Aufreger: Patienten des ehemaligen Schramberger Krankenhauses warten vergebens

Schramberg/Rottweil. Seit Wochen ist eine Leserin auf der Suche nach ihrer Patientenakte aus dem Schramberger Krankenhaus. Diese wurden nach der Schließung Ende Oktober 2011 in die Obhut der Helios-Kliniken übergeben. Doch nun ist sie nicht mehr auffindbar.

Zwischen zehn und 20 Fälle habe es seit der Übernahme durch Helios gegeben, bei denen Akten nicht mehr auffindbar gewesen seien, sagt Andrea Schmider, Pressesprecherin der Helios-Klink in Rottweil auf Anfrage.

Die Unterlagen mit hochsensiblen Daten lagerten nach der Schließung zunächst noch im Keller des Schramberger Gebäudes und wurden 2013 an einen Dienstleister übergeben. Dieser sei auf die Archivierung von Patientendaten spezialisiert, so Schmider. "Akten, die die Aufbewahrungsfrist überschritten hatten, wurden direkt vor Ort in Schramberg vernichtet."

"Darf nicht passieren"

Für die Akten unserer Leserin kann dies bedeuten, dass die Aufbewahrungsfrist knapp überschritten war. Allerdings, so erzählt sie, wollte sie auch Einsicht in Akten ihrer Mutter. "Bei diesen war die Frist definitiv nicht überschritten und trotzdem konnte man sie bei Helios nicht ausfindig machen", ärgert sie sich.

Eine Helios-Sprecherin habe sich bei ihr entschuldigt und gemeint: "So etwas darf natürlich nicht passieren." Tut es offensichtlich aber doch.

Ein Mann aus einer Kreisgemeinde berichtet eine ähnliche Geschichte. Er wurde kurz vor Schließung des Krankenhauses zwei Wochen lang stationär behandelt. Für einen Besuch beim Facharzt habe er vor einem knappen Jahr bei der Helios-Klinik nach seiner Akte verlangt. Auch er musste, wie unsere Leserin, mehrfach dort anrufen, um dann nach Wochen zu erfahren, dass seine Akten verschwunden seien.

"Wenn Patienten, die im Schramberger Krankenhaus behandelt wurden, eine Kopie ihrer Akte möchten, benötigen wir eine Schweigepflichtsentbindung und die Kopie des Personalausweises als Identitätsnachweis. Diese Dokumente leiten wir mit der Anfrage an den Dienstleister weiter und erhalten dann von ihm die Kopie der Patientenakte", erläutert Andrea Schmider das Prozedere.

Und sie rät: "Sollte eine Akte nicht mehr auffindbar sein, besteht noch die Möglichkeit für die Patienten, beim behandelnden Haus- oder Facharzt die entsprechenden Arztbriefe einzusehen."

Unsere Leserin hat aus dieser Geschichte gelernt und meint: "Ich werde mir künftig jeden Arztbericht sofort ausdrucken lassen." Der betroffene Mann überlegt sich, rechtliche Schritte einzuleiten.