“

Schröder: Reaktion von Merkel nur Aktionismus

Die damalige Begründung für den Schritt sei „beinahe abenteuerlich“ gewesen. Die Reaktion der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf das Desaster in Japan sei nur Aktionismus. „Man sollte nicht so tun, als täte man was, ohne etwas zu tun“, kritisierte Schröder. Er bezweifelte, dass Union und FDP den richtigen Kurs einschlagen. „Sie sind nicht sonderlich glaubwürdig, was die Frage angeht, eine andere, menschenfreundliche Energiepolitik zu entwerfen.“ Wenn Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) jetzt einen viel schnelleren Atomausstieg ankündige, dann sei das wenig glaubhaft. Union und FDP sollten eingestehen, dass sie mit der Aufkündigung des Atomkonsenses einen Fehler gemacht haben. Kritisch äußerte Schröder sich auch zur Rolle der Energiekonzerne: Diese hätten mit ihrem Ja zu längeren Laufzeiten auf kurzfristige Gewinne gesetzt, statt langfristig in erneuerbare Energien zu investieren.

Schröder sagte, er habe die Atomkraft immer für eine „zweifelhafte Produktion von Energie“ gehalten. Das Ausstiegsgesetz von 2002 habe trotzdem ein Kompromiss sein müssen. „Dabei wussten wir, dass wir nicht über Nacht aussteigen konnten.“