Das virtuose Spiel der Wettbewerbsteilnehmer auf den Orgeln wird für die Zuhörer per Kameraübertragung auf einer Leinwand im Altarraum sichtbar gemacht. Foto: Schwarzwälder Bote

Orgelmusik: Sechster Wettbewerb wird wegen Corona-Pandemie verschoben / Im Frühjahr 2021 geplant

Im vierjährigen Rhythmus wird in Schramberg der Eberhard-Friedrich-Walcker-Preis ausgelobt. Der für Mai 2020 geplante sechste Orgelwettbewerb muss wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben werden.

Schramberg. Sie hätten ziemlich lange noch mit der Absage gewartet, sagt der Vorsitzende des Vereins Schramberger Orgelkonzerte Gebhard Pfaff. Aber mittlerweile ist klar: Weder im Mai, noch im Herbst dieses Jahres kann der sechste Preis für "Deutsche Orgelromantik an authentischen Instrumenten" abgehalten werden.

"Wir setzen auf einen Termin im Frühjahr 2021", sagt Pfaff, genaues sei aber noch nicht bekannt. Zuvor sei eine zeitliche Abstimmung der Juroren untereinander, vor allem mit deren Vorsitzenden und Kuratoriumsmitglied Ludger Lohmann aus Stuttgart und David Franke in Freiburg notwendig. Und dann "müssen wir auch noch um die vorgesehene Kirchenrenovierung in St. Maria herumkommen", kündigt Pfaff die Erfordernisse bei der Terminplanung an. Ein Vorziehen auf Herbst 2020, von Seiten des Vereins auch überlegt, sei nicht möglich, weil es zu diesem Zeitpunkt bereits andere Veranstaltungen auf diesem Sektor gebe. Dies kann Pfaff auch verstehen, plane man die eigenen Konzerte auch schon zwei Jahre im voraus.

Eine Ausweichen auf digitale Kanäle habe der Verein auch nicht als Alternative gesehen, um den einst vorgesehenen Termin Mitte Mai einhalten zu können. "Dazu sind wir zu klein aufgestellt", meint Pfaff, sie seien schließlich lediglich ein Verein, der ehrenamtlich tätig sei. Da sei es schon schwierig dies so aufzuziehen, dass dies akustisch professionell rüberkomme – ganz abgesehen davon, sei auch nicht klar, ob Juroren und Wettbewerbsteilnehmer überhaupt kommen könnten. Vor allem Juror Konstantin Volostnov, "einer der gefragtesten russischen Organisten", könnte sicherlich nicht teilnehmen, meint Pfaff. Auf ihn habe man sich in Schramberg besonders gefreut, habe Volostnov doch selbst noch vor zwölf Jahren am dritten Wettbewerb teilgenommen und damals den ersten Preis erspielt.

Bei den Teilnehmern, so befürchtet Pfaff, hätten möglicherweise auch nicht alle antreten können. Von den 13 Angemeldeten stammten nämlich nur drei aus Deutschland, die anderen kommen aus Russland, USA, Italien, Portugal, Korea und China. Sie studierten zwar fast ausschließlich in Deutschland, aber zumindest eine Kandidatin hat ihren Wohnsitz in Moskau, geht aus der Teilnehmerliste hervor. Auf jeden Fall wolle der Verein die vorgesehenen Teilnehmer dieses Jahres auch wieder zum neuen Termin einladen. Auch das Programm werde beibehalten, versichert, der Vorsitzende.

So soll in der ersten Runde an der Walcker-Orgel in St. Maria der zweite und dritte Satz des Flötenkonzerts F-Dur von Christian Heinrich Rinck sowie eine Sonate von Felix Mendelssohn-Bartholdy und eine oder mehrere Schumann-Fugen über Bach nach freier Wahl erklingen. In der zweiten Runde an der Späth-Orgel in Heilig Geist, sind eine Sonate oder einzelne Sätze einer Sonate von Joseph Rheinberger sowie ein oder mehrere Stücke des Opus 59 von Max Reger vorgesehen.

Im Finale erklingt an der Walcker-Orgel von Opus 37 Mendelssohn-Bartholdys ein Präludium und Fuge, sowie von Robert Schumann, aus Opus 56 zwei Kanons nach freier Wahl, die Fuge as-Moll von Johannes Brahms sowie Präludium und Fuge über Bach von Franz Liszt in der zweiten Version.

Dotiert ist der Walcker-Preis mit insgesamt 10 000 Euro – die Hälfte davon für den Sieger, der zweite Preisträger wird mit 3000, der dritte mit 2000 Euro bedacht.

Ziel des Wettbewerbs ist nach Pfaffs Worten, "die Orgeln, die wir haben", einem breiten Publikum bekannt zu machen und gleichzeitig "junge Künstler für romantische Orgeln zu begeistern". Das Interesse an romantischen Orgeln zu denen sowohl die restaurierte Walcker-Orgel, wie auch das originale Späth-Instrument zählten, habe seit den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts nachgelassen, bei Sanierungen im letzten Drittel dieses Jahrhunderts seien diese Instrumente oft ersetzt oder umgebaut worden, weil seit dieser Zeit barocke Bach-Werke wieder dominierend geworden seien und die stark nuancierte und mit vielen Registern arbeitende Musik aus dem 19. Jahrhundert verdrängt habe.

Anders war bei der 1844 erbauten Walcker-Orgel in St. Maria vorgegangen worden: Nach zwei Umbauten zur Pneumatisierung (1900) und Klangaufhellung (1948) war diese 1995 wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt worden und ist heute mit ihren 36 Registern die älteste größere, noch erhaltene Kegelladenorgel von Eberhard Friedrich Walcker.

Der sechste Eberhard-Friedrich-Walcker-Preis wäre vom 13. bis 24. Mai in Schramberg auf der Walcker-Orgel und St. Maria und der Späth-Orgel in Heilig Geist ausgetragen worden. Er wird auf einen noch nicht festgelegten Termin ins Frühjahr 2021 verschoben. Im Finale sollen Juroren und Zuhörer den Wettbewerbssieger ermitteln, zuvor gibt es zwei Vorrunden vor einer Fachjury unter Vorsitz von Ludger Lohmann.