Wer ins Schramberger Rathaus einzieht, ist noch offen. Foto: Janek Schreider

Im Rennen um den OB-Posten scheint noch alles offen zu sein. Amtsinhaber hat zwei Herausforderer.

Schramberg - Ein Amtsinhaber, der es noch einmal wissen will, zwei Herausforderer und ein "Revoluzzer": Kurz vor der Wahl scheint im Rennen um den Posten des Oberbürgermeisters in Schramberg (Kreis Rottweil) noch alles offen zu sein.

Die Entscheidung liegt am Sonntag, 7. Juli, bei den 16  761 Stimmberechtigten. Und die haben die Qual der Wahl: Gegen Amtsinhaber Thomas Herzog (42), der zwar für die Freien Wähler im Kreistag sitzt, lokal aber parteiunabhängig agiert, kandidieren die Wirtschaftsförderin der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, Dorothee Eisenlohr (37, Spaichingen/Hechingen), und Dirk Caroli (46, Villingen-Schwenningen). Beide Herausforderer betonen, parteiunabhängig anzutreten.

Caroli ist nach einer AfD-Vergangenheit ("Ich war bei der AfD, als sie noch wirtschaftspolitisch ausgerichtet war") derzeit für die FDP im Schwarzwald-Baar-Kreis aktiv. Eisenlohr wird von der örtlichen CDU bei ihrer Kandidatur unterstützt.

Amtsinhaber punktet mit Kompetenz – Rivalin mit frischen Ideen

Ob es Herzog gelingen wird, sein Amt für acht Jahre weiterzuführen, ist offen. Er wäre nicht der erste Oberbürgermeister im Südwesten, der in diesem Jahr über eine Wiederwahl stolpert. Erst am Wochenende unterlag der Ludwigsburger Amtsinhaber Werner Spec (Freie Wähler) seinem Herausforderer. Ein Machtwechsel hatte sich in der Barockstadt zwar angedeutet, kam dann aber doch überraschend.

Auch in Schramberg formieren sich Kritiker, vor allem aus den Reihen des Gemeinderats, die zusammen mit unzufriedenen Bürgern einen Wechsel an der Rathausspitze herbeisehnen. Genährt wird ihre Hoffnung auf einen Wechsel durch Herzogs Verlust an Wählerstimmen bei der Kreistagswahl im Mai gegenüber dem Ergebnis von vor fünf Jahren.

Auch einige Bürger in den Schramberger Stadtteilen Tennenbronn und Waldmössingen wünschen sich für die jeweiligen Ortschaftsgremien mehr Selbstständigkeit – vor allem in finanzieller Hinsicht. Das wurde von der Zentralstadt so aber nie gewährt – auch wegen fehlender Mittel.

Trotz rund 26 Millionen Euro, die die Unternehmen 2019 voraussichtlich an Gewerbesteuern zahlen, kann die Stadt nur durch eine konsequente Fortführung der Haushaltskonsolidierung und einer Konzentration im Wesentlichen auf Pflichtaufgaben ein Plus im Ergebnishaushalt ausweisen.

Von 2020 bis 2022 sind Kredite in Höhe von rund elf Millionen Euro notwendig, um die in diesem Zeitraum eingeplanten Investitionen von 41,8 Millionen Euro finanzieren zu können. Damit steigt die Verschuldung der Stadt auf rund 16 Millionen Euro, da große Projekte wie der Bau eines Schulcampus in der Talstadt, die Sanierung des Freibads und der Neubau einer Festhalle in Tennenbronn erklärter Wille des Gemeinderats sind.

Bei den Kandidatenvorstellungen verwies Herzog zwar routiniert auf umgesetzte Vorhaben der vergangenen Jahre und wartete auch in den Fragerunden meist mit der kompetentesten Antwort auf. Dafür punktete Eisenlohr mit jugendlichem Charme und frischen Ideen. Zünglein an der Waage könnte Caroli sein, der eher Eisenlohr als Herzog Stimmen kosten dürfte.

Eine unbekannte Komponente ist, ob sich nicht manche der Unzufriedenen auf den früheren CDU- und derzeit fraktionslosen Gemeinderat Jürgen Reuter einschießen. Der Polizeioberkommissar, der mit seiner neuen Liste "Aktive Bürger" auf Anhieb drei Mandate erzielt hat und als "Revoluzzer" in der Stadt gilt, kandidiert zwar nicht. Er könnte aber aufgrund der Mehrheitswahl auf der Liste ergänzt werden.

Zusammen mit den Stimmen für Caroli könnte dies dafür sorgen, dass es im ersten Anlauf weder Herzog noch Eisenlohr zu einer absoluten Mehrheit reicht und ein zweiter Wahlgang am Sonntag, 21. Juli, erforderlich wird.