In Schramberg gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Foto:  Friedberg – stock.adobe.com

Vor allem junge Familien und berufstätige Singles oder Pendler haben es in Schramberg schwer.

Schramberg - Vor allem junge Familien und berufstätige Singles oder Pendler haben es in Schramberg schwer, eine passende Wohnung zu finden.

"Wir haben in der Stadt ein Defizit an bezahlbaren Wohnraum, der Mindeststandards in der Ausstattung erfüllt", stellt Stefan Haller von der Anwaltskanzlei Neudeck & Haller zum Mietwohnungsmarkt in Schramberg fest.

Haller kennt sich aus. Als Rechtsberater des Mietervereins Schramberg ist er mit daran beteiligt, die über das Rathaus erhältliche "Mietwerttabelle für Schramberg" (den Mietspiegel) zu erstellen. Danach reicht der Quadratmeterpreis von 3,13 Euro im Altbau bis 7,22 Euro für Wohnungen mit guter Lage und Ausstattung. Die billigen Wohnungen seien aber oft sanierungsbedürftig und nach einer Sanierung sei die Miete für viele oft zu hoch. "Schramberg ist ein Vermieter-Markt. Vermieter tun sich leichter, einen geeigneten Mieter zu finden, als die Mieter, eine geeignete Wohnung zu finden", beschreibt Haller die Lage. Es gebe also ein Defizit im unteren Preisbereich mit vernünftiger Ausstattung, gleichzeitig eine große Nachfrage danach.

Warteliste

Deshalb sind auch alle Wohnungen der Schramberger Wohnungsbau GmbH (SWB) vermietet. 310 Wohnung verwaltet die SWB, 30 davon seien sanierungsbedürftig und würden dort, wo die Bausubstanz noch in Ordnung ist, Zug um Zug hergerichtet, berichtet SWB-Geschäftsführerin Monika Mayer.

Im Bestand gibt es noch Wohnungen ohne Bad und zentraler Heizung, mit stoffummantelten Stromleitungen. Um die Mieten bezahlbar zu halten, werde "eher repariert als saniert". Für Familien mit geringem Einkommen gibt es eine Warteliste.

Sulgen teurer

Jürgen Bett, Vorsitzender des Haus- und Grundeigentümervereins und Rechtsanwalt der Kanzlei Kohler + Partner, sieht in Schramberg dennoch unterm Strich keine Wohnungsnot und keine explodierende Mieten: "Vermieter- und Mieterseite können zufrieden sein." Allerdings meint auch er, dass "für die Leute mit mittlerem Einkommen zu wenig Wohnraum vorgehalten wird".

Für ein junges Paar sei es schwierig, in der Talstadt für vier bis sechs Jahre eine passende Wohnung zu finden, bevor es ins eigene Haus ziehen könne. Ein Grund sei die topografische Lage der Talstadt mit ihren überwiegend alten Gebäuden, aber auch die Hemmung vieler Hauserben, in die Häuser zu investieren. "Mit der Talstadtumfahrung wird sicher wieder mehr investiert", ist Bett sicher. In der Folge seien die Mietpreise auf dem Sulgen deutlich höher als in der Talstadt, was der aktuelle Mietspiegel nicht abbildet. Bett wünscht sich deshalb einen qualifizierteren, detaillieren Mietspiegel, dessen Erstellung allerdings kostenintensiver sei. Interessanter Nebenaspekt: Unter den rund 1000 Mitgliedern des Vereins gäbe es inzwischen auch viele Hauseigentümer und Vermieter mit Migrationshintergrund.

Chancen für Investoren

Geschäftsführer Patrik Schuhmacher von der Schramberger Spittel Bau GmbH sieht aus seiner täglichen Praxis heraus einen angespannten Mietmarkt in Schramberg.

Selbst Lagen und Gebäude, die vor fünf Jahren nicht zu vermieten waren, wären durch den Bevölkerungszuzug wieder gefragt: "Das hat sich um 180 Grad gedreht." Auch seien die Mieten deutlich gestiegen. Zwei Angebotsbereiche fehlten vor allem, gleich ob Talstadt oder Sulgen: Bezahlbare Wohnungen mit vier Zimmern für Familien und kleine Ein- oder Eineinhalb-Zimmerwohnungen für Arbeiter oder Ingenieure, die nur unter der Woche da sind.

Moderner Wohnraum in der Talstadt fehle generell, "bis auf zwei bis drei Oasen". Und für barrierefreies Wohnen gebe es Wartelisten. Andere Städte hätten diese Klientel Schramberg erfolgreich abgeworben. Schuhmacher möchte jetzt schon wieder mehr Baukräne sehen, wenn er vom Schlossberg auf die Stadt blickt, nicht erst, wenn die Talstadtumfahrung kommt: "Es gibt auch heute schon genug Renditechancen, wenn man in Schramberg in den Wohnungsbau investiert."