Rückläufige Auftragseingänge sind Anlass der Verhandlungen. Kern-Liebers möchte bei den Personalausgaben sparen. (Archivfoto) Foto: Fritsche

Unternehmen will auch bei Personal einsparen. Weihnachtsgeld wird trotzdem ausgezahlt. 

Schramberg-Sulgen - Die wichtigste Botschaft der Erklärung für die Beschäftigten von Kern-Liebers lautet: Das Weihnachtsgeld 2019 wird ausbezahlt, aber es gibt keine Zusage zur Beschäftigungssicherung durch den Arbeitgeber. Kern-Liebers will Kosten senken, auch im Personal. Denn Diesel-Krise, Strukturwandel in der Autoindustrie wegen "New Mobility" und Handelskrieg führen seit Monaten zu Auftragsrückgang.

Die IG Metall hatte am Dienstag in einer Mitgliederversammlung einen Kompromissvorschlag für die Verhandlungen mit der Geschäftsführung von Kern-Liebers eingeholt: "Die IG Metall soll Verhandlungen über die Sonderzahlung 2019 aufnehmen mit der Maßgabe, dass die Sonderzahlung um die Hälfte des Anspruches gekürzt wird. Zusätzlich sollen die Beschäftigten eine Zahlung in Höhe von 400 Euro (Azubi 200 Euro) bekommen. Eine Beschäftigungssicherung ist Voraussetzung für diesen Verzicht.

Erklärung ausgehängt

Um 9 Uhr am Mittwoch starteten die Verhandlungen zwischen der IG Metall Freudenstadt und der Geschäftsführung von Kern-Liebers. Nach einer Unterbrechung wurden sie am Abend fortgesetzt. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Erklärung, die am gestrigen Donnerstagnachmittag im Betrieb ausgehängt wurde.

Aus dem Inhalt dieser Erklärung berichtet Georg Faigle, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt, über wichtige Vereinbarungen: Das Weihnachtsgeld für 2019 werde ausgezahlt, aber im Gegenzug habe die Geschäftsführung von Kern-Liebers den Vorschlag der IG Metall Freudenstadt abgelehnt, eine Beschäftigungssicherung von sieben Monaten zu vereinbaren.

"Projekt Zukunft"

Darüber hinaus führe das "Projekt Zukunft", mit dem Kern-Liebers Kosten und Prozesse verbessern sowie innovativer und schneller werden will, zu vielen Veränderungen. Ziel sei es, bis spätestens Ende März 2020 über die anstehenden Themen Betriebsänderung, Urlaubsgeld und T-Zug (jährliches tarifliches Zusatzgeld oder acht freie Tage für bestimmte Mitarbeitergruppen) eine Vereinbarung zu treffen. "Wenn es um Nachteile für die Beschäftigten geht, werden wir versuchen, diese so weit wie möglich abzumildern", versichert Faigle.

Dabei wolle die Gewerkschaft einen Interessenausgleich erreichen.

Dass die Geschäftsführung von Kern-Liebers den Kompromissvorschlag der IG Metall abgelehnt habe, obwohl es um eine Beschäftigungssicherung von zunächst nur sieben Monaten gegangen sei, bedauerte Faigle: Die Geschäftsführung von Kern-Liebers habe die Chance verpasst, ein positives Signal zu setzen und die Stimmung bei der Belegschaft und die Atmosphäre für die weiteren schwierigen Verhandlungen zu verbessern.

Mehr Flexibilität gewünscht

"Die IG Metall kam mit sehr eng gefassten Forderungen, unter anderen zu Beschäftigungsgarantien, die wir in der jetzigen Auftragslage seriöserweise keinesfalls erfüllen konnten. Ich hätte mir vor dem Hintergrund der aktuellen Lage mehr Flexibilität in der Verhandlung gewünscht. Die Verhandlungen über weitere Sonderzahlungen sowie über notwendige Beschäftigungsanpassungen werden fortgesetzt", erklärte Udo Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kern-Liebers, auf Anfrage unserer Zeitung zum aktuellen Ergebnis der Gespräche mit der IG Metall.