Der Erste Vorsitzende des Deutschen Polizeimuseums in Salzkotten (Nordrhein-Westfalen), der ehemalige Polizist Felix Hoffmann, demonstriert in Original-Uniform den Umgang mit dem Radargerät VRG2 von Telefunken aus dem Jahr 1959. Parallel mit anderen Geräten wurde diese Ur-Radarfalle bis in die 1980er Jahre genutzt. Foto: dpa

Vor 66 Jahren nahm Deutschlands erste Radarfalle ihren offiziellen Dienst auf. Seitdem sind Blitzer der Schrecken aller Autofahrer. Wir stellen die verschiedenen Gerätetypen vor.

Immer wieder waren sie der blanken Wut der Temposünder ausgesetzt: Radarfallen wurden beschossen, angezündet, abgesägt, mit Farbe besprüht und mit Klebeband umwickelt.

 

Vor 66 Jahren nahm das erste mobile Radargerät in Deutschland auf e einer Straße zwischen Düsseldorf und Ratingen in Nordrhein-Westfalen seinen offiziellen Dienst auf, das allzu flotte Autofahrer gerichtsfest überführen sollte.

Das obere Gerät ist das eigentliche Radargerät und wurde vorwiegend beim VW Transporter an der Front rechts angebracht. Das untere Gerät zum Ablesen der Geschwindigkeit befand sich im Wageninnenraum. Foto: dpa

Die erste Radarfalle

1956 wurde der Prototyp VRG 1 der Firma Telefunken auf der Internationalen Polizeiausstellung im nordrhein-westfälischen Essen vorgestellt. Nach ersten Feldversuchen trat die Radarfalle als Weiterentwicklung VRG 2 ihren bundesweiten Siegeszug an. Im Regierungsbezirk Düsseldorf wurde sie am 15. Februar 1959 erstmals in Deutschland zur Geschwindigkeitskontrolle genutzt.

Zuvor war die Zahl der jährlichen Verkehrstoten trotz des relativ geringen Verkehrsaufkommens auf 13.000 in die Höhe geschnellt. Mit Blitzlicht konnten nun sogar in der Nacht Temposünder erwischt werden. Die Zeitungen feierten die neue „Wunderwaffe“ der Polizei, die ihrerseits davon begeistert war, „statistisch gesehen jeden Autofahrer alle zehn Tage kontrollieren zu können“.

Der Protoyp zur Geschwindigkeitskontrolle wurde erstmals am 23. November 1956 von der Firma Telefunken auf der Berliner Avus vorgestellt. Links der Mess- und Anzeigeteil sowie das Registriergerät, rechts auf dem Stativ die Empfangsantenne. Foto: dpa

Starenkasten

Der Klassiker unter den Messgeräten ist der stationäre „Starenkasten“. Meist ist er so verbaut, dass er je nach „Schießrichtung“ für beide Fahrtrichtungen einsetzbar ist. Dabei werden drei Messingstränge im Abstand von etwa einem Meter wenige Zentimeter tief quer zur Fahrbahn verlegt, erläutert der Fachanwalt Tobias Goldkamp.

Fährt ein Auto darüber, wird durch die Verformung der empfindlichen Kristalle Elektrizität erzeugt. Aus dem Abstand der Messingstränge wiederum kann die Geschwindigkeit errechnet werden. „Der Starenkasten an sich ist nur noch für das Foto zuständig.“

Ein klassischer Starenkasten zur Überwachung von Temposünden steht in der Düsseldorfer Innenstadt. Foto: dpa

Gebühreneinzugsmaschinen

Immer häufiger sind silberne Säulen mit dunklen Ringen am Fahrbahnrand zu sehen. Dahinter verbirgt sich ein Laser-Messsystem. „Bei der Lasertechnik werden Lichtimpulse ausgesendet, die von den Fahrzeugen reflektiert werden. Daraus lässt sich die Geschwindigkeit errechnen“, erklärt Sebastian Ramb von Vitronic.

Die Firma stellt Geschwindigkeitsmessgeräte her und hat sich auf Laser spezialisiert. Bis zu vier Fahrspuren lassen sich dadurch abdecken. Im Gegensatz zu Starenkästen gibt es bei den voll digitalisierten Systemen keine Filmspulen mehr, die gewechselt werden müssten.

ine Geschwindigkeitsmessanlage der Polizei blitzt am 16.04.2015 an der B3 bei Gundelfingen (Baden-Württemberg). Foto: dpa

Laser-Blitzer

Viele der größten deutschen Städte rüsten derzeit bei Blitzern auf. Den Kommunen bringt das Millioneneinnahmen. In Stuttgart sind 20 stationäre Blitzer, sechs Fahrzeuge sowie 3 teilstationäre Blitzer im Einsatz. Mobile und fest installierte Geräte brachten der Stadtkasse 2017 mehr als elf Millionen Euro ein.

Autos fahren auf der Cannstatter Straße in Stuttgart an stationären Radarfallen vorbei. Foto: dpa

Blitzer-Strecke

Autofahrern auf der Bundesstraße 6 in Laatzen bei Hannover drohen Strafzettel, wenn sie auf dem über zwei Kilometer langen überwachten Straßenabschnitt das Tempolimit missachten. Eine Radaranlage namens „Section Control“ erfasst das Tempo nicht an einer Stelle, sondern ermittelt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf einem längeren Abschnitt, wo die Autofahrer vom Gas gehen sollen.

