Der Zugang von der Straße aus zum City-Center wird genau mit dem Meterstab unter die Lupe genommen. Foto: Fehrenbacher

Gebäude wird für Online-Angebot aus Sicht von Menschen mit Behinderung begangen.

Schramberg - Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, chronische Erkrankungen oder Sinnesbehinderungen haben, können sich oft schwer in der Öffentlichkeit zurecht finden. Deshalb möchte das Inklusionsprojekt "Gieb" den Onlinestadtführer "Hürdenlos" im Landkreis Rottweil einrichten.

Das Projekt, das für "Gestalten, Informieren, Erleben, Beteiligen" steht, wird vom Landkreis sowie von Trägern der Behindertenhilfe unterstützt und verfolgt durch vielfältige Projekte das Ziel, die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben zu fördern und auszubauen. Eines dieser Projekte ist der Onlinestadtführer "Hürdenlos". Dabei werden Dienstleistungsbetriebe und öffentliche Gebäude erfasst, die sich bei Besichtigungen als weitestgehend barrierefrei herausgestellt haben. Die Erfassung der Gebäude wird von den Verantwortlichen selbst in Kooperation mit Schulklassen, Jugendgruppen oder anderen Interessierten in den jeweiligen Gemeinden übernommen.

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Durch die Initiative und Mithilfe einiger Senioren des Seniorenforums wurde das Projekt auch nach Schramberg geholt. Zusätzlich dazu hat sich auch das Juks³ dazu bereiterklärt, mitzuhelfen und nach weiteren Unterstützern zu suchen, damit das Projekt trotz der aktuellen Situation um das Covid-19-Virus weitergehen kann und die Senioren, welche ohnehin zur Risikogruppe gehören, sich nicht noch einer zusätzlichen Gefahr aussetzen müssen. Am Montagvormittag nun stand das City-Center auf dem Prüfstand.

Die Seniorenbeauftragte der Stadt, Ines Tessmer, sowie Bianca Neumann vom Juks³ erklärten dabei, dass bereits neun Gebäude aus Schramberg im "Hürdenlos" zu finden sind. Das Ziel sei es, bis zum Ende des Jahres weitere 20 Gebäude zu überprüfen und hinzuzufügen.

Nicht gut beschriftet

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erklärte im Vorfeld der Begehung, dass vor allem im Touristenbereich Nachholbedarf bestehe. Oft müsse man an Gebäuden nur Kleinigkeiten verbessern oder verändern, um es Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen möglich zu machen, diese zu betreten oder sich darin zurechtzufinden. Hierbei spielen sehr viele Faktoren eine Rolle: etwa die Tür, die zu schmal für einen Menschen mit Rollator oder Rollstuhl ist, eine zu steile oder gar fehlende Auffahrtsrampe ins Gebäude oder eine fehlende, beziehungsweise fehlerhaft angebrachte Beschriftung zum Zurechtfinden in den Gebäuden.

Ebenfalls mit bei dem Termin dabei waren zwei Menschen der Lebenshilfe mit zwei Betreuern. Es wurde schnell deutlich, dass auch im City-Center einige der erwähnten Mankos zu finden sind, wovon ein paar, so Eisenlohr, innerhalb kürzester Zeit behoben werden könnten. So fehlt beispielsweise Mancherorts eine detaillierte Beschriftung, an anderen Stellen ist sie so angebracht, dass sie ein Rollstuhlfahrer nicht sehen kann. Manchmal wiederum ist die Beschriftung sehr klein gedruckt oder so kompliziert gefasst, dass sie Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten, einer Sprachbarriere, fehlenden Sprachkenntnissen – oder auch Kinder – schlecht, beziehungsweise nicht verstehen können.

An solchen Stellen, sagte Aline Merkt, Mitarbeiterin der Lebenshilfe, könnten oft schon einfachere Formulierungen oder Piktogramme das Zurechtfinden sehr erleichtern. Wenn dazu noch eine zu schmale Tür oder ein zu tief angebrachtes Waschbecken kämen, sei es für manche Menschen unmöglich, ein Gebäude überhaupt zu betreten – worin im Endeffekt ein Ausschluss aus der Gesellschaft resultiert.

Nach vielen Messungen an Türen oder auch am Fahrstuhl und teils erfreulichen, aber auch ernüchternden Ergebnissen, stand die Frage im Raum, wie es weitergehe. Denn beispielsweise eine Beschilderung, welche zu klein gedruckt ist oder durch ein gelbes Symbol auf einem weißen Hintergrund zu wenig Kontrast für Sehbehinderte bietet, kann durchaus schnell ausgetauscht und somit verbessert werden. Bauliche Maßnahmen, wie beispielsweise die Breite einer Türe oder die Größe eines Fahrstuhls hingegen, seien nahezu unmöglich direkt zu beheben, da sie fest im Gebäude verankert sind.

Ein weiterer Punkt, welcher im Anschluss an die Begehung des Gebäudes auch noch angesprochen wurde und dazu hin besichtigt wurde, sind behindertengerechte Parkplätze, welche auch unerlässlich sind. Denn oftmals falle es überhaupt nicht auf, dass etwas ungeschickt ist und auch behindertengerechte Parkplätze entweder überhaupt nicht oder nur in sehr geringer Anzahl in direkter Nähe zum jeweiligen Gebäude vorhanden sind, betont Markus Wieseke, Mitarbeiter der Lebenshilfe zum Abschluss der Begehung.

Weitere Informationen: www.landkreis-rottweil.huerdenlos.de