Der Tierschutzverein erhält von der Stadt mehr Geld für die Fundtieraufnahme. Der Vereinsvorsitzende Claudio Di Simio begründet die Kostensteigerung und zählt die Leistungen des Tierheims auf.
Ortstermin auf dem Paradieshof, der Zuflucht für Fundtiere: Unsere Redaktion trifft sich dort mit Claudio Di Simio, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins Schramberg. Denn am 20. März hatte der Ausschuss Umwelt und Technik (AUT) der Erhöhung der Fundtierpauschale von 1,50 Euro auf 2,50 Euro pro Einwohner zugestimmt. In der Aussprache dazu hatte Di Simio nicht direkt Stellung beziehen können. Er war erkrankt und nahm an der Sitzung nicht teil. Jetzt wollte er vor Ort Einblick in die Arbeitsweise des Tierheims gegeben und Fragen beantworten.
Auf dem Paradieshof sind zum Zeitpunkt des Besuchs 24 Katzen untergebracht. „Das Ziel ist, sie so schnell wie möglich in gute Hände zu vermitteln. Dafür müssen sie gesund bleiben und in manchen Fällen erst mal gesund werden“, erklärte Di Simio beim Gang durch das Erdgeschoss an den katzengerecht hergerichteten Räumen vorbei.
Neue Tiere in Quarantäne
Neu angekommene Tiere kommen aber immer zuerst in Quarantäne in Boxen in einem anderen Raum. Erst nach einigen Wochen, wenn der Impfschutz wirkt und sie sich etwas eingewöhnt haben, dürfen sie zu den anderen Katzen. „Die Hygieneanforderungen sind hoch, die Tierheimordnung macht Vorgaben und das Veterinäramt hat die Aufsicht“, erläuterte Di Simio. Das alles zusammen mache die Versorgung so aufwendig. Rund um die Uhr müsse das Tierheim zwei Tierpflegerinnen in Vollzeit und eine Teilzeitkraft beschäftigen, außerdem komme einmal pro Woche der Tierarzt.
Zu einer entsprechenden Frage von Stadtrat Michael Melvin im AUT erklärte Di Simio, dass das Tierheim auch Hunde aufnehme, allerdings nur vorübergehend und nicht dauerhaft, dafür arbeite man mit einer Hundepension zusammen. Tatsächlich traf auch am Tag unseres Besuchs ein Hund ein: Seine betagte Besitzerin war notfallmäßig ins Krankenhaus eingeliefert worden, keiner konnte sich um das Tier kümmern. Sechs Hunde seien es schon in diesem Jahr gewesen. „Wir kümmern uns um jedes Tier, haben uns aber auf Katzen spezialisiert“, versicherte Di Simio.
So landeten auch schon Bussarde, Kaninchen, Schildkröten, Wellensittiche, eine Wachtel, ein verletzter Storch, Schildkröten und Schlangen im Tierheim.
Verletzte Wildtiere allerdings seien ein Fall für sich, weil sie dem Jagdrecht unterliegen und der Jäger ein Eigentumsrecht hat. Bei angefahrenen Rehen oder Wildschweinen rufe die Polizei in der Regel den Jagdpächter an. Für Wildvögel oder Igel wiederum gebe es Stellen des Naturschutzbundes, die diese übernähmen.
Ohne den zusätzlichen Einsatz ehrenamtlicher Mitglieder – 270 zähle der Verein zur Zeit – wäre im übrigen der Betrieb des Tierheims nicht zu leisten. Außerhalb der Arbeitszeiten kümmern sich diese zum Beispiel bei Notfällen um Tiere, helfen bei Einkäufen und beschäftigen sich mit den Katzen, damit diese sich an andere Menschen gewöhnen.
Geprüfte Bücher
Zur ebenfalls im AUT aufgekommene Frage nach dem Abhalten von Hauptversammlungen des Vereins erklärte Di Simio, dass die letzte 2022 stattgefunden habe. Die Mitglieder für die Vereinsämter seien damals alle für vier Jahre gewählt worden. Die nächste Hauptversammlung sei für diesen Sommer geplant. Wie Oberbürgermeisterin Eisenlohr ebenfalls im AUT berichtet hatte, seien die Bücher des Vereins intensiv geprüft worden. Wichtig war es Di Simio noch am Schluss unseres Besuches darauf hinzuweisen, dass die Fundtierversorgung mit den Mitteln der Stadt mit den anderen Vereinszielen nicht zu tun habe: Der weitere Ausbau erfolge nur mit Mitteln aus Spenden, Erbschaften und Mitgliedsbeiträgen.
Hintergründiges zur Fundtieraufnahme
Bei der Aufnahme von Fundtieren
handelt es sich um eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Stadt Schramberg, welche diese auf den Tierschutzverein Schramberg übertragen hat. Der bisherige Vertrag sah dafür seit Januar 2018 eine jährliche Pauschale in Höhe von 1,50 Euro je Einwohner vor. Für 2024 wurden deshalb 32 162 Euro ausbezahlt. Diesen Vertrag hatte der Tierschutzverein zum 31. Dezember 2024 gekündigt , weil er wegen der gestiegenen Betriebskosten damit nicht mehr auskomme.
Gestiegene Kosten
sind im Detail die Gehälter aufgrund des Mindestlohns, die höheren Tierarztkosten sowie gestiegene Energie- und Futterkosten und Verbrauchsmaterialien. Um eine Kostendeckung zu erreichen, sei eine Erhöhung der Pauschale auf 2,50 Euro je Einwohner notwendig, was für 2025 bei 21 441 Einwohner einen Betrag von 53 603 Euro ausmache. Bei einer Enthaltung hatte der Ausschuss Umwelt und Technik (AUT) am 20. März dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zur Erhöhung der Pauschale auf 2,50 pro Einwohner zugestimmt.