Gemeinderat: Wenig Informationen zum Popup Labor, dafür viele zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft / Im Oktober zu Gast
Statt ausführlich über das kommende Projekt Popup Labor "Digital Schramberg" informiert zu werden, mussten sich die Stadträte vor allem eine Präsentation über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft anhören. Das gefiel ihnen gar nicht.
Schramberg. Das Projekt Popup Labor "Digital Schramberg" stand als erster Punkt auf der Tagesordnung der Sitzung des Verwaltungsausschusses. Allerdings stellte nicht Projektleiter Norbert Fröschle vom Träger Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart das Popup Labor vor, sondern Geschäftsführerin Henriette Stanley von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Das machte insofern Sinn, als dass die Stadt Schramberg, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg und das Innovationsnetzwerk Schwarzwald-Baar-Heuberg den Zuschlag für die Ausrichtung bekommen haben, zusammen mit einem lokalen Partnernetzwerk der Region. Zum dem gehören zum Beispiel die Hochschule Furtwangen HFU, das Steinbeis-Transferzentrum Infothek Villingen-Schwenningen, die Südwestmetall Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau und eine Reihe von Unternehmen.
Da Stanley, Nachfolgerin von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auf dem Geschäftsführerposten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zu spät kam ("Ich habe nicht gedacht, dass Schramberg so eine Rushhour hat"), zog Eisenlohr zwei Tagungsordnungspunkte vor.
Als Stanley an der Reihe vor, nutzte sie die Zeit vor allem für eine Präsentation der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und berichtete ausführlich mit einem Powerpoint-Vortrag über deren Aufbau und Aufgaben. Die Stadträte waren jetzt umfassend darüber informiert, welchen Job Oberbürgermeisterin Eisenlohr vor ihrem jetzigen Amt gehabt hatte. Erst danach ging Stanley noch kurz und abstrakt auf das Popup-Labor ein und verteilte das Programm der Veranstaltung in Schramberg, ohne es detailliert zu erläutern.
Keine Hand rührte sich zum Beifall, als sie ihren Vortrag beendete. Stattdessen gab es harsche Kritik. "Ich habe etwas anderes erwartet, nicht nur Schlagwörter, sondern auf Schramberg bezogen, um was es bei Digital Schramberg geht. Zum Popup Labor habe ich nichts Wesentliches erfahren, also nachliefern", machte Ralf Rückert (Freie Liste) seinem Unmut Luft. Eisenlohr sprang ihrer Nachfolgerin zur Seite und meinte, eingeladene Referenten wären frei in der inhaltlichen Gestaltung, man ließe sich die Vorträge nicht vorlegen und würde nicht zensieren. Jetzt meldete sich Thomas Brantner (CDU) mit einem Antrag zur Geschäftsordnung: Jetzt müsse es nur noch um das Popup Labor gehen und um keine anderen Themen.
Eisenlohr ließ allerdings nicht abstimmen – ob sie den Antrag nicht mitbekommen hatte, blieb offen – zog jetzt allerdings das Thema an sich und erzählte im Schnelldurchgang einiges über das Projekt. Sie wiederholte am Ende ihres Beitrags, was sie auch schon im Interview auf der Webseite des Projekt gesagt hatte, dass sich der Ausrichtungsort, der Junghans-Gewerbepark in der Schramberger Talstadt, sich weiter in Richtung "Forschungs- und Innovationscampus" entwickle, ja, sie hielt auch eine Außenstelle einer Hochschule für denkbar.
Es ging dabei unter, weil es nicht zur Sprache kam, dass die "Innovationswerkstatt auf Zeit" vom 19. bis 23 Oktober in der Szene 64 nicht nur für den Landkreis Rottweil, sondern auch die Kreise Schwarzwald-Baar und Tuttlingen Station macht und dass Schramberg als Akteur und austragende Stadt eine wichtige Rolle einnimmt. Nicht erwähnt wurde auch, dass die Technologiebeauftragten der Landesregierung im August mehrere tausend Einladungsschreiben an die mittelständischen Unternehmen der Region versendet haben, dass parallel dazu das jetzt verteilte Programm mit den Partnern und Unternehmen vor Ort ein auf die Region und die derzeitige Situation angepasst wurde. "Das Popup Labor BW will den Mittelstand vor Ort dabei unterstützen, neue Wege auszuprobieren, innovative Ideen zu generieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln", hatte Projektleiter Norbert Fröschle vom Projektträger Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart beim Start der Promotion für das Projekt erklärt.
Stadträte als wichtige Multiplikatoren könnten in ihren Netzwerken für Teilnahme am Projekt werben, so sie denn informiert und überzeugt davon wären. Dafür dürfte der Donnerstagabend im Großen Ratssaal keinen großen Beitrag geleistet haben.
Weitere Informationen:www.popuplabor-bw.de