Die Ärzteversorgung auf dem Land bleibt auch Thema im Raum Schramberg. Großes Interesse fand unlängst ein Gesundheitsworkshop der Hochschule Weingarten in der Mühlbachhalle in Mariazell. Ärzte und Mitarbeiterinnen der Praxisgemeinschaft Aichhalden/Hardt/Locherhof führten jetzt in Aichhalden ein Gespräch mit Ministerialdirektor Herbert O. Zinell aus Schramberg. Foto: Archiv-Fotos: Ziechaus

Praxisgemeinschaft spricht in Aichhalden mit Ministerialdirektor Zinell über Versorgung im Raum Schramberg.

Schramberg/Aichhalden -  "Mehr Ärzte aufs Land", heißt die Devise nicht nur für die Gesundheitspolitik des Landes; aber will das auch die kassenärztliche Vereinigung?

Nach ihrer Statistik und der der Krankenkassen ist der Raum Schramberg, ebenso wie Rottweil und Villingen-Schwenningen, mit Ärzten und Fachärzten sogar überversorgt. Sieht man genauer hin, stimmt das aber nur für die Versorgung mit Medizinern in den Städten. Dort sind die meisten Arztsitze der kassenärztlichen Vereinigung, sie stehen aber nicht zur Verfügung für die Versorgung in Dörfern.

Das stellten die Ärzte der Praxisgemeinschaft Aichhalden/Hardt/Locherhof bei einem Gespräch mit Ministerialdirektor Herbert O. Zinell in der Praxis in Aichhalden fest.

Ein weiterer Blick auf die Statistik zeigt, das durchschnittliche Alter der Ärzte beträgt 55 Jahre, für etliche wird das Berufsleben bald abgeschlossen sein. Für die langfristige und dauerhafte Versorgung müssten also mehr Ärzte aufs Land.

Ärztliche Versorgung soll erweitert werden

Um Nachfolgern ausscheidender Ärzte eine Perspektive zu geben, sollte es eine Niederlassungsgarantie geben. Dafür müsse die Standesorganisation die Zuteilung von Arztsitzen flexibler gestalten und nicht an bestimmten Orten festhalten. Auch die Ärzte sollten sich bewegen in Richtung von Gemeinschaftspraxen, möglichst mit Sitzen in verschiedenen Dörfern. Junge Mediziner wollen als Landarzt nicht mehr "immer und überall" verfügbar sein müssen.

Mit mehreren Kollegen in einer Gemeinschaft könnten Arbeitszeit und Dienste aufgeteilt werden, so dass jeder auch Zeit für ein Familienleben hat. Begrenzte und flexible Arbeitszeiten werden mit der stark zunehmenden Verweiblichung im Arztberuf erforderlich, verwies Herbert O. Zinell auf den wachsenden Anteil von Medizinerinnen. Für den Ministerialdirektor im Innenministerium führe das Konzept der Landesregierung für mehr Ärzte auf dem Land nur dann zum Erfolg, wenn die Arztsitze flexibler und dem Bedarf entsprechend zugeteilt werden.

Dann könnte auch in Praxisgemeinschaften wie in Aichhalden/Hardt/Locherhof den Assistenzärzten eine Perspektive geboten und zugleich die ärztliche Versorgung auf dem Land verbessert und erweitert werden.