Wie stehen die Schramberger zum Thema Windkraftanlagen? Foto: Ziechaus

"Konfuses" Abstimmverhalten des Gemeinderats. Unternehmer Herrenknecht: "Energiepolitischer Unsinn". Mit Umfrage

Schramberg - 20 Windkraftanlagen stehen im Landkreis Rottweil, elf davon auf Schramberger Gemarkung. "Die Hauptlast trägt Tennenbronn", so Oberbürgermeister Thomas Herzog. Dort drehen sich derzeit sieben. Und es könnten noch mehr werden.

Die Beratungen über die achte Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) der Verwaltungsgemeinschaft Schramberg rückt das Thema Windkraft erneut in den Blickpunkt.

Während sich in Tennenbronn bislang kaum Windkraft-Gegner meldeten, ist der Protest in Nachbargemeinden wie Lauterbach oder Oberwolfach laut vernehmbar. In der jüngsten Ortschaftsratsitzung bat ein Landwirt sogar um die Unterstützung bei der Ausweisung von weiteren Flächen, und ein Tennenbronner Unternehmer macht auf der Internetseite der Windpark Schonach GmbH Werbung für die geplanten Anlagen auf der Falkenhöhe.

Doch der Wind im Stadtteil scheint sich zu drehen. Ortschaftsrat Robert Hermann (CDU) sagte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, dass der Bau von noch mehr Windkraftanlagen in der Bevölkerung mittlerweile kritisch gesehen werde: "Bürger sagen, es reicht." Genauer wollten es auch die Stadträte Patrick Fleig (CDU) und Reinhard Günter (SPD/Buntspecht) in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik wissen: Wie viele Anlagen sind im Grenzbereich geplant? Denn in den ausgewiesenen Konzentrationsflächen macht es optisch keinen Unterschied, ob die Anlagen ein paar Meter links oder rechts der Gemarkungsgrenze stehen.

Der Ortenauer Unternehmer Martin Herrenknecht (Vorsitzender des Vorstands der Herrenknecht AG, Tunnelbau) verfolgt das Geschehen interessiert aus der Ferne. Seit eineinhalb Jahren kämpft er gegen Windkraftanlagen im Schwarzwald. "Das ist energiepolitischer Unsinn.

Windräder in der Nord- und Ostsee laufen bei voller Leistung über 4000 Stunden im Jahr. Im Schwarzwald kommen sie gerade mal auf über 900 Stunden", so der Unternehmer im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihm fehle ein Gesamtkonzept, momentan gehe es nur darum, die "grüne Seele der Deutschen zu beruhigen".

Herrenknecht, der von seinem Büro in Lahr auf 21 Windräder blickt, plädiert für eine Kabeltrasse, die die Energie der Windräder des Norden in den Süden bringt. "Wer übernimmt die Verantwortung, wenn den Touristen langsam die Augen aufgehen und sie ihren Aufenthalt woanders planen, da der Schwarzwald nicht mehr das ist, was er vor dem Windrad-Wahnsinn war?", fragt Herrenknecht.

In der Änderung des FNP geht es unter anderem um eine neue Gebietsabgrenzung der Konzentrationsfläche im Bereich "Benzebene/Öhle". Im Beschlussvorschlag der Verwaltung hieß es: "Die Gebietsabgrenzung der Konzentrationfläche 02 (Benzebene/Öhle) wird nicht geändert." Dies kippten die Stadträte mit 13 zu 14 Stimmen.

In den Sitzungen der Ortschaftsräte Tennenbronn und Waldmössingen sowie des Ausschusses für Umwelt und Technik und des Gemeinderats Lauterbach und Aichhalden wurde dem Beschlussvorschlag durch die entsprechend gefassten Beschlüsse gefolgt. Nun könne es durchaus sein, dass der FNP neu aufgerollt werden müsse und nicht wie geplant auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gemeinsamen Ausschuss der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Schramberg (25. Juli) stehen kann.

Ein Beobachter der Abstimmung am vergangenen Donnerstag meinte, sie sei "konfus gelaufen", den Stadträten sei offensichtlich ein "Abstimmungsfehler" unterlaufen.

Die Anlagen:

Konzentrationsfläche 01 "Kapfwald/Falkenhöhe": Hier sind vier Windkraftanlagen von der Windkraft Schonach GmbH beantragt (zwei auf Tennenbronner, eins auf Lauterbacher und eins auf Hornberger Gemarkung).  

1. Konzentrationsfläche 02 "Benzebene/Öhle": Siegfried Zehnder Windkraftanlage, Nabenhöhe 98 Meter, Rotordurchmesser 70 Meter, seit 1. Januar 2002 in Betrieb.  

2. und 3. Konzentrationsfläche 03 "Windkapf": Zwei Windkraftanlagen von Kreuzberger & Spengler, Nabenhöhe jeweils 100 Meter, Rotordurchmesser 77 Meter, in Betrieb seit 1. Januar 2003.  

4. und 5. "Winterecke": Zwei Windkraftanlagen von Windpark Mooshof GmbH & Co. KG, Nabenhöhe jeweils 150,80 Meter, Rotordurchmesser 115 Meter, in Betrieb seit 30. Dezember 2016 und 16. Dezember 2016.

6. Konzentrationsfläche 04 "Brogen": dge wind Brogen, Nabenhöhe 140,60 Meter, Rotordurchmesser 116,80 Meter, in Betrieb seit 27. Juni 2017.  

7. Außerhalb der Konzentrationsflächen steht noch die Windkraftanlage Langenberg mit einer Nabenhöhe von 105 Metern und einem Rotordurchmesser von 90 Metern, in Betrieb seit dem 1. Januar 2005 (Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg).

Info: Umfrage auch per Telefon möglich

Wir wollen wissen: Wie stehen Sie zum Thema Windkraftanlagen im Raum Schramberg? Der TED ist von Dienstag, 3. Juli, bis Donnerstag, 5. Juli, 24 Uhr, geschaltet.

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