Das Schülerorchester unter der Leitung von Meinrad Löffler lockt viele Gäste in die Stadtkirche. Fotos: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Musikschule eröffnet Jubiläumsjahr mit einem herausragenden Sinfoniekonzert in der voll besetzten Stadtkirche

Mit einem herausragenden Sinfoniekonzert in der evangelischen Stadtkirche eröffnete die Musikschule Schramberg ihr Jubiläumsjahr zum 60-jährigen Bestehen.

Schramberg. Keine Gruppierung wäre als Vorzeige-Institution mit geballter Kernkompetenz und multipler instrumentaler Power besser dazu geeignet gewesen, als das Sinfonieorchester der Musikschule unter seinem souveränen Leiter Meinrad Löffler.

Zwar "häutet" sich dieses Jugendorchester von Jahr zu Jahr – bewährte Kräfte und Solisten wandern zum Studium ab, junge Schüler vom Vororchester müssen eingewöhnt werden – doch vielleicht macht gerade dies den besonderen Reiz eines Schülerorchesters aus, dass immer wieder neue Talente hervorwachsen. Zwei solcher Supertalente stellte das Orchester im mittleren Teil des sorgsam ausgewählten Programms vor.

Oberbürgermeister Thomas Herzog konnte in der voll besetzten Kirche zahlreiche Angehörige der Orchestermitglieder, Lehrkräfte und Freunde der Musikschule begrüßen. Mit einem kurzen Überblick spannte er den Bogen schon über das ganze Jubiläumsjahr: Konzert im März, Tag der offenen Tür im Juli, Musical-Premiere "West Side Story" im Oktober.

Je zwei Sätze der Sinfonie Nr 5 c-moll von Ludwig van Beethoven, der sogenannten Schicksalssinfonie, bildeten den Rahmen des Konzerts. Vier hämmernde Noten, sonst nichts, leiteten den ersten Satz "Allegro con brio" ein. Auf diese vier Noten, die als Anklopfen der Schicksalsmacht gedeutet werden, stellte Beethoven sein gewaltiges sinfonisches Gebäude. Für die Dirigenten gilt diese Sinfonie als Feuerprobe, da die innere Spannung nie nachlassen darf und neben Höhepunkten von kraftvoller Wucht auch zarte Lyrik und geheimnisvolle Mystik vorkommen. Musikschul- und Orchesterleiter Löffler meisterte mit seiner präzisen und temperamentvollen Zeichengebung diese Aufgabe bravourös.

Auffallend war, dass schon sehr junge Streicher und Bläser im Orchester saßen, das aus insgesamt 45 Streichern, Holz- und Blechbläsern und einem Paukenspieler bestand. Im zweiten Satz in Dur begegneten die Zuhörer dem Lyriker Beethoven. Die Celli intonierten ein emotionales Thema, dem später ein zweites siegreiches Thema folgte, gespielt von hellen Trompeten wie von Fanfaren.

Mit der Premiere der Konzertetüde von Alexander Goedicke gelang Trompetenlehrer Löffler ein besonderer Coup. Als Solisten der Etüde konnte er den zehnjährigen Schiltacher Jungtrompeter Lukas Wöhrle präsentieren. Umwerfend, wie er, kaum dass er das Podest für die Solisten betreten hatte, loslegte mit schmetternden Sechzehnteln und Doppelfiguren. Hochkonzentriert und ohne Noten sprudelte er immer neue atemberaubende Läufe aus seinem Instrument.

Das Orchester beschränkte sich bei diesem brillanten Feuerwerk der Töne auf zurückhaltende Begleitung und Echospiel. Die begeisterten Zuhörer spendeten dem jungen Interpreten großen Applaus.

Auf diese Überraschung folgte auf dem Fuß die nächste. Zwar ist die 17-jährige Geigensolistin Katrin Hafner in Schramberg durch diverse Auftritte längst keine Unbekannte mehr, doch als "Teufelsgeigerin" bei der "Carmen Fantasy" von Pablo de Sarasate, die als eines der technisch schwierigsten Paradestücke für Solovioline gilt, hatte sie wohl noch keiner der Zuhörer erlebt. Mit ihrem satten Bogenstrich, ihren aufjauchzenden Doppelgriffen und ihren Glissandi aus höchster Höhe zog die hochtalentierte Virtuosin die Zuhörer sofort in ihren Bann.

Ob in sonorer tiefer Lage oder in feinster Höhe, die Meisterin der Geigentöne schaffte alle Übergänge mit bravouröser Technik. In dieser Konzertfantasie versammelte ihr Schöpfer Pablo de Sarasate mit Titeln wie "Aragonaise, Habanera, Seguidilla und Gypsy Dance" ein Feuerwerk von spanischen Tänzen und Zigeunerweise, die von der der "fertigen" Interpretin in unglaublicher Makellosigkeit und Stilreinheit dargeboten wurden. Nach Studien bei Professor Baynov erhält sie derzeit als Jungstudentin Meister-Unterricht bei ihrer Cousine, der ebenfalls hochtalentierten Professorin Maria Elisabeth Lott. Doch das Besondere bleibt, dass die Musikschule Schramberg aus ihren eigenen Reihen derart hoch qualifizierte Solisten hervorgebracht hat.

Mit dem dritten und vierten Satz der Schicksalssinfonie schufen die jungen Sinfoniker einen neuen Höhepunkt. Die einleitende Frage der Celli wand sich aus düsterer Tiefe in die Höhe. Beantwortet wurde sie von Streichern und Holzbläsern, ehe die Celli eine Fuge anstimmten, die in ein gewaltiges Fortissimo des vollen Orchesters mündete, das wiederum schwere Schicksalsschläge darzustellen schien.

Fast ohne Übergang folgte der atemberaubende triumphale vierte Satz, der aus dem Dunkel ins siegreiche Licht zu führen schien. Die Zuhörer spürten bei diesen unter die Haut gehenden siegreichen Klängen sicherlich das Bekenntnis des Komponisten, dass Menschlichkeit und Frieden über Gewalt und Krieg siegen.

Diesem Sieg setzten auch die Schramberger Sinfoniker ein herrliches Denkmal und der Applaus der Zuhörer wollte nicht enden, weshalb der glanzvolle Satz in der Zugabe wiederholt wurde.

Im April starten die neuen Instrumentalkurse der Musikschule Schramberg. Nähere Informationen und Anmeldung unter www.musikschule-schramberg.de oder Telefon 07422/234 37.