Belgien, die Niederlande und Österreich nutzen diese Technik seit Jahren mit großem Erfolg für die Verkehrssicherheit. Das bei der Einfahrt in den Straßenabschnitt erstellte Foto wird zunächst verschlüsselt, ebenso wie das zweite Foto beim Verlassen der Sektion. Nur wenn der Abgleich beider Bilder eine Tempoüberschreitung ergibt, wird ein Blitzer-Foto mit dem Gesicht des Fahrers angefertigt.

Autos fahren an der fest installierten Geschwindigkeitsmessanlage auf der Waldschlößchenbrücke in Dresden (Sachsen) vorbei. Foto: dpa

Blitzer-Anhänger

Im Kampf gegen Raser hat die Polizei einen besonderen Trumpf in der Hand – den „Enforcement Trailer“, der als geparkter „Anhänger“ getarnt ist. Hessen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und NRW haben die mobilen Super-Blitzer bereits im Einsatz. Durch neuste Lasermesstechnik misst er sicherer als herkömmliche Radargeräte die Geschwindigkeit.

Laut Hersteller wird gleichzeitig über mehrere Spuren hinweg geblitzt. Fährt jemand zu schnell, lösen die Kamera und eine rote Blitzlampe aus. Neu neben dem Aussehen ist, das der Blitzer über fünf Tage am Stück im Dauerbetrieb sein kann – Tag und Nacht. Mehrere Akkus sorgen für die nötige Stromversorgung.

Ein Polizist demonstriert in Hamburg ein Handlaser-Geschwindigkeitsmessgerät. Foto: dpa

Lichtschranken

Auch die Lichtschrankenmessung kommt immer öfter zum Einsatz. Modelle wie das „ESO ES 3.0“ verfügen über fünf Sensoren. Fährt ein Auto hindurch, kann aus der vergangenen Zeit zwischen den Unterbrechungen die Geschwindigkeit errechnet werden, erklärt Fachanwalt Jens Dötsch. „Parallel dazu wird auch hier meist ein Fotokasten für das Beweisbild aufgebaut.“ Wenn die Polizei auf Autobahnen zur Messung unterwegs ist, wird die Geschwindigkeit meist via Video gemessen. „Als Referenzwert gilt dann die Geschwindigkeit des Polizeiwagens.“

Kurzer Blitz mit schweren Folgen – besonders bitter ist der Bußgeldbescheid für Autofahrer, die gar nicht zu schnell waren. Foto: dpa

Bußgelder

Wer außerorts 25 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, muss laut Bußgeldkatalog 200 Euro zahlen – dazu kommt noch ein Punkt sowie ein einmonatiges Fahrverbot (Stand: Februar 2025). 50 Kilometer pro Stunde über der Höchstgeschwindigkeit sind innerorts keine gute Idee. Kostet Geld (400 Euro), zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot.

Ein Radarmessgerät zur Geschwindigkeitskontrolle steht in Köln während einer Verkehrskontrolle der Polizei am Straßenrand. Landet ein Bußgeldbescheid im Briefkasten, muss der Autofahrer nicht in jedem Fall bezahlen. Foto: dpa

Warnsysteme

Wer Apps zur Blitzerwarnung oder Radarwarner während der Fahrt einsetzt, sollte aufpassen. „Grundsätzlich ist kein Warnsystem erlaubt“, erklärt Verkehrsrechtler Jens Dötsch. Hier drohe ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg. „Im schlimmsten Fall kann sogar das entsprechende Gerät eingezogen werden.“

Verboten ist die Anschaffung der Apps nicht, bei der Nutzung im Auto begibt man sich in eine juristische Grauzone. Denn bislang ist nicht abschließend geklärt, ob die Nutzung der Apps auch für den Beifahrer verboten ist. Das Warnen vor Blitzern durch die Lichthupe ist nicht erlaubt, mit Handzeichen hingegen darf man aber durchaus warnen.

Ein Pkw fährt an einer mobilen Radaranlage der Polizei zur Geschwindigkeitskontrolle vorbei. Foto: dpa

Kuriose Verkehrssünder

Die Geschwindigkeitskontrolle ist sogar deutlich älter – nämlich 113 Jahre. 1906 maßen eifrige Polizisten im badischen Kehl das Tempo von Kraftfahrern im Geschwindigkeitsrausch. Auf einer bestimmten Streckenlänge wurden Autofahrer mit Fahnenzeichen und Taschenuhr „überführt“. Inzwischen sind 1479 Geräte als fest montierte „Starenkästen“ über Baden-Württemberg verteilt.

Fotogalerien im Internet zeigen kuriose Aufnahmen der Blitzer-Kameras: Enten im Tiefflug, Hubschrauber, Lamas, der Weihnachtsmann, die Oma mit Rollator, einen galoppierenden Schimmel – alle hatten es eilig, oder gerieten aus Versehen ins Visier von Radar und Laser.