Walter Glenz hat das Buch von Horst Poller "mit Interesse" gelesen. Foto: Wegner

Horst Poller wartet zum Jubiläum mit "Anmerkungen" auf. Geschichte und Geschicke beleuchtet.

Schramberg - Ihr 150-jähriges Bestehen feiert die Firma Junghans in diesem Jahr. Dazu hat Horst Poller, Ehemann der Tochter Lore von Arthur Junghans II, ein Buch über "Firma und Familie – Anmerkungen zu 150 Jahren Junghans-Uhren" herausgegeben. Er habe sich zu dem Buch entschlossen, da er der letzte Familienangehörige sei, der aktiv im Management mitgewirkt habe, macht der Autor, der vor der Übernahme von Junghans durch Diehl in den 50er-Jahren selbst im Management tätig war, deutlich.

"Als Familiengeschichte nicht schlecht, vor allem wie er die einzelnen Generationen aufgearbeitet hat", beurteilt Susanne Luschka das neu erschienene Werk. Sie hat ebenfalls eine besondere Beziehung zur Schramberger Traditionsfirma. Ihr Vater Viktor, Sohn von Frida, geborene Landenberger, war zusammen mit Helmut Junghans und Arthur Junghans II in den Jahren vor der Übernahme durch Diehl Vorstand in der damaligen Aktiengesellschaft. "Aus seiner Sicht umfassend berichtet", beurteilt Susanne Luschka die rund 200-seitigen "Anmerkungen" Pollers. Sehr gefreut habe sie sich darüber, dass der Autor das Wesen ihres Vaters gut getroffen habe, auch indem er ihn als "Mediator" im Vorstand zwischen den beiden Junghans-Verwandten im Vorstand beschrieben habe.

"Mit Interesse gelesen" hat Buchhändler Walter Glenz das Werk und er, zwar alter Schramberger, aber eben "nicht so in der Uhrentradition verwurzelt", beurteilt es als ein Werk, das die Firmen- und damit auch die Stadtgeschichte Schrambergs beleuchtet. Er hätte sich gewünscht, dass der "etwas trockene biographische Stil" des Autors durch Anekdoten etwas aufgelockert worden wäre. "Mit fehlt noch etwas Fleisch dran", sagte Glenz nach der Lektüre, indes "gegen die Biographie ist nichts einzuwenden".

Während Susanne Luschka den Stammbaum der mit ihren Vorfahren verschwägerten Familie Junghans natürlich aufs Genaueste kennt, habe er "immer wieder im abgebildeten Stammbaum nachschauen müssen, um nicht den roten Faden bei den Söhnen, Neffen und Töchtern zu verlieren", gibt Glenz zu.

Dass Poller, früher Herausgeber von "Bonn Aktuell" und Autor zahlreicher Bücher die "feindliche" Übernahme von Junghans durch Karl Diehl wenig positiv sieht, ist für die Leser verständlich, zumal Diehl ihm den einst erstrebten Sitz im Vorstand verwehrte. 1966 habe ihm ein leitender Mitarbeiter geschrieben, dass Junghans nun vier Geschäftsführer habe, von denen jeder den anderen fürchte "und alle vier fürchten wiederum Karl den Großen in Nürnberg". Die Ära Diehl von 1964 bis 2000 bezeichnet Poller als "Der Niedergang" und "das Ende der Kontinuität" und stellt fest, dass "Diehl Junghans nur ausgeschlachtet" habe. Der Konzern habe nur behalten, was für ihn wertvoll gewesen wäre, nämlich die Wehrtechnik und die Grundstücke, der Rest sei abgestoßen worden und in der Insolvenz gelandet.

Diehl habe es sich mit Junghans-Uhren zwar nicht leicht gemacht und versucht, aus Junghans etwas zu machen, es sei ihm aber nicht gelungen und er habe "am Ende doch aufgeben müssen". Nürnberg habe sich an den Problemen bei Junghans die Zähne ausgebissen, aber es seien Probleme gewesen, die Diehl selbst geschaffen habe. Dies mag durchaus seine Sicht der Dinge sein, aber es gab auch viele Junghansianer, die das anders sahen: "Ohne Diehl wäre bei Junghans schon viel früher das Licht ausgegangen", heißt es eben auch.

Das Buch: Horst Poller, Firma und Familie, Anmerkungen zu 150 Jahren Junghans-Uhren, Olzog-Verlag, Euro 19,90