Die Corona-Impfugen waren Thema im Gemeinderat.   Foto: Kalaene/dpa Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Impfen, städtische Hilfe und ein Antrag der Aktiven Bürger sind Thema im Gemeinderat

Stadt muss schwierigen Spagat zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung schaffen

Schramberg. "Also halten wir fest: Wer in Schramberg Hilfe braucht, bekommt sie auch." Dieses Fazit wollte Jürgen Reuter (Aktive Bürger) bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag zum Thema Corona-Impfungen nochmals deutlich gesagt haben. Dem stimmten die anderen Gemeinderäte und die Verantwortlichen der Verwaltung zu.

"Dass man die Hilfe im Einzelfall einem EDV-Spezialisten ablehnt, da gibt es keine Diskussion", fügte Reuter hinzu – und spielte auf eine Aussage von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr an, dass auch Personen, beispielsweise "Juristen mitten im Berufsleben", die städtische Hilfe in Anspruch nehmen wollten, die das Ausmachen eines Termins selbst hinbekommen müssten.

Zum Hintergrund: Anfang Januar drückten die Aktiven Bürger in einem Antrag dringenden Handlungsbedarf aus, dass die Stadt Schramberg "ihren" Senioren über 80 Jahren Hilfe bei der Terminfindung zum Corona-Impfen gibt (wir berichteten). Bekanntlich übernahm das verwaltungsintern das Juks³, weshalb Leiter Marcel Dreyer den Räten nun einen Sachbericht gab, wie sich seither alles entwickelt hat.

Er erinnerte, dass am 15. Januar die Stadt mittels eines Schreibens an die Betroffenen mit ihrer Hilfe – inklusive dem Angebot von Fahrdiensten nach Rottweil – gestartet sei und sprach von den Vermittlungsproblemen, als zu Beginn noch wenige Impfdosen zur Verfügung standen. Seit einer Umstellung im Terminvergabesystem laufe die Sache bekanntlich besser. Dennoch sei die Aufgabe nach wie vor sehr zeitintensiv, "mit einem kurzen Telefonat sind die Anliegen nicht geklärt", so Dreyer. Auch Flexibilität sei bei oft kurzen Handlungszeiträumen gefragt, wenn dann ein Termin gefunden sei.

Dank an alle Helfer

Zuletzt, so Dreyer, standen auch keine Termine mehr zur Verfügung. "Wir haben gesamt 108 Termine plus Fahrt vermittelt, 152 Mal nur den Termin und 27 Mal nur die Fahrt. 45 Personen sind auf unserer Warteliste. Heute vor einer Woche waren es nur acht", zeigte er auf, dass vieles in noch unvorhersehbar läuft. Dass nun der Wirkstoff von Astrazeneca auch an Personen über 65 Jahren weitergegeben werden kann, werde die Rahmenbedingungen sicher weiter verändern. Er dankte den Helfern von "Füreinander – Miteinander", DRK sowie den inzwischen 36 ehrenamtlichen Fahrern.

Welche Kapazitäten sind da

Nun, da der Personenkreis derer, die sich impfen lassen dürfen, erweitert wurde, müsse man mit Abwägen beginnen, so der Juks³-Leiter. Johannes Grimm (Aktive Bürger) freute sich, dass die Anregungen der Fraktion so gut übernommen wurden. "Es geht um die Menschen und da wollen wir verlässlicher Partner sein", wollte er an dieser Stelle die städtische Hilfestellung auf alle Personengruppen ausgeweitet sehen – zu kompliziert sei das Zusammenspiel verschiedener elektronischer Kommunikationsmittel, um einen Termin zu bekommen. "Das kann nicht jeder", so Grimm.

Auch wenn man generell ein offenes Ohr habe, betonte Dreyer, könne das Juks³-Team einer angemessenen Hilfe rein von den Kapazitäten her "nicht mehr gerecht werden, wenn wir alles entgegennehmen". 1600 Personen über 80 habe man angeschrieben, allein die Über-70-jährigen wären weitere 2000. 75-Jährige, so Dreyer, stünden seit etwa zehn Jahren nicht mehr im Arbeitsleben und hätten häufig noch mit Computern und dem Internet gearbeitet. Es sei schwierig, abzuwägen, wer Hilfe braucht und wem Eigenverantwortung zugetraut werden kann. Bei Unter-75-Jähigen, die pflegebedürftig seien, aber keine Pflegekraft hätten, würde man sicher weiterhin helfen, gab Dreyer ein Beispiel. Ansonsten hoffe man hinsichtlich der eigenen Kapazitäten darauf, dass Familienmitglieder oder Freunde angesprochen werden, wenn man Hilfe benötigt.

Kein temporäres Zentrum

Eisenlohr und Dreyer ergänzten, dass Kommunen seit Kurzem die Möglichkeit hätten, vor Ort temporäre Impfzentren einzurichten und ein mobiles Impfteam, wie sie etwa in den Seniorenheimen im Einsatz waren, anzufordern. "Der achtseitige Leitfaden dazu hat es in sich", so Dreyer. Die Anforderungen bezüglich der Infrastruktur seien dieselben wie bei den Kreisimpfzentren. Man habe sich deshalb entschieden, kein eigenes mobiles Impfzentrum umzusetzen. Eisenlohr betonte, dass sich Schramberg dennoch stets als potenzielles zweites Standbein des vom Landratsamt betriebenen Kreisimpfzentrums im westlichen Landkreis anbiete.

Ein eigenes mobiles Impfzentrum einzurichten mache, so Dreyer, auch keinen Sinn, wenn kurz darauf die niedergelassenen Ärzte ins Impfen mit einsteigen dürften. Dazu ergänzte Jürgen Winter (CDU), zugleich Sprecher der Schramberger Ärzteschaft: Die kassenärztliche Vereinigung des Landes habe jüngst eine E-Mail an alle Ärzte geschrieben, dass diese Ende März/ Anfang April in die Impfstrategie einbezogen würden. Bei den Ärzten stünden die Infrastrukturen voll zur Verfügung. "Wenn wir mal soweit sind, dass die Ärzte dabei sind", gab Winter einen positiven Silberstreif am Corona-Horizont, "dann wird es nur noch eine Frage des Nachschubs sein."