Die Musiker spielen und singen in der vollbesetzten Alten Kirche St. Laurentius in Sulgen. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Das vielfältige Programm der Band Querbeet führt durch die Stilrichtungen Klassik, Folk, Rock und Pop

"Wir könnten noch stundenlang zuhören." Mit diesem abschließenden Kommentar hat Vorstandsmitglied Josef Doedt wohl allen Zuhörern in der Alten Kirche St. Laurentius beim "Querbeet"-Konzert aus der Seele gesprochen.

Schramberg-Sulgen. Die Kirche war voll besetzt, es mussten sogar Stühle zugestellt werden. In der Tat eroberten die acht Bandmitglieder die Herzen der Besucher mit ihrem spannenden und facettenreichen Konzert im Sturm, sodass sich in den Applaus auch begeisterte Rufe mischten.

Ursprünglich gegründet von drei "Urgesteinen", wuchs die Teilnehmerzahl der Gruppe bis heute auf acht an. "Nur" eine Dame ist Bandmitglied, doch diese, von den Mitgliedern als Frontfrau bezeichnet, hatte als Sängerin und Moderatorin einen wichtigen Part zu spielen.

Viele Besucher äußerten im anschließenden Gespräch ihre Freude, dass Melanie Günter zu jedem Stück eine kurze Einführung gab und die englischen Texte meist übersetzte. So war der Kontakt zum Publikum stets vorhanden. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal konnte Sänger und Gitarrist Martin Müller für sich verbuchen, denn er ist neben sieben Tennenbronner Mitgliedern der einzige Hardter. Die Organisation läuft über Gitarrist und Gründungsmitglied Reinhard Günter, doch möchte er den Titel "Leiter" nicht für sich beanspruchen. Er ist der Meinung, dass keine Leitung notwendig ist, wenn, wie bei "Querbeet", jedes Mitglied autonom ist und sein Instrument souverän beherrscht. Letztere Feststellung konnte auch durchweg von den Zuhörern getroffen werden.

Reinhard Günter selbst konzertierte meisterhaft an drei Gitarren (E-Gitarre, Western-Gitarre und Konzert-Gitarre), Roland Hermann trat neben der exzellent gespielten Gitarre auch als kompetenter Sänger englischsprachiger Lieder hervor. Frank Groß brillierte an Keyboard und Piano, die er teilweise gleichzeitig spielte. Siegfried Fleig verzauberte die Zuhörer mit seiner virtuosen Flöte, die den Gesängen mit ihrem Liebreiz noch das Sahnehäubchen aufsetzte.

Taktsichere Hände

Gründungsmitglied Joachim Kaltenbacher bediente nicht nur den Bass und diverse Percussionsinstrumente souverän, sondern agierte auch neben seinem Gesangspart als Licht- und Tontechniker. Das Schlagzeug als rhythmisches Fundament lag in den taktsicheren Händen von Gründungsmitglied Josef Günter. Die Band hatte aktuelle wie klassische Titel ausgewählt, die im ehrwürdigen Raum der Alten Kirche St. Laurentius sehr gut zum Klingen kamen.

Die Texte handelten von Liebe, Abschied, Freundschaft, Heimat und Lebensfreude, Themen, die alle Zuhörer betrafen. Gleich zu Beginn ließ Martin Müller mit seiner eindrucksvollen und ausdrucksstarken Stimme den durch Joe Cocker bekannt gewordenen Song "Don’t let me be Misunderstood" aufhorchen. Gelassenheit als Rezept für ein glückliches Leben war Thema des Songs "Get Lucky" von Mark Knopfler, dem Gitarristen der Dire Straits. Roland Hermann überzeugte mit seinem englischen Gesangspart. Für den richtigen Drive sorgte die Begleitung mit Keyboard, Flöte, Schlagzeug und Gitarre. Die Soulstimme von Melanie Günter passte exakt zum Titel "Dieses Kribbeln im Bauch" von Pe Werner. Martin Müller übernahm die zweite Stimme und Joachim Kaltenbach die Congas.

Einen grandiosen Auftritt hatte Flötist Siegfried Fleig bei de "Bourrée" von J. S. Bach in der verjazzten Version von Jethro Tull. Mit zwei Beatles-Titeln ("Let it Be" und "With a little help of my Friends") präsentierten die Musiker gern gehörte Evergreens. Pferdefreund Martin Müller übernahm das Gesangssolo beim Westernsong "A Horse with no Name". Der packende Rhythmus, der in die Beine ging, wurde durch Gitarre und Pferdegetrappel am Schlagzeug unterstrichen. Flüssige Läufe voller Süße und südländischer Leidenschaft kennzeichneten die "Toccata for a Wild Old Lady". Einprägsam wie der Text war die Melodieführung beim Lied "Sind so kleine Hände" von Bettina Wegner. Die unter die Haut gehende Interpretation hätte tief gehender nicht sein können.

Gänsehaut-Feeling

Keltisches Temperament erfasste die Musiker bei der schottischen Tanzmelodie von Mark Knopfler. Der Tanzrhythmus ging durch die ganze Gruppe. Mit tragender Stimme und feinem Vibrato sang Martin Müller das Abschiedslied "So Long, Mariann" von Leonard Cohen und erzeugte damit ein Gänsehaut-Feeling. Dem Altar-Fresco im Chor der Kirche widmete die Band als ganz besonderes Stück mit großem Tiefgang das Arrangement "O Haupt voll Blut und Wunden" von Chris Hinze und Sigi Schwab. Nach dem Vortrag der Original-Melodie folgte eine rhythmisierte Version mit Trillern, Verzierungen und Schleifen von Flöte und Keyboard im Orgelsound.

Das Schlagzeug gab einen dominanten Rhythmus vor. Mit rauchigem Sound stellte Melanie Günter die musikalische Frage "Why can’t we Live Together?", ein Song, der angesichts von Fremdenhass aktueller nicht hätte sein können.

Drei Gitarren waren im Einsatz beim Klagelied über Cortez, den Killer. Das Keyboard lieferte ein furioses Nachspiel. Ebenso auf den Krieg spielte der Rock-Song "Brothers in Arms" von der Dire Straits an, der mit dröhnendem Kriegslärm vom Keyboard begann. Die expressive Singstimme (Roland Hermann) mit der E-Gitarre (Reinhard Günter) ging zu Herzen. Einen Goldgräber, der nach einem Menschen mit goldenem Herzen sucht, besang Martin Müller beim Titel "Heart of Gold" von Neil Young. Gitarrist und Harper Reinhard Günter brachte bei diesem Westernsong das Kunststück fertig, gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika zu spielen.

Noch zwei Zugaben spendeten die vielseitigen Musiker den begeisterten Zuhörern nach dem nicht enden wollendem Applaus.

Bei der deutsch gesungenen Dankeshymne an das Leben "Gracia à la vida" im südamerikanischen Rumba-Rhythmus sang sogar das Publikum beim Refrain mit.