Eine Menge Applaus bekommt das zunfteigene Kinderballett für seinen Auftritt – und die Zugabe. Fotos: Anton, Brändle Foto: Schwarzwälder Bote

Narrenzunft: Viel Lob für Programm

Menschen, Tiere, Sensationen von Weltformat. Das hat der gigantische Welt-Fasnets-Zirkus beim Zunftball der Narrenzunft Schramberg geboten.

Schramberg. Bei seiner Tournee rund um den Erdball gastierte der hochberühmte Zirkus auch im Bärensaal. Was Direktor Tobias "Tobse" Dold präsentieren konnte, übertraf alle Erwartungen. Zur Eröffnung pflegte man die Tradition mit Aufmarsch der Stadtmusik, Hanselsprung und Brezelsegen.

Preisgekrönte und vielfach ausgezeichnete Artisten aus aller Welt kündigte der Zirkusdirektor vor dem grandiosen Bühnenbild (Josef Bücheler) an – an seiner Seite die glamourösen Showgirls Michael Wiedmaier und Max Neudeck. Als Jongleure aus der Karibik ließen Stefan Link und Karsten Birbaum Tücher und Keulen durch die Luft fliegen. Ganz ohne Mundschutz traten die Seiltänzer Fall-Nie und Seil-Lang (Achim Bendigkeit und Martin Mettmann) aus China am Schwebebalken auf. Das Brüder-Clown-Duo Olek und Bolek (Dieter Neininger und Fabian Riesterer) stellten zu sphärischer Star-Trek-Musik Pilot und Fallschirmspringer dar.

Durchtrainierte Körper

"Durchtrainierte Körper" präsentierten die "stärksten Männer der Welt", Udo Neudeck und Michael Melvin. Die von ihnen nicht geschafften 100-Kilogramm-Gewichte hob danach ein kleiner Junge mit Leichtigkeit hoch. Verblüffende Zauberkunst führte in glitzernder Kostümierung "das Magier-Duo aus England", Achim Schaub und Michael Wald, vor. Mit ihrer wunderbaren Taschentuch-Vermehrung demonstrierten sie ihre magische Kraft, der Höhepunkt war der Ballon, der dem sich wie von Geisterhand öffnenden Gefäß entstieg. Hochspannung herrschte beim Auftritt des Artisten-Ehepaars Luca und Dolores, das mit ihrem gefährlichen Spiel des Messerwerfens den Saal zum Zittern brachten.

Mit Stolz stellte der Direktor mit dem Kinderballett (Leitung: Steffi Rauch und Steffi Melvin) den Nachwuchs vor. Mit ihren Tutus und in Ringelstrümpfen stellten sich die "sieben Zwerge" wie die Orgelpfeifen auf und warfen die Beine beim "Can-Can" hoch wie Tanzgirls aus Moulin Rouge. Beim Radetzkymarsch marschierte der männliche Nachwuchs ein, der seine Kräfte beim Gewichtheben demonstrierte, bevor plötzlich ein Hardrock-Gewitter die Szenerie änderte. Clowngirls im schwarz-weißen Streifenlook zeigten akrobatisches Talent, sodass die Besucher stürmisch nach einer Zugabe verlangten.

Sogar schöneres Wetter

Zirkusdirektor Tobse nutzte seine Moderation, um seinerseits das Publikum zu erheitern, etwa mit einem schauerlichen Trick anhand eines am Kleiderhaken hängenden Mantels oder beim Song "In Schramberg isch Zirkus, da isch halt was los", bei dem er mit seinem Multifunktions-Instrument begleitete und mitreimen ließ.

"Schöner als nie zuvor wird es mit Frau Eisenlohr", prophezeite Büttenredner Hans-Jörg Dierstein anhand Dutzender "Beweise". Sogar schöneres Wetter stellte er mit der neuen Oberbürgermeisterin in Aussicht. Pläne wie Umfahrung, Integration, Krankenhaus-Verwendung, Schulcampus oder Buslinie Talstadt-Sulgen befänden sich in der Planung, würden aber "teurer noch als nie zuvor...".

