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Nach wie vor haben es junge Familien, Senioren und Singles schwer, in Schramberg bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Schamberg - Die Schramberger Wohnungsbau GmbH kann mit ihrer heutigen Kapitalausstattung nur begrenzt für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen.

Nach wie vor haben es junge Familien, Senioren ohne üppige Rente und berufstätige Singles oder Pendler in Schramberg schwer, eine passende Wohnung zu finden. Vor allem bezahlbarer Wohnraum, der Mindeststandards in der Ausstattung erfüllt, ist rar. Andererseits gibt es als Erbe der boomenden Junghans-Epoche viele billige, sanierungsbedürftige Wohnungen.

Die Schramberger Wohnungsbau GmbH (SWB) hat in ihrem Bestand von 312 Mietwohnungen noch solche ohne Bad und zentrale Heizung, mit stoffummantelten Stromleitungen. Um die Mieten bezahlbar zu halten, werde "eher repariert als saniert", sagte SWB-Geschäftsführerin Monika Mayer im April 2018, als der Schwarzwälder Bote bereits über die Probleme des Wohnungsmarkts in Schramberg berichtete.

Die Lokalredaktion ist jetzt von Wohnungsuchenden darauf angesprochen worden, dass die SWB, speziell in der Rochus-Merz-Straße, Wohnungen verkaufe statt sie zu vermieten.

Die SWB teilt dazu mit, dass die fünf Wohngebäude in der Rochus-Merz-Straße 17, 19, 21, 23 und 25 im Jahr 1992 mit einer durchgehenden Tiefgarage als Eigentumswohnanlage erbaut worden seien. Die Gebäude 23 und 25 seien damals sofort als Eigentumswohnungen verkauft worden. Die drei anderen Gebäude habe die SWB anfänglich vermietet. "Da es sich aber seit Baubeginn um eine Eigentumswohnanlage handelt, hat die SWB nach einer 20-jährigen Vermietungszeit angefangen, die frei werdenden Wohnungen zu verkaufen. Es handelt sich hierbei um den Abverkauf von Restbeständen aus dem Bauträgergeschäft", erklärte SWB-Geschäftsführerin Mayer.

Zum Thema fehlende Mietwohnungen teilte Mayer mit, dass durch den Verkauf keine Wohnungen vom Markt genommen würden, sondern es nur eine Umverteilung sei. "Der Erwerber einer Eigentumswohnung, egal ob in der Rochus-Merz-Straße oder anderswo, macht eine Mietwohnung frei. Einzug in Eigentumswohnung bedeutet gleichzeitig Auszug aus Mietwohnung", verteidigt Mayer die Geschäftspolitik der SWB. Eine Rechnung, die allerdings nur aufgeht, wenn der Käufer nicht von auswärts zuzieht und dann beispielsweise eine Wohnung in Rottweil frei wird. Andererseits gab es in der Vergangenheit auch immer wieder auswärtige Käufer, die eine Geldanlage suchten und die Wohnung weitervermieteten.

Stadträtin Gertrud Nöhre (SPD/Buntspecht) und Stadtrat Franz Xaver Rapp (Freie Liste), Aufsichtsratsmitglieder der SWB, wollten sich auf Anfrage nicht zum Thema äußern: Die SWB-Sitzungen seien vertraulich, deshalb sei eine Stellungnahme nicht möglich.

Kaufanreize

Stadtrat Mirko Witkowski (SPD/Buntspecht) sitzt nicht im Aufsichtsrat und sagt: "Ziel der Fraktionsgemeinschaft SPD/Buntspecht ist es, bezahlbaren Wohnraum für alle Einkommensgrößen zur Verfügung zu haben." Jeder der in Schramberg eine Wohnung suche, solle zu bezahlbaren Mietpreisen hier wohnen können. "Eine wichtige Rolle spielt auch die Schramberger Wohnungsbau. Diese wollen wir wieder in die Lage versetzen, neben der Wohnraumverwaltung und der Renovierung auch neuen Wohnraum zu schaffen." Gleichzeitig gelte es, bei der Ausweisung von Wohnbaugebieten einen bestimmten Teil für sozialen Wohnungsbau zu reservieren. Dies sollte durch entsprechende Kaufanreize, sprich günstigere Abgabe von Grundstücken, geschehen, die dann aber einer mindestens 30-jährigen Bindung bei den Mieten unterliegen, fordert Witkowski.

Schon im Mai hat die Fraktionsgemeinschaft SPD/Buntspecht eine "Bestandsaufnahme und die Entwicklung einer Strategie zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Schramberg" gefordert und 13 Fragen an Oberbürgermeister und Verwaltung gestellt. In der heutigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (18 Uhr, Rathaus) stehen die Antworten auf der Tagesordnung.

Als weiteren Tagungsordnungspunkt wird die Stadtverwaltung heute dem Ausschuss eine "Satzung über die Höhe der zulässigen Mieten für geförderte Wohnungen" zur Abstimmung vorlegen. Ziel sei es, die Mietgrenze so fassen, dass einerseits auch Normalverdiener einziehen können, andererseits auch private Investoren wieder mehr Anreize zum Bauen oder zu Modernisieren von Wohnungen mit Sozialbindung haben. Aus der Stadtverwaltung ist darüber hinaus zu hören, dass Oberbürgermeister Thomas Herzog die Möglichkeit von kommunalen Fördermöglichkeiten prüft, ergänzend zur Bundes- und Landesförderung.

Info: Gesellschafter

Zweck der Schramberger Wohnungsbau GmbH ist die "Sicherstellung einer sozial verantwortbaren Wohnungsversorgung zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen". Das Stammkapital beträgt 871000 Euro. Gesellschafter sind die Große Kreisstadt Schramberg mit 554 800 Euro, die Gebrüder Junghans GmbH in Nürnberg mit 209 900 Euro, die Kreissparkasse Rottweil mit 66 600 Euro und die Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar mit 28 800 Euro, außerdem die Schweizer Electronic AG mit 11 700 Euro. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Oberbürgermeister Thomas Herzog.