Mit dem Schreibwarenladen von Ruth Schmitt könnte in Steinen ein weiteres inhaber-geführtes Ladengeschäft schließen.
Früher sei es in einer Kleinstadt so gewesen, dass der Metzger zum Friseur gegangen ist, um sich dort seine Haare schneiden zu lassen – der Friseur habe dann seine Wurst bei diesem Metzger gekauft. Das sei heute nicht mehr so, sagt Ruth Schmitt. Auch seien es nur ein, zwei Handwerker, die bei ihr eine Reparatur durchgeführt hätten und zu ihr ins Geschäft kämen. Schmitt ist die Inhaberin des Schreibwarenladens an der Kanderner Straße, in dem auch Bücher verkauft werden.
Weil ihr Steuerberater sie auf den sinkenden Umsatz aufmerksam gemacht habe, hat sie sich entschlossen, ihren Laden zu schließen. Spätestens bis Ende des Jahres will sie alle Schreibblöcke, Stifte, Gruß-, Trauer- und Glückwunschkarten und die übrige Ware verkauft haben.
Von Kindesbeinen an im Geschäft
Die 72-Jährige hat das Geschäft von ihren Eltern übernommen. Seit sie 14 Jahre alt ist, arbeitet sie im Geschäft. Ihre Tochter, erzählt sie, hat „beim Ebi“ in Zell im Wiesental und bei Resin in Binzen eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau gemacht, hat sich dann zur Marketingmanagerin fortgebildet und wohnt inzwischen in der Schweiz. Schmitt hätte nichts dagegen, wenn jemand anderes den Laden übernimmt, aber es habe sich bisher noch niemand dafür gefunden. Ein Interessent habe abgesagt, weil er keine Lotto-Annahmestelle einrichten dürfe, die gibt es in Steinen schon. Eine Postfiliale auch.
Mit Schmitt im Geschäft arbeitet Elisabeth Trinler. Die Rentnerin hat davor im Großmarkt gearbeitet und hilft ihr jetzt aus. Die Höllsteinerin erklärt sich den Umsatzrückgang mit dem veränderten Kundenverhalten.
Konkurrenz durch Online-Handel
Viele bestellten Schulmaterial online und ließen es sich direkt nach Hause liefern oder kauften in Discountern sowie Supermärkten, die auch ein kleines Schreibwarensortiment haben. Außerdem werde weniger Papier benutzt. Inzwischen seien alle digital unterwegs. Ruth Schmitt schreibt gerne Briefe, verschickt Karten und Päckchen. „Das hat was Romantisches“, sagt sie.
Die jungen Leute würden heute aber per WhatsApp kommunzierten. Auch die hohen Heiz- und Stromkosten machten inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte schwer zu schaffen.