Der Lockdown trifft die Gastronomie um Schramberg wieder hart. (Symbolfoto) Foto: pixabay/Daria-Yakovleva

Gaststätten müssen wegen der Corona-Verordnung im November geschlossen bleiben. Hoffnung auf schnelle staatliche Hilfen.

Schramberg/Sulgen/Tennenbronn/Schenkenzell/Lauterbach - Der "Lockdown light" trifft die Gastronomie hart: Ab Montag, 2. November, bleiben Restaurants, Bars und Kneipen geschlossen. Und das den ganzen November – mindestens.

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Zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben Bund und Länder weitreichende Maßnahmen beschlossen, die kommende Woche in Kraft treten. Restaurants dürfen dann nur noch Essen zum Mitnehmen verkaufen, die Gaststätten selbst bleiben bis Ende November geschlossen.

Voichita Marginean, die Wirtin des Restaurants Olive/Hasen in Sulgen, ist am Donnerstagmittag noch nicht über alle Einzelheiten der Regelung informiert. Sie ist traurig, dass sie schon wieder zumachen muss, zumal wegen Corona in den vergangenen Monaten sowieso schon weniger Gäste da waren. Sie wird sich jetzt mit dem Steuerberater in Verbindung setzen wegen des staatlichen Hilfsprogramms.

Die Wirtin einer weiteren Gaststätte in Sulgen, die aber nicht namentlich genannt werden möchte, ist tief frustriert von der Entscheidung: "Wir haben uns strikt an die Corona-Regeln gehalten und hatten keinen einzigen Fall, müssen aber trotzdem zu machen. Die Regierung macht eben, was sie will".

Sorge um Weihnachten

Corinna Moosmann vom Gasthaus Hutneck zwischen Sulgen und Hardt lässt sich auch diesmal nicht unterkriegen. Gleich am Donnerstagvormittag hat sie die Website des Gasthauses aktualisiert und kündigt an, dass es die für kommende Woche geplante Schlachtplatte auch zum Mitnehmen geben wird. "Wir unterstützen die Entscheidung der Bundesregierung und wünschen uns die Reduzierung der Ansteckungen. Wir hoffen dringlichst, dass unser Gesundheitssystem dieser großen Aufgabe standhält und jeder die bestmögliche medizinische Versorgung bekommt, wenn er diese braucht. Wir hoffen natürlich auch, dass die Regierung die Kultur-, Veranstaltungs- und Gastronomiebranche auch wirklich mit den versprochenen Geldern ausstattet, um eine große Pleitewelle zu verhindern", hat sie außerdem als Statement auf die Startseite ihres Internetauftritts gesetzt.

Wichtig sei jetzt, dass der 75-Prozent-Zuschuss tatsächlich unbürokratisch und zügig fließe, betont sie. Denn diesmal habe man nicht wie beim letzten Mal eine Sommersaison vor sich, die ein Teil des entgangenen Umsatzes auffangen könne. Zumal man befürchten müsse, dass auch das Weihnachtsgeschäft anders verlaufe und vielleicht die Fasnet ganz ausfalle.

Hoffnung auf Vernunft

In Tennenbronn kann auch Evelyn Wöhrle in ihrem Landgasthof Löwen diesmal einen Abholservice, vielleicht sogar einen Lieferservice einrichten. Beim Lockdown im Frühjahr war Sohn Mike gerade geboren worden, da war das nicht möglich – inzwischen ist er sechs Monate alt. "Ich hoffe, dass die Leute vernünftig sind und sich entsprechend verhalten, damit wir schnell wieder aus den neuen Lockdown herauskommen", appelliert sie.

Vor gut eineinhalb Jahren hat Bernard Chauvet als "Patron" die Gaststätte Schraivogel in der Schramberger Hauptstraße übernommen. "Letztes Mal musste ich praktisch ohne Vorwarnung von einem Tag auf den andern zumachen", berichtet er. Diesmal hat er damit gerechnet und sich vorbereitet. Sein Vater in Frankreich hat ihn täglich telefonisch über die Entwicklung dort informiert, die zeitverzögert auch in Deutschland begann. So wird er ab kommender Woche mittags und abends immer einige Gerichte gegen Vorbestellung anbieten. "Und dieses Wochenende haben auch schon viele reserviert, weil es erst Mal die letzte Chance ist, draußen essen zu gehen", berichtet Chauvet. Wie seine Gastwirtkolleginnen hofft auch er auf die staatliche Entschädigung.

"Wenn es bei dem Lockdown auf Zeit bleibt, bekommen wir auch diesen bewältigt", lässt sich Matthias Schmider vom "Martinshof" in Kaltbrunn trotz der schwierigen Situation ebenfalls nicht unterkriegen. Eine ermutigende Erfahrung aus dem Frühjahr: "Die Leute sind nach dem ersten Lockdown zur Heimat gestanden" und hätten die hiesigen Gastronomen unterstützt – "das wird wieder so sein", ist er überzeugt. Nach einem arbeitsintensiven Sommer möchte Schmider den November nutzen, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Um "danach wieder voll durchzustarten", hofft er.

Hoffen auf sinkende Zahlen

"Klar hätte ich gerne weiterhin geöffnet. Aber ich kann auch die Politik verstehen – irgendetwas müssen sie machen", sagt Michael End vom "Turm" auf dem Fohrenbühl. Für ihn kam der Lockdown daher nicht überraschend. Dennoch: Die Zwangsschließung trifft auch ihn hart. Er hofft auf das Hilfspaket aus der Politik und darauf, dass die Unterstützung möglichst unbürokratisch gewährt wird. Mit einem großen Außenbereich und dem Nebenzimmer sei er ganz gut durch den Sommer gekommen. Für "Gastronomen, gerade in Innenstädten, mit kleinen Räumlichkeiten und ohne Außenbereiche" sei die Situation sicher noch härter gewesen.

Wie auch seine Kollegen hofft End, dass durch die verhängten Maßnahmen die Corona-Zahlen sinken und das Geschäft weitergehen kann. Ob das direkt am 1. Dezember wieder der Fall sein wird, ist er allerdings skeptisch.