Steine, so weit das Auge reicht: Die einen liegen schon im Straßenpflaster, die anderen werden für die Neue Mitte gerade frisch abgeladen. Foto: Reutter Foto: sb

Beinahe unheimliche Ruhe vor dem Rathaus. Aber bis Stadtfest ist noch einiges zu tun.

Schramberg - Hey, irgendwie seltsam, es herrscht eine beinahe gespenstische Ruhe vor dem Rathaus und eine merkwürdige Leere. Fast nur noch Steine. Die einen liegen als Pflasterbelag schon da, andere werden palettenweise neu vom Lastzug abgeladen. Kaum Autolärm, wenig Falsch- und Dauerparker, höchstens ein paar Wichtigmacher, die es nicht lassen können, ansonsten tut sich verkehrsmäßig nicht viel im Zentrum.

Unten, dort am Anfang der Hauptstraße, tummeln sich derweil die Autofahrer, die noch nicht richtig wissen, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Immerhin, das Parkhaus öffnet gratis und ist zeitweise so voll, als ob’s in Schramberg gerade was umsonst gäbe – tut es aber nicht.

Irgendwie putzig, der normale Arbeitstag klingt allmählich aus, und immer noch haben sich das Verkehrschaos und Gedränge der "Rush Hour" ums Rathaus nicht eingestellt. Wo bleibt der übliche Transitverkehr durchs Zentrum, wo bleiben die notorischen Rundendreher, die tollen Hechte in ihren schwarzen Limousinen?

Mit dem Verschwinden der letzten Schneereste im Tal hat der Baustellenbetrieb in Schrambergs Neuer Mitte wieder Fahrt aufgenommen. Das ist gut so, und so will man es schließlich haben. Deshalb hat der Durchgangsverkehr in der Schramberger Innenstadt voraussichtlich für die nächsten vier Wochen die schlechteren Karten. Vor dem Rathaus ist nämlich Endstation. Aus, Fini, die untere Hauptstraße ist Sackgasse, der Rathausplatz ist die Wendeplatte.

Manche ortskundige Autofahrer stutzen kurz vor dem Bauzaun, bevor sie wenden, einheimische Ortskundige schimpfen lieber: "Große Kreisstadt Schramberg..!" Letztere haben sich als Schleichweg um die Innenstadt herum ausgerechnet den Brestenberg ausgedacht – aber denkste: Auch dort stehen sie vor "verschlossenen Türen".

Die Dauerbaustelle Maurer mit dem Riesenbaggerloch vor dem aufgeweichten Schlossberghang igelt sich immer noch hinter Baugittern ein. Kein Wunder, aber auch. Die armen Kletterkünstler, die dort den Steilhang mit Spritzbeton absichern müssen!

Der Rathausplatz als verkehrsberuhigte Oase der Stille. Gar nicht so dumm. Aber Obacht, vorne herrscht zwar gerade die Ruhe vor dem Sturm, aber dafür geht’s von hinten her jetzt so richtig ab: Ein Meer von Steinen, palettenweise aufgereiht wie in einem kunstvollen Monument.

Wenn diese vielen Quader abgearbeitet sind, ist’s wieder vorbei mit der Stille, dann wird die Neue Mitte eingeweiht. Automatisch wird dann der Gedanke wieder aufkeimen, dass man sich die Angelegenheit mit den vier, fünf Kurzzeit-Stellplätzen vor dem Rathaus als Bürgerservice doch noch mal durch den Kopf gehen lassen sollte. Denn dann wird sowieso auch wieder lieber falsch geparkt, und die schwarzen Bayern-Limousinen drehen ausdauernd ihre Stadtrunden.

Doch gemach, für die nächsten vier Wochen haben jetzt erstmal die Helden vom Bau die Spielwiese in der Neuen Mitte (fast) ganz für sich allein. Man sieht: Ein steiniger Weg bis zum Stadtfest.