Vor drei Jahren hat Jonathan Siegel seine Karriere als Skispringer beendet. Doch die Ski hat er nicht an den Nagel gehängt, sondern im Oktober 2019 sein Studium begonnen, um selber Trainer zu werden. Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder Bote

Wintersport: Jonathan Siegel hat vor zwei Jahren die Trainerlaufbahn eingeschlagen / Beim SV Baiersbronn coacht er die Jugendlichen

Vor mehr als zwei Jahren hat sich der Dürrenmettstetter Jonathan Siegel dazu entschlossen, seine aktive Karriere als Skispringer zu beenden und sich der Trainerlaufbahn zu widmen. Diesen Plan verfolgt der 22-Jährige weiterhin mit Überzeugung.

Seine A-Lizenz als Trainer hat der 22-jährige Jonathan Siegel bereits. Was noch fehlt, ist das Diplom. Das Studium als Trainer im Skisport hat sich aufgrund von Corona nun um ein halbes Jahr verschoben. "Der Kontakt zueinander ist notwendig und online ist da nur recht wenig möglich", erklärt Siegel. Insgesamt sei das Studium sehr praxisnah. Und 80 Prozent seiner praktischen Arbeit leistet der 22-Jährige beim SV Baiersbronn ab. Dort hat er nun seine "erste richtige" Wintersaison erlebt. Auch wenn diese – ebenfalls durch Corona – nicht ganz so war, wie es sonst der Fall ist. Viele regionale Wettkämpfe mussten abgesagt werden, und so sei er mit den jungen Sportlern weniger unterwegs gewesen, als das normalerweise der Fall sei. Trotzdem würden ihm inzwischen immer mehr Aufgaben übertragen und es gab "viele coole Momente" mit den Sportlern aus der Lehrgangsgruppe 2, der ältesten Gruppe mit Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren, für die Jonathan Siegel inzwischen zuständig ist.

Gemeinsam mit seinem Mentor Klaus Faißt kümmert er sich um die knapp 30 Kinder beim SV Baiersbronn. "Klaus Faißt hat ein Alter erreicht, in dem er sich ein bisschen zurückziehen möchte. Aber er ist natürlich noch immer mit voller Leidenschaft dabei. So kümmert er sich eher um die Jüngeren. Aber wir ergänzen uns da sehr gut", beschreibt der 22-Jährige die gemeinsame Arbeit. Mit dabei sind auch einige ehrenamtliche Trainer, ohne die das alles nicht möglich sei, sagt Siegel.

In der vergangenen Saison haben den Dürrenmettstetter besonders die Einzelleistungen von einigen Sportlern beeindruckt. "Mir ist als Trainer aber auch die Persönlichkeitsentfaltung der Kinder besonders wichtig. Mündige Sportler zu formen, die selbstbewusst an die Sache herangehen und auch selber Entscheidungen treffen können", betont der 22-Jährige. Seine neue Aufgabe als Trainer halte jeden Tag neue Herausforderungen bereit. Nicht ganz einfach sei dabei auch das Alter der Sportler, die neben Schule, Training und privaten Dingen eben auch durch die Pubertät gehen würden. "Da gibt es schon den ein oder anderen herausfordernden Moment. Manchmal ist man eben auch Psychologe und Motivator. Aber mir macht es Spaß, auf die Sportler zuzugehen und sie dort abzuholen." Jonathan Siegel ist sich allerdings auch bewusst, dass er selber noch sehr jung ist noch viel zu lernen hat. "In manchen Dingen habe ich noch wenig Erfahrung. Manchmal muss man dann eben gegen eine Wand laufen, aber daraus lernt man wieder."

Der 22-Jährige kennt sich mit dem Druck aus

Als einen großen Pluspunkt sieht Siegel aber auch die eigenen Erfahrungen, die er in seiner aktiven Karriere als Skispringer gesammelt hat. Er wisse, welcher Druck auf den Sportlern lastet – ein Grund, warum er sich dazu entschlossen hatte, aufzuhören. "Ich habe es am eigenen Leib mitbekommen. Ich will aber niemals ein Trainer sein, der versucht, jemanden zu überreden. Ich habe selber negative Erfahrungen gemacht. Am Ende ist es der Sportler oder die Sportlerin, die damit klar kommen muss", sagt Siegel und betont, dass der Trainer nur Ratgeber sein könnte.

Als wichtigen Faktor in diesem großen Ganzen sieht der 22-Jährige jedoch auch die Erfahrung, zu lernen, was es bedeutet, auch einmal zu verlieren. Das habe er als junger Sportler nicht erfahren. "Das Lernen von Erfolg und Misserfolg" sei dabei wichtig und als Trainer müsse er bewusst Situationen erschaffen, in denen die Sportler scheitern. "Wenn man nur vorne steht, dann kommt auf einmal immer mehr und der Druck wird größer."

Bereut hat Jonathan den Schritt, mit seiner aktiven Karriere als Skispringer aufzuhören, nicht. "Bisher habe ich nie einen Moment gehabt, in dem ich gedacht habe, ich muss selber wieder die Ski in die Hand nehmen." An der Überzeugung daran, den Weg in Richtung Trainer einzuschlagen, hat sich für ihn nichts geändert. "Für mich ist es immer noch eine Leidenschaft." Was aber letztendlich nach dem Studium kommt, darauf will sich der 22-Jährige noch nicht festlegen. "Es weiß keiner, was in vier oder fünf Jahren passiert. Ich fokussiere mich jetzt auf jeden einzelnen Tag", sagt der Dürrenmettstetter.

Neben seinem Glauben, den er in seiner Gemeinde in Sulz ausübt, die für ihn "Dreh- und Angelpunkt" ist, spielt der 22-Jährige auch für den VfR Sulz in der Bezirksliga Fußball. "An manchen Stellen habe ich den Wettkampfcharakter noch nicht abgelegt und will noch an meine Grenzen kommen, schließlich bin ich noch sehr jung." Deshalb habe er sich mit dem Fußball eine Sport gesucht, der ihm schon immer Spaß macht. Und darin "bin ich nicht ganz untalentiert, weil ich es mit Leidenschaft mache", sagt Siegel. Wenn es mit dem Studium zeitlich möglich ist, will er auch weiterhin dem Fußball treue halten und diesen als Ausgleich zu seinem eigenen Job als Trainer nutzen.