Die Seilbahn hätte eine Länge von 3,3 Kilometern und eine Zwischenstation auf dem Eckenhof. Foto: Stadt Schramberg Foto: Schwarzwälder Bote

Gartenschau: Verwaltung stellt Planungen vor / Im April kommt die Bewertungskommision nach Schramberg

Ideen prasselten wie ein buntes Feuerwerk über den Gemeinderat hinweg: Kein Zweifel, beim Thema Gartenschau sind die Verantwortlichen bereits jetzt im Volldampf-Modus. Die 118 Seiten starke Machbarkeitsstudie zur Landesgartenschau wurde nun vorgestellt.

Schramberg. Das ambitionierteste Vorhaben ist eine Seilbahn. Man könnte bequem am künftigen Stadthaus (heute Realschule) einsteigen und dann gen Sulgen entschweben. Zwischenstation wäre der Eckenhof – der künftige Hotspot für Schwarzwald-Biking –, Endstation der Innovationspark Schießacker hinter dem Wittum, wo der neue Mobilitätspunkt im dortigen Handel- und Gewerbepark entstehen soll.

Auch in Santiago de Chile besitze eine Seilbahn eine herausragende Rolle im öffentlichen Personennahverkehr, unterstrich Rudolf Mager, Fachbereichsleiter Umwelt und Technik, in seiner Präsentation. Übrigens: Eine Seilbahn als Verkehrsmittel für Schramberg wurde bereits 1940 diskutiert. Die Firma Junghans wollte mit einer siebenminütigen Schwebefahrt die Arbeiter von ihren Wohnungen in Sulgen zum Arbeitsplatz nach Schramberg transportieren.

Eine Alternative wäre ein E-Shuttle-Service mit einem autonomen Fahrdienst nach Sulgen über die "Alte Steige".

Zentraler Festplatz der Gartenschau soll der Rasensportplatz in Sulgen werden. Dort könnten die Großveranstaltungen über die Bühne gehen – auch wenn hinterher die Rasentragschicht erneuert werden muss.

Mehr Einwohner, mehr Attraktivität und mehr Wohnraum: Diese übergeordneten Zielen werden auch mit der Gartenschau verfolgt. Die schwächelnde Urbanität der Talstadt soll belebt werden. "Die zweite Reihe in der Talstadt fällt ab", konstatierte Mager. Daher müsse diese belebt werden, wobei insbesondere die Schiltach revitalisiert werden solle.

Schramberg soll Ankerstadt werden, um das demografische Ausbluten der ländlichen Räume und den Verlust der regionalen Kultur zu verhindern. Der Abwanderung aus den Dörfern soll gegengesteuert werden.

Damit die Bewerbung erfolgreich sei, müsse man sich von den übrigen 15 bis 20 Bewerberstädten abheben, mahnte Mager. Man wolle sich daher keine bequeme Bewerbung machen, sondern müsse alle laufenden Projekte anlässlich des Themas Gartenschau hinterfragen. Er verwies dabei beispielsweise auf die Brücke beim Gymnasium.

Schramberg hat einige Pfunde, mit denen die Stadt wuchern kann. Der starke Industriestandort verfügt über 11 500 Arbeitsplätze. Erstklassige Unternehmen mit vielen kreativen Tüftlern sind ein Motor für die Region. Der Innovationspark Schießacker auf dem Sulgen soll eine Reallabor für Industrie 4.0 werden und Lebens- und Arbeitswelten verbinden.

Zudem gibt es vielfältige Angebote für Naherholung, Freizeit und Tourismus. Ein Schulcampus in der Talstadt soll die Bildungslandschaft erweitern. Auch die Pläne zur Ansiedlung für eine Außenstelle einer Hochschule sind noch nicht zu Grabe getragen.

Mit den umliegenden Städten werde man, so Mager, schon alleine deshalb kooperieren, da in Schramberg der Bahnanschluss fehle. So könnten Besucher per Bahn bis St. Georgen oder Schiltach fahren und den Rest mit Bussen zurücklegen.

"Es braucht Esprit und Emotionen. Wir werden nur Erfolg haben, wenn alle dahinter stehen", sagte Mager. Er habe bisher aber nur positive Signale vernommen – sei es von Bürgern oder Gemeinderäten.

Zeitplan

Die Bewerbung wurde am 22. Dezember beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz abgegeben, wie OB Thomas Herzog informierte. Im April wird eine zehnköpfige Kommission zu Gast sein und sich das Ganze drei Stunden lang anschauen. "Da müssen wir wie eine Eins dastehen", merkte Thomas Brantner (CDU) an. Im Sommer wird dann der Zuschlag für die Gartenschau vergeben – Schramberg hofft auf das Jahr 2026, denkbar wären aber auch 2028 oder 2030.

Weitere Informationen: Die komplette Machbarkeitsstudie kann im Internet unter www.schramberg.de/de/Unsere-Stadt/Rathaus/Projekte/Landesgartenschau angeschaut werden.

  Finanzierung

Bei der Gartenschau geht es natürlich auch ums Geld – um viel Geld. Ein Durchführungshaushalt für Shows und Rückbauarbeiten hat ein Volumen von zehn Millionen Euro. Über Eintritte und Sponsoren sollen 8,5 Millionen abgedeckt werden, der städtische Zuschuss würde also bei 1,5 Millionen liegen.

Für die Daueranlagen sollen zwölf Millionen Euro investiert werden. Die größten Projekte im Einzelnen:   Wittum-Gartenschaugelände (6,23 Millionen Euro)

Der neue Landschaftspark (17,8 Hektar) soll weit über die Gartenschau hinaus nachwirken. Die vorhandenen Anlagen sollen zu einem Spiel-, Sport- und Freizeitpark erweitert werden. Zudem ist ein großer See (ein Hektar) angedacht.   Turm, Haus am See (2,5 Millionen Euro) Im Zentrum des Parks ist ein Aussichtsturm geplant. Hinzu kommt eine Gastronomie in einem "Haus am See", die die Besucher, aber auch Vereine, beherbergen könnte.   Bürgerpark an der Schiltach (1,3 Millionen Euro)

Maßnahmen für Gewässerökologie, Stadtgestaltung und Hochwasserschutz sollen umgesetzt werden. Die Reaktivierung von Brücken soll die trennende Funktion der Schiltach aufheben. Der Bürgerpark gliedert sich in die Bereiche Schlossgarten, Schiltachwinkel und Gumpenwiesen, wo eine Spiel- und Liegewiese entstehen soll.   Terrassenpark (720 000 Euro)

Über den Park der Zeiten und die Charlottenhöhe soll eine durchgängige Verbindung zwischen Talstadt und Eckenhof geschaffen werden. So könnte auch der enge Steighäusleweg komfortabler werden. Doch auch die Stadtteile sind ein Teil der Gartenschau.

In Tennenbronn ist beispielsweise eine Revitalisierung des Kurparks, ein Wasserspielplatz im Freibad sowie ein Bernecksteig entlang der Schiltach nach Schramberg geplant.

In Waldmössingen sollen am Heimbach beim Erlebnisbauernhof ein Familienfreizeitgelände sowie ein Familienwanderweg entstehen.

In Schönbronn ist eine Spazierrunde und eine grüne Verbindung nach Sulgen vorgesehen.

In Heiligenbronn werden die Eschach und ihre Quellen revitalisiert.