An Originalität kaum zu übertreffen präsentierten die Elferfrauen ihre Tanz- und Gesangsnummer "Schwarzwälder Kirschtorte" (Leitung: Claudia Huber), indem sie selbst in die leckeren Stückchen schlüpften, und zum Jürgens-Song "Aber bitte mit Sahne" ihre Kreise drehten. Beim Song "Ich hab die Schokolade doch nur angeguckt" begleitete Anja Seckinger am Flügel.

Als besondere Gäste aus der Schweizer Partnergemeinde Lachen kündigte der Direktor Pit Marty und seinen Compagnon an, die als Klavierspieler die Hosen runterließen und die Gäste mit ihrem "hammermäßigen" Spiel zu Lachsalven hinrissen. In der Pause heizte die Band Gams ’n’ Rosslers statt mit kräftigem Tusch mit heißem Rock ein und boten neben der modernen Zweitversion des Bach-na-Songs dem Publikum einen eigenen Fasnets-Hit.

Artistik vom Feinsten zeigten die Akrobaten der SG Schramberg unter Leitung von Anja Brändle. Da wirbelten die acht jungen Sportler mit Flug- und Hechtrolle, Rad und Flick-Flack, Handstand und Salto vorwärts und rückwärts in einem Tempo über die Bühne.

Frau als Versuchskaninchen

Beim Sketch "Hamburg grüßt die Zirkusstadt" schaffte es Drag-Queen Olivia Jones alias Achim Bendigkeit, die Oberbürgermeisterin als "Hauptattraktion" auf die Bühne zu holen, um Beziehungen zwischen den beiden "Weltstädten" aufzuzeigen. Denis Bendigkeit als Clown kommentierte mit trockenem Humor, wenn er an die diversen Vorhaben dachte: "In acht Jahren ist der Spuk sowieso vorbei." Nach Verleihung des Matrosenhuts an die OB konnte das Duett "Seemann, lass das Träumen" starten.

Zum Tränenlachen war der Hypnose-Versuch des Zirkusdirektors, der statt eines Huhns seine Frau als "Versuchskaninchen" einsetzen musste. Mit dem Trick vom magischen Sechseck brachte der "Mentalist" fünf Freiwillige aus dem Zuschauerraum zu einer zum Kreischen komischen Pferdenummer mit Steckenpferden, die er selbst im Trab und Galopp anführte.

Das Zunftballett (Leitung: Lara Kiolbassa und Ann-Katrin Brantner) zeigte in Leo-Kostümierung und bei exotischer Musik, was echte Dschungelkatzen draufhaben. Beim Sketch "Daheim im Hausanzug" plauderten Cindy Wiedmaier und Tanja Mettmann aus dem Nähkästchen der Fitness- und Yoga-Szene mit dem Drumherum der Alternativmedizin. Ihr Idol war der ehemalige Traumschiff-Kapitän Sascha Hehn, doch kamen sie mit dem Song "Ich brauch das Gefühl, satt zu sein" wieder auf den Teppich der Fettpolster-Realität zurück.

Schlusspunkt des brillanten Programms war der Akrobatiktanz "Wilde Tiere" des Elferrats, dessen Mitglieder als Tiger, Löwen und Dompteure eine umwerfende Nummer vorstellten, bei der sich die Zuschauer bogen vor Lachen. Zum Abschluss stellte der mittlerweile als Tiger verkleidete Elfer und Zirkusdirektor Tobse noch einmal alle Akteure vor und dankte ihnen für ihren tollen Einsatz.

Die Maske hatten Elke Grimpe-Burgbacher und Domenique Aiello übernommen, Licht und Ton lag in den Händen von Dennis Dieterle und Annika Kußberger. Der größte Dank aber gebührte dem Faktotum und besten Zoodirektor der Welt, Tobias Dold.

Noch bis in die Nachtstunden spielten "Gams ’n’ Rosslers" nach dem großartigen Programm zu Tanz und Unterhaltung auf und rockten den Bärensaal. Auch die in einer großen Delegation vorbeischauenden Falken-Hexen sangen noch ein Ständchen.