"Künstler Erich Hauser, Pfarrer Georg Egle und Orgelbauer Eberhard F. Walcker" Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche St. Maria: Historische Zeitreise durch die Kirchengeschichte gespickt mit einigen Visionen

In vier Szenen unternahmen Gemeindemitglieder eine Zeitreise durch die Geschichte ihrer Kirche St. Maria in Schramberg.

Schramberg (czh). "HiPoDiaMus: historisch, poetisch, dialogisch, musikalisch" war der szenische Rückblick auf 175 Jahre Pfarrkirche St. Maria.

Nicht nur der Rückblick des sehr unterhaltsamen Szenenspiels, sondern gerade die Visionen zur Stadtgeschichte sorgten für überraschtes, teilweise auch bitteres Lachen des Publikums.

Dabei leitete ein Jazzquartett jede der vier Szenen mit einem beschwingten Kirchenlied ein, was ganz neue Töne ins Kirchenschiff trug. Nach einer historischen Einordnung der jeweiligen Epoche vom Bau der Kirche bis in unsere Tage machte sich Sprecher und Autor Dietmar Gebert poetisch "einen Reim auf die Zeit" des dann folgenden Schauspiels.

Um den Bau einer größeren Kirche bat 1838 Pfarrer Herlikofer den Nieffer Carl, "ein Spezialist im Kirchenbau, der dient dem König Wilhelm, denn er ist schlau". Zur Grundsteinlegung der Basilika gab es den ersten Rosenmontagszug in Mainz und Queen Victoria wurde in England gekrönt.

Auch Schultheiß Fidel Bollinger in Schramberg riet dem Pfarrer zum Bau einer größeren Kirche mit vielen Sitzplätzen und einer Klimaanlage. Ach, das ist ja nur eine Vision. "Sechs Jahre hat der Bau gedauert, nun ist sie da, aus Stein gemauert", verkündet der Sprecher die Kirchweih 1844 und die Einweihung der Walckerorgel. "Begeistert ist das Volk vom Klang der Orgel und auch vom Gesang".

Darauf stoßen Bischof Johann Baptist von Keller, Pfarrer Blaicher und Baumeister Franz Storz an. Beim Gang zum Buffet bittet der Bischof, ihm einen Platz zu reservieren auf der Ehrentribüne der Bach-na-Fahrt. Wie bitte? "Vergessen Sie’s, war nur eine Vision", winkt der Bischof ab.

Die jazzige Version "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind", leitete die dritte Szene ein. Zur Innenrenovation 1994 "setzen Hausers Leute alles um in Edelstahl. So bestaunen wir noch heute Hausers Werk in Schramberg Tal", reimte der Erzähler. Am Edelstahl-Ambo, auf den Stufen des Altars, treffen sich Erich Hauser, Pfarrer Georg Egle und Eberhard Friedrich Walcker. Hauser bewundert, "was Walcker gebaut hat, übertrifft an Pfeifen so manche Regierung".

Und nach ein paar Flaschen Trollinger mit Künstler Hauser durfte die Orgel sogar in braun restauriert werden. Aber das viele Edelstahl lasse die Kirche wie ein Krankenhaus erscheinen, zitierte Pfarrer Egle einige Kritiker. "Wohl dem, der noch ein Krankenhaus hat", hatte Erich Hauser eine mit Bitterkeit belachte Vision. Da ließ Rudi Schäfer die Walckerorgel mächtig aufbrausend erklingen.

Die vierte Szene zeigte das Jubiläum der Kirche in diesen Tagen mit dem poetischen Jugend-Stil-Rap: "He, du Sau, geiler Bau, was geht ab, Kohle knapp". Da steht Pfarrer Rüdiger Kocholl im von Hauser entworfenen Priestergewand auf den Stufen des Altars und aus den Kulissen treten die Darsteller der vorherigen Szenen: Schultheiß Bollinger (Herbert Zinell), Pfarrer Herlikofer (Joachim Rohrer), Pfarrer Blaicher (Meinrad Hermann), Baumeister Franz Storz (Hansjörg Ragg), Bischof Keller (Rudi Huber), Organist Johann Braun (Simon Pfaff), Pfarrer Egle (Markus Schneider), Erich Hauser (Arnhold Budick), Eberhard Walcker (Stefan Wild) und Pfarrer Kocholl (Anselm Pfaff). Zudem die Sprecher Historisches Karin Pfaff und Matthias Krause sowie die Sprecher Poetisches Dietmar Gebert und Matthias Krause, die Projekt-Band mit Benedikt Gießibl, Anselm Pfaff, Elias Rohrer und Benedikt Schäfer, an der Orgel Rudi Schäfer, Ferdinand Moosmann (Bildauswahl, Dennis Dieterle und Johanna Schäfer mit dem Ministranten-Team, die für Ton, Licht und Technik sorgten.

Angesichts geballter Männer-Power vor dem Altar, prophezeit dann auch "Pfarrer Kocholl": Zum 200. Jubiläum wird eine Pfarrerin hier stehen – aber auch das ist nur eine Vision.